Wattenscheid-Leithe. Der verregnete Sommer hat auf dem Gnadenhof in Leithe Spuren hinterlassen. Die Corona-Zwangspause hat die Reserven für die Tiere aufgebraucht.
Mit zwei gängigen Klischees muss Karin Jericho mit ihrem ehrenamtlichen Team auf dem Gnadenhof an der Leithestraße immer wieder aufräumen. Es sind keineswegs nur alte Tiere, obwohl das bei „Gnadenhof“ mitklingt. „Viele unserer Tiere sind schon ganz jung zu uns gekommen“, erklärt sie dann. Viele von ihnen sind trotzdem als minderwertig oder sogar wertlos angesehen worden, weil sie Fehlbildungen hatten und kaum vermittelbar waren.
Was vielleicht noch schwieriger für den geordneten Ablauf ist: „Dass die Leute glauben, wird würden irgendwie von der Öffentlichkeit unterstützt. Wir müssen für alles selbst sorgen.“ Ein kleines bisschen Luft holen kann sie bei diesem Aspekt schon. Denn die Bezirksvertretung kommt ihrem Antrag nach und schießt 950 Euro zu. Der Antrag wurde einstimmig in der letzten Sitzung angenommen.
Regen setzte dem Gelände in Wattenscheid zu
Tatsächlich hat die Verwaltung vorab zugestimmt, dass es sich hier um eine ungewöhnliche Bedarfslage handele, allein schon durch die starken Regenfälle im Sommer. Eine Unterstützung des Gnadenhofs durch bezirkliche Corona-Hilfen sei auch bisher nicht erfolgt. Daher sei es angemessen, für die Instandsetzung von Wegen und Zäunen auf dem Gelände, und für die Anschaffung einer neuen Batterie für die Solar-Paneele 950 Euro zu gewähren.
Mehr gibt der Etatansatz im Wattenscheider Rathaus kaum her.
Für den Gnadenhof war vor allem prekär, dass mit den Corona-Beschränkungen die Einnahmemöglichkeiten durch Kindergeburtstage, Foto-Shootings oder Kuschel- und Reitstunden eingebrochen sind.
„Wir hatten zwischen Anfang November 2020 und Juni 2021 für Besucher geschlossen“, erzählt Karin Jericho, „die Einnahmen sind also auf Null abgesackt. Zum Glück haben wir alle unsere Tiere behalten können, so schwer das auch gefallen ist.“
Viele Kleinigkeiten machen es schwer
Längst schon sollten auch behinderte Besucher zum Gnadenhof kommen können, aber die Wege sind für Rollstühle daher nicht passierbar. „Platten sind da, es fehlt an Sand“, erklärt Karin Jericho, und der müsste auch geliefert werden. Pfosten in der Einzäunung sind schadhaft, ebenso Teile der Dachabdeckungen, wenn sich die Ponys unterstellen wollen.
Dazu kämen dann jährliche Kosten pro Pferd und Pony von 160 Euro für die Zahnpflege, schildert sie, noch einmal 150 für eine Wurmkur, die monatliche Heulieferung für glatt 1000 Euro. Im Antrag beschrieb sie: „Es wäre schön, wenn es von irgendeiner Seite Unterstützung geben würde und vor allem Planungssicherheit, damit nicht alles vergeblich ist, was wir in das Grundstück stecken.“
Großer Aufwand für alle
Außerdem fasst sie kurz zusammen, welchen Aufwand der Gnadenhof bedeutet. Ein Pferd sorgt pro Tag schon für rund 50 Kilo Pferdeäpfel, die auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern verteilt eingesammelt werden müssen. Dazu müssen täglich noch einmal 100 Quadratmeter gefegt werden, auch mitten zwischen den Pferden, die sich frei bewegen wollen und nicht in Boxen stehen.
Statistisches
Karin Jericho hat kurz zusammengefasst, welchen Aufwand der Gnadenhof bedeutet. Ein Pferd sorgt pro Tag schon für rund 50 Kilo Pferdeäpfel, die auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern verteilt eingesammelt werden müssen. Dazu müssen täglich noch einmal 100 Quadratmeter gefegt werden, auch mitten zwischen den Pferden, die sich frei bewegen wollen und nicht in Boxen stehen.Täglich gehen für die Fütterung zwischen 20 und 25 Heunetze von jeweils 100 Kilo an die Tiere. Nur um die Netze zu füllen, gehen jeden Tag zwei Stunden drauf.Tierpatenschaften können für Ponys bei jährlicher Zuwendung für 120 Euro eingegangen werden, bei Pferden für 180 Euro, bei Katzen für 60, Ziegen 60, Gänse 60, Kaninchen 60 Euro. Bei monatlicher Zahlung kommt ein Euro pro Monat dazu. Info: gnadenhof-wattenscheid@web.de