Westenfeld. An der Bahnhofstraße 67 kann man wieder Bonbons, Kaugummi und Lakritzschnecken kaufen. Was der neueröffnete Kiosk sonst noch so im Angebot hat.
In großen roten Lettern blinkt der Schriftzug des Bunker-Kiosk an der Bahnhofstraße. Seit einigen Wochen gibt es hier nun wieder, was es schon vor Jahren einmal gab: Das gesamte Kiosk-Sortiment von Kaugummis, Lakritzschnecken und Brause-Ufos, außerdem Brötchen, Durstlöscher und frischen Kaffee.
Nach jahrelangem Leerstand hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben den Hochbunker in Westenfeld im Jahr 2019 versteigert. Für 116.000 Euro kam der viergeschossige Bunker unter den Hammer. Mieter von Kiosk und Backshop ist nun Kürsat Altun, die Nutzfläche des gesamten Bunkers beträgt knapp 1.100 Quadratmeter. Am Montagmittag lugt hinter bunten Lollis, Schokoriegeln und Colaflaschen seine Schwester Öznur Koca hervor.
Neuer grauer Anstrich
„Ich helfe meinem Bruder bei der Arbeit“, sagt sie. Der gelernte Anlagemechaniker hatte sich spontan den Traum vom eigenen Kiosk erfüllt. „Als wir als Kinder hier vorbeigelaufen sind, hat mein Bruder schon immer gesagt: Den Laden möchte ich einmal selbst haben“.
Er sollte zu seinem Traum kommen: Als Koca dann zufällig bei der Suche nach Lagerflächen für ihren eigenen Onlineshop auf den Bunker stieß, sagte sie ihrem Bruder sofort Bescheid.
Das verschmutzte Braun und Orange der alten Fassade sind einem frischen grauen Anstrich gewichen, der Bunker-Charme aber bleibt erhalten. „Der Kiosk kommt gut an, schon vor der Eröffnung wurde mein Bruder ständig gefragt, wann es endlich losgeht“, erzählt die Wattenscheiderin. Einst war der Luftschutzbunker für bis zu 870 Personen geplant. Verschiedene Risse in bombensicheren Decken und Wänden zeugen davon, dass der Bunker mehrere Volltreffer ausgehalten hat.
Geöffnet ab 5 Uhr morgens
Schon ab 5 Uhr morgens hat der Kiosk direkt an der A 40-Abfahrt geöffnet. An Sonntagen geht es ab 8 Uhr los. „Eine Besonderheit“, weiß Koca. Arbeitnehmer, die schon um 6 Uhr auf der Arbeit sein müssten, hätten zuvor zur Tankstelle gemusst, um an ihren ersten Kaffee zu kommen. Bis 20 Uhr gibt es dann alles, was man von einem Kiosk kennt.
Und noch mehr: „Wir bieten auch Backwaren, Gasflaschen für Sodastreamer, Auflade- und Gutscheinkarten an“, sagt Koca. Wer kurzfristig einen Amazon-Gutschein als Geschenk benötigt, sein Handy mit neuem Guthaben aufladen möchte, oder für den Playstation-Store eine Karte benötigt, wird beim Bunker-Kiosk also fündig.
Beliebte Baguettes
Die Kundschaft sei bunt gemischt: Vor allem Schülerinnen und Schüler hätten sich über das neue Angebot gefreut. Von der Bahnhofstraße Nummer 67 liegt das Klaus-Steilmann-Berufskolleg 500 Meter entfernt, das Louis-Baare-Berufskolleg weniger als 300 Meter. Kein weiter Weg für die Schüler also. „Der nächste Kiosk wäre erst im Wattenscheider Bahnhof“, sagt Koca. Neben Laufkundschaft halten auch viele mit dem Auto an. „Auf dem Weg zur Arbeit“, sagt die Schwester des Inhabers.
Bunker 1942 erbaut
Der Hochbunker an der Bahnhofstraße wurde im Jahr 1942 erbaut. Er besteht aus vier Geschossen und ist über zwei Eingänge begehbar. Der Zugang erfolgt über ein Splitterschutzbauwerk, in dem sich nun der Kiosk befindet.
Die Stockwerke werden über ein zentrales Treppenhaus erschlossen, an den beiden Außenseiten des Bunkers befinden sich nachträglich angebaute Gebäudeteile aus Ziegelmauerwerk. Der Bunker war bei Versteigerung sanierungsbedürftig: Es gab weder Fenster, noch Heizungs- und Sanitäranlagen.
Bei allen gleichermaßen beliebt: Das Baguette-Angebot. „Zum belegten Baguette für 2,50 Euro gibt es einen Durstlöscher oder einen Kaffee inklusiv“, wirbt Koca. Am meisten gingen dabei Thunfisch-, Sucuk- und Sucuk-Rührei-Baguettes über die Theke. Aber auch mit Käse oder Fleischwurst sind die Baguettes zu bekommen. Der Becher Kaffee kostet 1 Euro. „Das ist Markenkaffee, der schmeckt wirklich gut“, verspricht Koca.
Drei Stehtische vor dem Bunker gibt es für Kundinnen und Kunden bereits, Sitzplätze sollen bald hinzukommen. „Dann finden hier ungefähr zwölf Gäste vor dem Kiosk Platz", kündigt Koca an. Auch ein Hermes-Paketshop ist in den Bunker-Kiosk integriert. „Ein nettes Gespräch gibt es außerdem immer dazu“, sagt Koca und lacht. „Die Arbeit ist anstrengend, aber macht uns allen Spaß“, sagt sie.