Bochum. Eine Kita in Bochum wird geschlossen – früher als gedacht. Die Eltern erreicht die Info zur Unzeit – und nur durch Zufall. Das macht sie wütend.
Gerüchte kursierten schon länger, jetzt herrscht Gewissheit: Die evangelische Kindertagesstätte (Kita) Unterm Regenbogen an der Gelsenkirchener Straße 1 in Bochum-Leithe wird geschlossen. Allerdings früher als gedacht – zum 31. Juli 2025. Das macht viele Eltern wütend. Für sie kommt die Information über das Aus „ihres“ Kindergartens zur absoluten Unzeit. Und noch dazu nicht vom Träger selbst...
Kita-Aus: Eltern greifen Träger an – „Fühlen uns verarscht“
Die Nachricht haben die Eltern nämlich von den Erzieherinnen erfahren. Das war am 31. August, also kurz nachdem das Kindergartenjahr mit neuen Kindern gestartet war. „Das ist richtig mies“, findet Kristin Matsch, die Vorsitzende des Elternbeirats. Im Juni habe sie im Namen aller Eltern extra noch einmal beim Träger, der evangelischen Kindergartengemeinschaft Gelsenkirchen und Wattenscheid, nachgefragt, wie es um die Zukunft der Kita bestellt sei. „Da hieß es, das mit der Schließung dauere noch ein paar Jahre und man mache erst zu, wenn das letzte Kind in der Schule ist.“
Und jetzt das. Die Stimmung in der Elternschaft ist geladen. Das macht ein spontanes Treffen mit der WAZ vor der Kita sehr deutlich. Hier wird auch möglich, was Matsch und die anderen Eltern zuletzt vermisst haben: ein Austausch mit den Verantwortlichen. Monika Vogt, Pfarrerin der Gemeinde in Leithe, ist gekommen. Ebenso Fabian Köhler, Geschäftsführer der Kindergartengemeinschaft.
Sie versuchen, die Wogen zu glätten, haben aber einen schweren Stand. Denn die Eltern sind auf 180. „Ein Teil unserer Kinder wird auf jeden Fall auseinandergerissen“, kritisiert Saskia Voigt. „Da könnte ich heulen.“ Tanja Hilker und Fabienne Loyal berichten, sie hätten Plätze bei einer Tagesmutter bzw. in einer anderen Kita sicher gehabt und abgesagt, weil der Erhalt der evangelischen Kita vorerst gesichert schien. „Und dann wird uns mitten in der Eingewöhnungszeit der Kinder Bescheid gegeben – da fühlt man sich verarscht.“
Den Eltern tut es vor allem um die Kinder leid. Sie hätten sich ganz bewusst für diese kleine Kita mit nur zwei Gruppen entschieden, viele waren selbst früher hier. „Der Kindergarten ist etwas Besonderes, mit einem starken Zusammenhalt innerhalb der Elternschaft und tollen Erzieherinnen. Und nicht so anonym wie die großen mit sechs Gruppen“, sagen sie.
Ausgerechnet in solch eine Kita sollen die Kinder, die 2025 dann noch „übrig“ sind, wechseln. „Für sie besteht die gesicherte Option, mit einigen der Bezugserziehrinnen in unser Familienzentrum an der Harkortstraße zu wechseln“, heißt es vom Träger. Auf Wunsch der Eltern will Fabian Köhler dies allen Eltern auch noch einmal schriftlich geben. Er stellt zudem einen Fahrdienst in die vom Standort Leithe gut zwei Kilometer entfernte Einrichtung in Aussicht.
Die Kita Unterm Regenbogen mit ihren 45 Plätzen muss weichen, weil das gesamte Areal an der Gelsenkirchener Straße überbaut werden soll. Die Diakonie plant dort eine Pflegeeinrichtung für Senioren. Dafür müssen alle bestehenden Immobilien inklusive Kreuzkirche abgerissen werden. Auch die Kita.
„Wir haben lange versucht, die Gebäude zu erhalten und einen Umbau favorisiert“, erklärt Pfarrerin Monika Vogt. „Doch das ist nicht finanzierbar.“ Und auch in diesem Fall sei die Kita geschlossen worden. „Sie müsste aufwendig saniert werden, da sie noch dem Standard der 1970er Jahre entspricht“, heißt es in einer Pressemitteilung der evangelischen Kirche. Dies sei, auch aufgrund der geringen Größe, nicht finanzierbar gewesen.
Dass man die Eltern nicht eher konkret informiert habe, lag aus Sicht des Trägers an der noch ausstehenden Planungssicherheit. Die Pläne der Kirchengemeinde, dass die Diakonie dort etwas bauen möchte, seien der Kitagemeinschaft seit 2022 bekannt gewesen. Alle Eltern seien im Vorfeld der Aufnahmen im Jahr 2022 und 2023 auch über die geplante Schließung informiert worden, „allerdings ohne einen genauen Zeitplan“. Dieser sei noch nicht bekannt gewesen. „Erst bei der Presbyteriumssitzung vom 6. Juli 2023 wurde das Vorhaben der Diakonie final beschlossen. Im Anschluss ergab sich der Termin für die Schließung für den 31. Juli 2025.“
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Dass man auch 2023 noch Kinder aufgenommen habe, begründet die Kindergartengemeinschaft damit, auch noch nächstes Jahr und darüber hinaus Kinder im Stadtteil betreuen zu wollen. Zudem sei ja für eine „sichere Weiterversorgung aller bis zum Schuleintritt in unserer Einrichtung in der Harkortstraße gesorgt“.
Die Kita in einem weiteren Jahr bis 2026 und dann womöglich nur mit einer Handvoll Kinder weiter zu führen, kommt für Fabian Köhler nicht in Betracht. „Wir müssten den kompletten Betrieb aufrecht erhalten, das wäre nicht wirtschaftlich.“ Dieses Problem ergebe sich auch, wenn jetzt viele Eltern ihre Kinder vorzeitig anderswo unterbrächten. „Auch dann wäre früher Schluss“, sagt Köhler. Für diesen Fall müsse man eben noch mehr Kinder an der Harkortstraße unterbringen und diese Kita überbelegen.
Stadt: Verlust von Kitaplätzen wird aufgefangen
In der evangelischen Kindergartengemeinschaft geht man davon aus, dass es trotz der bevorstehenden Schließung der Kita Unterm Regenbogen (45 Kinder in zwei Gruppen) in Leithe noch ausreichend Kindergartenplätze im Umfeld gibt. Etwa durch die Kitas der Arbeiterwohlfahrt, der katholischen Kirche und demnächst Stepke. Letztgenannter Träger wird laut Stadt im Januar 2024 die Kita Sonnenstrahl in Leithe mit fünf Gruppen für insgesamt 85 Kinder eröffnen. Dadurch könne der Verlust aufgefangen werden.
Im Rathaus war man allerdings davon ausgegangen, dass die evangelische Kindergartengemeinschaft selbst für neue Kindergartenplätze sorgt. „Da der Träger zeitgleich einen größeren Ersatzbau geplant hatte, war das Jugendamt mit dem Vorhaben (die Kita Unterm Regenbogen zu schließen, Anm. d. Red.) einverstanden“, heißt es von der Stadt. Inzwischen sei ein Neubau an der Emilstraße in Höntrop geplant, „die Umsetzung wird aber zeitlich nicht mit dem Auslaufen der Kita Unterm Regenbogen einhergehen“. Das wird aus dem Presbyterium der Gemeinde bestätigt.
Für den 18. Oktober sind alle Eltern der Kita zu einem Info-Nachmittag eingeladen, um noch weitere Fragen zu klären und Unsicherheiten anzusprechen.