Wattenscheid. „Wattenscheid im Laufe der Zeit”. Dies könnte ein Titel für einen „Zeitspiegel” sein. Ist es aber nicht, es ist die erste und einzige Schrift von Liselotte Rauner in der Reihe „Beiträge zur Geschichte der Stadt Wattenscheid”.
Zur 555-Jahrfeier begründet der Heimat- und Bürgerverein (HBV) die Reihe. Liselotte Rauners Beitrag ist der zweite Band von mittlerweile über 30 Werken der Geschichtsreihe.
Liselotte Rauner wird 1920 in Bernburg an der Saale als Lieselotte Clemens geboren. Seit 1948 lebt sie zusammen mit ihrem Mann Walter Rauner in Wattenscheid. Als Schriftstellerin ist sie ab 1967 in der Literarischen Gesellschaft Gelsenkirchen tätig. Eine ihrer ersten Veröffentlichungen ist das Gedicht „Wahlheimat Wattenscheid” in der Zeitschrift „Westfalenspiegel”. 1970 erscheint ihr erster Gedichtband „Der Wechsel ist fällig”. Gedichte und Kurzprosa greifen vor allem sozialkritische Themen auf. Bereits 1969 erhält sie den Preis des Werkkreises Literatur der Arbeitswelt, 1986 bekommt sie den Literaturpreis Ruhrgebiet, 1993 die Ehrenplakette der Stadt Bochum.
Noch mit 80 ging sie in die Schulen
Um selbst die Literatur zu fördern begründet sie zum Gedächtnis an ihren Mann die Liselotte-und-Walter-Rauner-Stiftung, die die Lyrik in Nordrhein-Westfalen fördern soll. Von 1953 bis zu ihrem Tode im Jahr 2005 wohnt sie in der Heinrichstraße (spätere Stresemannstraße) 48. Eine Gedenkplakette an der Fassade des Hauses erinnert an sie. Ihre Lesungen finden an unterschiedlichen Orten statt. „Lilo”, wie sie von ihren Freunden genant wird, ist im Gemeindesaal genauso wie vor dem Werkstor aktiv, geht noch zu ihrem 80. Geburtstag in die Schulen. Mensch, Gesellschaft, Arbeit und Umwelt sind in ihrem Focus.
Ihr literarischer Nachlass kommt noch vor ihrem Tode zum Stadtarchiv. An der Wand der Wattenscheider Stadtbücherei erinnert ein Portrait-Gemälde aus dem Nachlass an sie. Und nun wird die Hauptschule Wattenscheid ihren Namen bekommen, in deren Schulbezirksgrenzen Liselotte Rauner einst wohnte.
Ältester Teil stammt aus dem 19. Jahrhundert
Die bisherige Hauptschule Wattenscheid-Mitte residiert in zwei Schulkomplexen an der Voedestraße. Der ältere Teil an der westlichen Voedestraße stammt bereits aus dem 19. Jahrhundert. Dort entstand die evangelische Altstadtschule. Es ist der erste Schulneubau, nachdem die Schule neben der evangelischen Kirche am Alten Markt zu klein geworden war. Der zweite Standort liegt ebenfalls an der Voedestraße und beherbergte ursprünglich das städtische Lyceum, das spätere Mädchengymnasium. Auch die ersten Gebäudeteile stammen aus dem 19. Jahrhundert.
1929 beschließen die Stadtverordneten, beide Schulen zu erweitern und die Bausubstanz zu verjüngen. Die Altstadtschule bekommt an der Südseite einen Anbau, der gegenüber dem Altbau bewusst große Fenster erhält. Die Fenster sind nach Süden und Osten ausgerichtet und sollen für lichtdurchflutete Klassenzimmer sorgen. 1931 wird der neue Gebäudeteil bezogen.
Neubau kostet 360 000 Reichsmark
Das Lyceum erhält einen Anbau am Rande der Voedestraße. Der älteste Gebäudeteil wird später hierfür abgerissen und durch den 1930 bezogenen Neubau ersetzt. Im hinteren Teil, zum Schulhof hin, bleibt ein Teil des Altbaus, der ursprüngliche zweite Bauabschnitt, bestehen. 360 000 Reichsmark kostet der Neubau der Altstadtschule, in das Lyceum werden 220 000 Reichsmark investiert.
Neben dem damaligen Neubau des Lyceums wird heute der Neubau der Hauptschule errichtet. Gesamt-Investition: 12,7 Millionen Euro.