Wattenscheid-Westenfeld. Nach der Corona-Pause begeistert das Zirkusprojekt der Wattenscheider Gesamtschule mit der Gala. Neu ist das Fördergerüst, geblieben der Zauber.
„Zurück!“ hat „Watt’n Zirkus“ die große Gala genannt, so kurz und prägnant, dass fast vergessen wird, dass dahinter zwei Jahre Corona-Pause liegen. Und auch satte 30 Jahre, die das eigentlich als Projekt an der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule (MSM) aufgelegte Spektakel schon auf dem elastischen Artisten-Buckel hat. Aufbau, Lampenfieber, Applaus - es war alles zurück in den 90 Minuten, die die Schüler und Ehemaligen der MSM in die Manege der Turnhalle brachten.
In der Kulisse drehen sich die Seilscheiben: Bochumer Bergbau
Woran die Zirkus-Familie auf jeden Fall gefeilt hat, war die Show, das Drumherum. „Direktor“ Jürgen Furmaniak meldete sich nach dem abgelaufenen Countdown in einem Video-Einspiel vor dem Hintergrund eines Kohlen-Stollens, um dann aus einer Nebelwand in der Manege zu erscheinen. Dazu drehten sich die Seilscheiben des Fördergerüstes, das als Kulisse die neue Gala prägt.
„Die Vorführungen für die Grundschulen die Woche über liefen ganz prima, und wir haben für die beiden großen Veranstaltungen einmal 200 und einmal 150 Karten vorab verkauft, das passt“, hatte er noch zufrieden bilanziert. An der Abendkasse standen außerdem noch zahlreiche Fans an, so dass sich die Reihen ansehnlich füllten.
Ehemalige nehmen sich Urlaub
93 Fenster der Turnhalle hatte die Technik-Crew abgeklebt, um Atmosphäre zu schaffen. „Da sind jede Menge Ehemalige dabei“, verriet Furmaniak, „und einige haben sich extra eine Woche Urlaub genommen, bloß, um hier wieder dabei zu sein“.
Live-Mitschnitt auf DVD
War es das Zirkusfieber, war es der brandende Schlussapplaus oder ist es ernst gemeint: Watt’n Zirkus-Direktor Jürgen „Fumi“ Furmaniak kündigte an, wenn Corona es zulasse, soll es im Januar 2023 die „silberne“ 25. Gala des Zirkus’ geben.
Der Live-Mitschnitt der aktuellen Gala-Vorstellung „Zurück!“ ist über das Sekretariat der Maria Sibylla-Merian-Gesamtschule erhältlich. Kontakt und Info: 02327 605610, info@msm-wat.nrw.schule
Ihm zur Seite zog diesmal erstmals mit Assistentin Tabea im Paillettenkleid ebenfalls eine frühere Schülerin die Blicke auf sich.
Schlag auf Schlag reihte sich Programmpunkt an Programmpunkt, begleitet vom geradezu frenetischen Beifall von der Tribüne und der lautstarken Unterstützung der Mitartisten. Die „Watt’n Zirkus“-Mannschaft spielte ihre Trümpfe aus, wie die blitzschnellen Wechsel mit den Diabolos, Luftartistik, rasante Sprints und Überschläge auf den großen Matten, den „Air Tracks“.
Die Wände ‘rauf und ‘runter
Dazu gesellten sich dann neue Elemente wie das „Wall Trampolin“, bei dem die Artisten geradezu die Wand mit dem Schwung aus dem Trampolin hinauflaufen, als wäre das gängige Form der Fortbewegung. Neu war auch die Vorführung auf zwei kapitalen BMX-Rädern, allerdings in der geländegängigen Version, für die die Manege fast zu klein schien.
Die Badewanne und Artistin Larissa gehört bedauerlicherweise nur noch dem „Watt’n Zirkus“-Jahrbuch an, doch mit Kelly am Trapez-Tuch und der Pole-Stange blinkt ein neuer Stern am Show-Himmel. Das gilt spätestens, wenn die Technik es schafft, es in der Turnhalle zu dieser Nummer tatsächlich regnen zu lassen.
Zylinder für den dickköpfigen Direktor
MSM-Schulleiter Uli Sauter strahlte zur Pause: „Das ist ein absolutes Aushängeschild für unsere Schule. Diese fantastische Tradition muss unbedingt fortgesetzt werden.“ Selbst immer wieder erstaunt, beschrieb er „Einige, die hier auf der Bühne Höchstleistungen zeigen, konnten sich im Unterricht kaum konzentrieren, galten schon fast als verhaltensauffällig“.
Sauter hatte ein besonderes Geschenk für Jürgen „Fumi“ Furmaniak, einen gut 150 Jahre alten Zylinder, ein Chapeau Claque seines Urgroßvaters. „Selbst ein Hobbyzauberer“, erzählte er, „und gut, um wieder was aus dem Hut zu holen.“
Furmaniak nahm das Ehrenzeichen dankbar entgegen und zeigt: „Der passt sogar ausnahmsweise auf meinen Dickkopf.“ Weil das 30-Jährige von „Watt’n Zirkus“ nicht begangen und noch nicht gewürdigt werden konnte, bekam „Fumi“ von seiner Truppe dann auch noch einen dicken Blumenstrauß und begeisterten Applaus von den Rängen.