Wattenscheid. Die Deponie Becker in Günnigfeld hat schon in der Vergangenheit für reichlich Zündstoff gesorgt – bei besorgten Anwohnern und Politikern. Und das Thema kocht erneut hoch: Neue Fragen wirft die geplante Erweiterung der Deponie auf, denn es könnte künftig "brisanter Abfall" dort landen.
Bislang war die Rede davon, dass dort weniger bedenklicher Müll der Schadstoffklassen 0 und I abgekippt wird. „Nun scheint nicht ausgeschlossen, dass dort brisanter Abfall bis hin zur Deponieklasse III landen könnte”, sorgt sich der UWG-Vertreter Heinz-Werner Linke.
Grundlage seiner Information ist eine Anfrage der UWG-Ratsfraktion an die Bezirksregierung. In der Antwort wird unter anderem auf ein Gespräch zwischen Stadt Bochum und der Firma Becker Bezug genommen, in dem es um die Ortsumgehung Günnigfeld und deren Auswirkungen auf die Deponie ging. Dabei habe „die Firma – abweichend von den gegenüber der Bezirksregierung Arnsberg im September 2009 vorgestellten Planungsabsichten – mitgeteilt, nunmehr einen Deponieabschnitt mit höherem Schadstoffpotenzial (gegebenenfalls bis Deponieklasse III) zu planen”. Solche Absichten hat die Becker GmbH bisher aber noch nicht in Arnsberg vorgetragen.
Deponiebetreiber hüllt sich in Schweigen
Das Unternehmen als Deponiebetreiber hüllt sich in Schweigen: „Kein Kommentar zu diesem Thema”, hieß es am Donnerstag seitens der Unternehmensleitung auf Anfrage der WAZ.
Zum Hintergrund: Die ehemalige Thyssen-Krupp-Deponie teilt sich in mehrere Ablagerungsbereiche. Da die Bereiche eins und zwei als Altbereiche nicht alle Anforderungen der geltenden Deponieverordnung und des für die Deponieklasse I definierten Standes der Technik einhalten, hatte die Bezirksregierung Arnsberg den Ablagerungsbetrieb im Juli vergangenen Jahres gemäß den Übergangsfristen der Deponieverordnung einstellen lassen.
Für den geplanten Erweiterungsbereich drei, neben dem Bereich zwei an der Osterfeldstraße gelegen, signalisierte die Firma Becker im Rahmen eines Gesprächs mit Vertretern der Bezirksregierung Anfang September 2009, dass sie eine Deponie der Klasse 0 (Erdaushub etc.) plane. Dabei erläuterte die Bezirksregierung auch die daraus folgenden materiellen und formellen Randbedingungen. Aktuelle Planungsunterlagen dazu habe das Unternehmen aber noch nicht vorgelegt. „Offiziell haben wir bislang auch nichts anderes von der Firma gehört”, so Pressesprecherin Julia Beuerlein von der Bezirksregierung. Allerdings ist offenbar inoffiziell etwas nach Arnsberg gedrungen – deshalb wurde Becker zum Informationsgespräch eingeladen.
Noch keine Klarheit zwischen Stadt und Firma Becker
Aufgrund des Bebauungsplans für Teil zwei der Ortsumgehung Günnigfeld wird die Deponie im Bereich der Böschung für die Trassenführung angeschnitten, die Stadt braucht aus allen drei Schüttbereichen einen Geländestreifen. „Wir haben noch nicht gekauft, sind aber in Gesprächen mit dem Eigentümer”, erklärt dazu Stadtsprecherin Barbara Gottschlich.
Es heißt, dass der Grunderwerb für diese neue Ortsumgehung weitgehend abgeschlossen ist – nur mit der Firma Becker habe die Stadt noch keine Klarheit erzielt. Heinz-Werner Linke spekuliert, dass hinter den Kulissen gepokert wird: „Vielleicht will Becker auch gar keine Deponie-Erweiterung, die ja teuer ist, sondern will erreichen, dass vorhandene Deponieflächen weiter genutzt werden können.”