Bochum-Wattenscheid. In Wattenscheid wachsen die sozialen Probleme, warnt der Verein GEMI. In der City wird auf neue Beratungsräume gehofft. Hier sind sie geplant.

„Wattenscheid braucht das!“, sagt Ibrahim Eser. Er meint: eine zentrale Begegnungsstätte für Menschen mit Migrationshintergrund, ein Ort für Begegnung, Austausch, Unterstützung. Der Berater des Vereins GEMI hofft mit seinem Team, dass dieser Ort alsbald in der Wattenscheider Innenstadt entstehen wird. Aber es gibt noch Fragezeichen.

Hoher Anteil an Migranten, mehr Arbeitslose als in Gesamt-Bochum, steigende Schuldner-Quote, massive Probleme in Schulen und Familien: Teile von Wattenscheid seien ein „sozialer Brennpunkt“, konstatiert Ibrahim Eser. Das 2017 gegründete „Forum Gemeinsam für Integration“ – kurz: GEMI – will helfen: als „Brückenbauer“ für Migranten und Flüchtlinge, die neu nach Bochum kommen oder schon Jahre und Jahrzehnte hier leben.

Integration in Wattenscheid: Beratungsbedarf ist massiv gestiegen

Vier hauptamtliche Mitarbeiter und 75 Ehrenamtler sind dafür im Einsatz, finanziert durch Fördergelder und Projektmittel u.a. der Stadt und des Jobcenters, sagt Berater Baris Bozdag. Auf seinem Schreibtisch in den Vereinsräumen an der Otto-Brenner-Straße 25 liegt ein Aktenordner, prall gefüllt mit weit über 1000 Namen und Daten der Menschen, die im Laufe dieses Jahres bei GEMI Beistand gesucht haben. Bis zu 50 seien es an einem Tag gewesen, berichtet Bozdag. „Wir waren am Limit.“ Inzwischen werden vorab Termine vergeben, „acht bis zehn pro Tag“.

Auch interessant

Auskünfte zum Bürgergeld und zur Einbürgerung, Hilfestellung bei Formularen, Begleitung bei Behörden- und Arztbesuchen, Sprachförderung, Nachhilfe für Schülerinnen und Schüler, Streitschlichter und Wegweiser: „Bis auf steuerrechtliche und juristische Fragen sind wir für alles und für alle da“, sagt Ibrahim Eser. Der Beratungsbedarf sei enorm. Tendenz: weiter steigend, auch wegen der Flüchtlinge aus der Ukraine, meist Frauen und Kinder, für die GEMI gleichfalls eine wichtige Anlaufstelle geworden ist.

Der Wattenscheider Verein GEMI will in den VBW-Neubau an der Friedrich Ebert Straße 1 einziehen.
Der Wattenscheider Verein GEMI will in den VBW-Neubau an der Friedrich Ebert Straße 1 einziehen. © FUNKE Foto Services | SVENJA HANUSCH

Verein hofft auf baldigen Wechsel in den VBW-Neubau

An der Otto-Brenner-Straße wollen die Mitarbeiter so schnell wie möglich raus. Nicht nur, weil die 120 Quadratmeter längst zu klein geworden sind. Sondern auch, weil die Bedingungen „unzumutbar“ geworden seien, so Baris Bozdag. Die Heizung falle aus, Feuchtigkeit breite sich aus. „Einen Raum können wir schon nicht mehr nutzen.“

Auch interessant

An der Friedrich-Ebert-Straße/Ecke Voedestraße soll der Neustart gelingen. Die Bochumer Wohnungsgesellschaft VBW hat für die Ladenlokale im Erdgeschoss ihres Neubaus konkrete Pläne. Im Haus Nummer 1c wollen Stadt, AWo und AOK bis zum Frühjahr 2024 Bochums ersten Gesundheitskiosk einrichten. Im Haus 1b wird die VBW-Stiftung einziehen. Die 270 Quadratmeter im Haus Nummer 1 sollen als „inklusiver Ort für die Nachbarschaft“ mit der VBW-Stiftung genutzt werden. GEMI gilt als ein potenzieller Kooperationspartner.

VBW: Gespräche sind noch nicht zum Abschluss gekommen

„Das wäre für uns perfekt. Wir können hier unsere Sozialberatungen ausweiten, Veranstaltungen organisieren und die öffentlichen Räume auch anderen Vereinen und Verbänden zur Verfügung stellen. Daran herrscht in Wattenscheid großer Mangel“, meinen Baris Bozdag und Ibrahim Eser. Aktuell gehe es um die Finanzierung. „Wir warten auf Antworten der Stadt und der Politik.“

Die VBW bestätigt Gespräche mit GEMI. Die seien aber noch nicht zum Abschluss gekommen, erklärt Sprecher Dominik Neugebauer auf WAZ-Anfrage. „Schlussendlich wird eine Entscheidung im Rat der Stadt Bochum getroffen.“

Tag der offenen Tür am 6. Dezember ab 13.30 Uhr

Einen Einblick in das „Forum:Vielfalt“ (so der geplante Name des Begegnungsortes) gewährt GEMI am Mittwoch, 6. Dezember. Von 13.30 bis 18.30 Uhr wird zum Tag der offenen Tür eingeladen. „Wir wollen gemeinsam mit allen Bürgern und Akteuren über die Möglichkeiten sprechen, die dieser Ort bietet“, sagt Ibrahim Eser und bekräftigt: „Wattenscheid braucht das!“

Infos: www.forum-gemi.de