Bochum-Wattenscheid. Am Wattenscheider Hellweg in Bochum entstehen verschiedene Sorten Craft-Bier. Die kleine Brauerei „Piepnitz“ zielt auf besondere Geschmäcker ab.
Im Ruhrgebiet lässt sich niemand etwas vormachen, wenn’s ums Bier geht. Die einschlägigen Riesen der Branche, ob in Bochum, Essen, Dortmund oder auch im Sauerland können seit Generationen auf ihre Gefolgschaft zählen. Mit denen nimmt es „Piepnitz“ am Wattenscheider Hellweg nicht auf. Zumindest nicht bei der Menge, aber in der Nische für handwerkliches Brauen allemal. Zum Hopfenfest in Bochum macht die Craft-Brauerei so nicht ein Fass auf, sondern gleich sechs.
Alex Pieper und Stella Gränitz, „Piepnitz“ ist eine Kombination aus den Nachnamen, steckten dahinter. Sie schenkte ihrem besten Freund zum Geburtstag ein Bier-Set zum Selberbrauen. Das Ergebnis: Das Fünf-Liter-Fässchen geriet „irgendwie milchig und ziemlich sauer“, erinnert sich Alex, „musste aber auch weg“. Er nahm sich vor: „Das geht besser.“
In einer alten Bochumer Fabrik wird Bier gebraucht
Sein Onkel Fritz, ein Braumeister, gab die Starthilfe, und Alex bestand den Azubi-Fragebogen. „Wir haben dann in seinem Keller mit dem ersten Bier angefangen, einem Pale Ale (ein helles bis kupferfarbenes, obergärig gebrautes Bier, Anm. d. Red.), und das war gleich richtig, richtig lecker“, erzählt der heutige Geschäftsführer. So wagte er sich an die ersten vier Sorten und wollte dann auch mehr davon brauen.
Nachdem er die notwendigen Genehmigungen bei der Stadt eingeholt hatte, stieß er irgendwann auf das Gerätehaus der alten Neonröhrenfabrik am Hellweg in Wattenscheid. Das bot den Platz für Sudhaus, Lager und Verkaufsraum, der Schritt zur Brauerei konnte 2015 gemacht werden. „Wir haben unsere Seele für grandioses Bier und das Handwerk verkauft“, halten die Gründer auf der Homepage www.piepnitz.de (Externer Link) fest.
Ein kreativer Umgang mit den Geschmacksrichtungen
Nach der Totalrenovierung konnte das Sudhaus 2021 eingeweiht werden. Dort herrscht im Moment wie auch im Lager, ziemlich Ebbe, denn das Bochumer Hopfenfest in diesen Tagen lässt sich „Piepnitz“ nicht entgehen. Vier Sorten sind ständig im Anstich, dazu gibt es zwei besondere Kreationen. Macht insgesamt sechs verschiedene Biere, die vor dem Bergbaumuseum kredenzt werden.
„Wir sind Kreativbrauer“, unterstreicht Alex, „und machen auch mal, worauf wir Bock haben, auch wenn’s schief geht“. Bockbier gibt es übrigens auch ebenso wie Märzen-Bier oder im Winter ein Porter mit schokoladigem Touch. „Man kann sich doch mal überlegen, welches Bier zu einem guten Essen passt, dafür haben wir uns mit einem Koch zusammengesetzt und was zusammengestellt.“
Auch interessant
Mit den Großbrauereien können und wollen sie sich nicht messen, „da kämen wir schnell unter die Räder“, stellt Alex fest. Am Hellweg wuchs die Ausstattung langsam mit den Ideen, den Sorten und der Zahl der Anhänger. Das Maische-Paddel zum Umrühren wie im ersten Gärkessel, der noch ein Topf war, und den Hand-Verkorker haben sie noch, mehr zur Erinnerung.
Bio-Biere und Alkoholfreies stehen auf dem Wunschzettel
Inzwischen gibt es eine Reihe von Verkaufsstellen, und Events in der Region sowie die eigenen Tastings, entweder in den eigenen Räumen für Gruppen bis zu 30 Personen oder bei Interessierten in deren vier Wänden. „Inzwischen suchen wir schon Verstärkung, um die Tastings zu stemmen, wir sind oft ausgebucht“, sagt Alex lächelnd und stolz. Und in einer befreundeten Brauerei in Detmold entsteht hin und wieder ein kompletter Sud für die Wattenscheider. 2022 entstanden so 140 Hektoliter unter dem Piepnitz-Label.
2024, so braut es im Ideenkessel, will die Craft-Brauerei alkoholfreies Bier herstellen, „das ist ein Riesentrend, aber es gibt noch wenige, und wenige richtig gute darunter“, meint er. Auch an Bio-Biere wollen sie sich herantasten. „Doch die Bio-Hopfensorten sind sehr speziell im Geschmack, da lernen wir noch.“ Denn am Hellweg steht man noch selbst am Kessel.
Der Werksverkauf am Wattenscheider Hellweg 145, Ecke Im Loh, ist freitags von 16.30 bis 19 Uhr.