Bochum-Wattenscheid. Ulrich Sauter, Leiter der Merian-Gesamtschule in Wattenscheid, geht in den Ruhestand. Er blickt zurück und verrät, wie es um die Nachfolge steht.
Seinen letzten Schultag hat Ulrich „Uli“ Sauter (64) am 31. Januar. Dann geht der beliebte Schulleiter der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule in Wattenscheid in den Ruhestand. 1300 Schülerinnen und Schüler sowie 135 Lehrkräfte werden ihn verabschieden. Im Interview spricht er von den schönsten Momenten, Herausforderungen, davon wie er die komplette Schule gestrichen hat und von einer besonderen Inliner-Tour.
Herr Sauter, was hat sich in den vergangenen Jahren verändert, in denen Sie Schulleiter waren?
Ich habe zum Beispiel die Schülersprechstunde eingerichtet, die immer mittwochs in der Mittagspause stattfindet. Außerdem gilt bei mir das Open-Door-Prinzip, meine Tür ist bis auf wenige Ausnahmen immer geöffnet. Ich habe zudem die Schule gestrichen. Als ich 2009 hier angefangen habe, war alles grau.
Das ist nun nicht mehr der Fall.
Schülerinnen und Schüler haben mir beim Streichen freiwillig dabei geholfen, nach dem Unterricht oder in den Ferien, viele Wochen. Ich bin mir da auch nicht zu schade, mit meinen Arbeitsklamotten rumzulaufen. Daraus ist ein Unterrichtsfach entstanden, als Ergänzungsstundenfach, das in der neunten und zehnten Klasse gewählt werden kann: Wie hänge ich ein Bild auf, wie tapeziere ich? Diese Dinge lernen die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel. Aktuell streichen wir Sitzmöbel für das Forum. Außerdem ist in den vergangenen Jahren viel im Bereich Unterrichtsentwicklung passiert, neu etabliert ist der Ankerraum, in den Schülerinnen und Schüler sich zurückziehen können.
Ulrich Sauter: Zur Person
Ulrich Sauter ist 2009 stellvertretender Schulleiter der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule in Wattenscheid geworden. Seit 2017 ist er Schulleiter, hat die Schule zuvor zwei Jahre kommissarisch geleitet.
Bevor er nach Wattenscheid kam, war er Lehrer an der Gesamtschule Gartenstadt in Dortmund. Seine Fächer sind Sport, Gesellschaftslehrer, Pädagogik sowie zwischenzeitlich Sozialwissenschaften.
Was waren denn die größten Herausforderungen in Ihrer Zeit als Schulleiter?
Auch interessant
Dazu gehört die Corona-Zeit, die einen echt ans Limit gebracht hat. Die großen Verlierer sind die Sechstklässler, die zwei Jahre nur Fernunterricht hatten. Die sind während der Pandemie in die Fünf gekommen und dann in die Sechs. Das zeigt sich nun, sie sind nicht sehr diszipliniert, man merkt, dass die Unterstützung zuhause oft nicht so war, wie sie hier gewesen wäre. Eine weitere Herausforderung war, dass ich nach dem Wechsel meines Vorgängers mehrere Jahre die Aufgaben des Schulleiters und Stellvertreters zugleich übernommen habe.
Trotz der vielen Aufgaben hatten Sie auch immer Zeit für Unterricht.
In der Regel habe ich zehn Stunden pro Woche gegeben. Unterricht ist für mich das Sprachrohr der Schülerinnen und Schüler. Ich habe in den unterschiedlichen Jahrgangsstufen immer mitbekommen, was los ist. Die Schülerinnen und Schüler kennen mich, ich habe ein gutes Verhältnis zu ihnen. Zu Schuljahresbeginn bin ich in jede Klasse reingegangen und habe sie begrüßt.
Was hat Sie an Ihrem Job am meisten begeistert?
Der Umgang mit den Schülerinnen und Schülern, ich habe tolle Lerngruppen begleitet. Jeden Tag prasseln Sachen auf einen ein, positive wie negative. Was sehr positiv war: Ich habe mit einem Sportkurs einen Spendenlauf gemacht – auf Inlinern. Ich war lange Jahre Vorsitzender des Inlinerverbandes und Ausbildungsleiter. Der Lauf ging aus Frankreich nach Koblenz, etwa 350 Kilometer. Wir haben circa 3500 Euro für den Kinderhospizdienst gesammelt. Positive Erinnerungen sind auch die Erlebnisse mit dem Kollegium, die Lehrerausflüge oder das Zusammensein, zum Beispiel bei der traditionellen Dienstbesprechung im Sommer und Winter.
Was wird Ihnen am meisten fehlen?
Die Schülerinnen und Schüler werden mir am meisten fehlen und das Kollegium. Wir haben hier wirklich ein tolles Kollegium mit einem immensen Zusammenhalt, das hat auch eine Studie ergeben.
Steht bereits fest, wer Ihre Nachfolge antritt?
Auch interessant
Das wird sich Mitte März entscheiden. Die Stelle ist ausgeschrieben und es gibt Bewerber*innen.
Wer auch immer dann Schulleiterin oder Schulleiter sein wird: Was wünschen Sie Ihrer Schule für die Zeit nach Ihrem Ruhestand?
Dass sie in meinem Sinne weitergeführt wird. Ich würde mir wünschen, dass ein Teil von mir in der Schule drin bleibt.
Und was haben Sie persönlich für die nächste Zeit geplant?
Ich ziehe an die Mosel, dort haben wir vor zwölf Jahren das Elternhaus meiner Frau gekauft, ein altes Fachwerkhaus, in dem es auch Ferienwohnungen gibt, um die ich mich kümmern werde. Ich werde mich weiter um den Umbau kümmern, einem befreundeten Winzer im Weinberg helfen oder Tourguide für unsere Gäste sein. Außerdem möchte ich viel Fahrrad fahren, Inlineskaten und Trekking machen.