Wattenscheid. Als Chef der Werbegemeinschaft machte er von Anfang an Front gegen das Factory Outlet an der Berliner Straße. Im WAZ-Interview bezieht Wolfgang Dressler Stellung zur „Lex Steilmann”.

Welche Schlüsse ziehen Sie aus unserer gestrigen Berichterstattung?

Dressler: Die Thematik hat eine politische und eine juristische Komponente. Was es politisch noch zu diskutieren gibt, erschließt sich mir nach nunmehr sieben Jahren weniger denn je. Juristisch gilt: Ob und wie die Firma Radici und oder die Stadt Bochum mit ihrer Duldung eines derartigen Geschäfts gegen geltendes Recht verstößt, werden wir überprüfen. Gegebenenfalls werden wir dann Schritte zur Durchsetzung einer Schließung des Outlets einleiten.

Wie bewerten Sie das Verhalten der Politik in dieser Angelegenheit?

Dressler: Bereits bei den ersten Anhörungen zur Genehmigung des Factory Outlets der Firma Steilmann mit damals noch etwa 800 Mitarbeitern und einem Lohnsteueraufkommen in Höhe von 22 Millionen Euro habe ich mich dagegen gewehrt, da sie schon damals im krassen Widerspruch zu den politischen Lippenbekenntnissen aller Parteien im Bochumer Rat stand, die Innenstädte stärken zu wollen.

Was ist vor dem von Ihnen geschilderten Hintergrund von dem sogenannten „Masterplan” zu halten?

Dressler: Alle Gutachten, in die seitens der Verwaltung viele hunderttausend Euro investiert wurden, kamen zu der Erkenntnis, dass ein derartiger großflächiger Einzelhandel außerhalb der Innenstädte nicht genehmigt werden soll. Dass nunmehr, sieben Jahre später, und nach dem Abbau von weiteren 600 Arbeitsplätzen in Wattenscheid durch die Firma Radici allen Ernstes noch über eine derartige Genehmigung diskutiert werden muss, ist nicht mehr als ein schlechter Witz.

Welchen Schaden stellt das Outlet nach Ihrer Ansicht für die Innenstadt dar?

Dressler: Ein Jahresumsatz von 1,5 Millionen Euro entspricht dem von drei bis vier florierenden Boutiquen in der Innenstadt, die etwa zwanzig Mitarbeiter beschäftigen würden.

Hängen denn nicht auch am Outlet Arbeitsplätze?

Dressler: Die Firma Radici hat Mitarbeitern, die gegen rechtswidrige Kündigungen aus dem Jahr 2009 klagen, Abfindungen von bis zu 80 000 Euro geboten, um deren Arbeitsplätze in Wattenscheid abbauen zu können. Vor diesem Hintergrund davon auszugehen, dass mit dem Outlet Arbeitsplätze hier erhalten werden sollen, ist mehr als blauäugig.