Wattenscheid/Bochum. Am Samstag protestieren Tierfreunde und das Bündnis für Tierrechte gegen den Höntroper Karnevals-Brauch Gänsereiten. Die Demo startet um 12 Uhr auf dem Dr.-Ruer-Platz in Bochum. Im Vorfeld sprach Annette Wenzig mit Michael Siethoff von der Tierschutzpartei.
Was kritisieren Sie am Gänsereiten?
Michael Siethoff: Nicht nur, dass dafür ein Tier getötet wird, sondern die Art und Weise, wie mit dem toten Tier umgegangen wird. Es dient der Belustigung und ist darüber hinaus eine Gewaltdarstellung, die – egal ob bei Mensch oder Tier – einfach nicht in Ordnung ist und zur Verrohung der Gesinnung in dieser Gesellschaft beitragen kann. Außerdem hat sich die Einstellung zu Tieren in unserer Gesellschaft gewandelt, was ja auch ins Grundgesetz aufgenommen wurde.
Sie sagen, die Stadt Bochum solle in Sachen Tierschutz Nachhilfe in Dortmund nehmen. Was ist dort passiert?
Michael Siethoff: In Dortmund gab es eine ähnliche Veranstaltung, das so genannte Gänseköppen. Dabei sollte, ebenfalls im Rahmen eines Volksfestes, einer toten Gans mit einem stumpfen Messer der Kopf abgetrennt werden. Das Ordnungsamt hat den Akteuren verboten, dafür ein echtes Tier zu nehmen – mit der Begründung, dass auch toten Tieren eine Würde zugestanden wird, die beinhaltet, dass man mit dem toten Tier nicht zur Volksbelustigung herumspielt und seinen Körper zerfleddert. Das Ritual des Gänseköpppens wurde außerdem als nicht mehr zeitgemäß bezeichnet.
Wie sollte das Gänsereiten denn künftig aussehen?
Michael Siethoff: Bei Schützenfesten wird doch auch kein echter Vogel von der Stange geschossen, und auch beim Kinder-Reiten gibt es die Möglichkeit mit dem Hufeisen. Das Ganze symbolisch darzustellen, das sollte doch eigentlich kein Problem sein.