Wattenscheid. Ruhr International beginnt im Regen auf der Wattenscheider Freilichtbühne. Drei Comedians bestreiten den ersten Abend vor dünn besetzten Rängen.
Uli Kolmann
Immerhin: „Ich wusste gar nicht, dass es hier so ‘was Schönes gibt“, so kommentierte ein offenbar auswärtiger Besucher, und gemeint hat er damit die Freilichtbühne. So kann das ungewöhnliche Halbrund am Stadtgarten auf jeden Fall Punkte gut machen als inzwischen dritte Station für das Ruhr International-Festival. Denn als „Kemnade International“ platzten selbst die Kapazitäten der Wasserburg an der Ruhr, vor der Jahrhunderthalle im Westpark dehnte sich der Markt der internationalen Möglichkeiten zwischen den Bühnen drinnen und draußen kräftig aus - zu kräftig für Corona-Bedingungen. Und so landete das Festival in deutlich kleinerer Ausgabe in Wattenscheid.
Andreas Kuchajda, Hausherr als Chef der Bochumer Veranstaltung-GmbH, griff selbst zum Mikrophon, um das Häuflein an hartgesottenen Besuchern zu begrüßen. Denn der Auftakt musste dem Sommer-Regen trotzen, trotz der gut 290 Ticket-Reservierungen waren die Ränge verständlicherweise spärlich besetzt.
Das Festival jetzt am dritten Standort in Bochum
„Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll“, meinte Kuchajda, „nach 15 Monaten endlich wieder Festival, live, echt, sensationelle Kunst - und dann so ein Wetter. Das hat die Veranstaltung wirklich nicht verdient.“ Sein „Heimspiel“ kostete Bertram Frewer vom städtischen Kulturbüro und selbst Wattenscheider aus: „Wattenscheid wird gerade wieder zum Hot Spot der World Music mit der fünften Edition von Ruhr International und der Odyssee“, freute er sich und applaudierte dem Publikum und der Stadt.
Ausfall-Gagen für die Künstler
Bei dem Festival, das seit 2012 mit dem Bahnhof Langendreer läuft, waren eigentlich, also ohne Corona-Beschränkungen, 40 Programmpunkte geplant. „Es war uns aber wichtig, den Künstlern eine Ausfall-Gage zu zahlen“, stellt Miriam Witteborg klar angesichts der teils prekären Lage in der Branche durch das Pandemie-Diktat.
Drei Comedians blieben übrig für den verregneten Auftakt-Abend, und sie nahmen sich das „international“ als Stichwort. Senay Duzcu „aus der drittgrößten Stadt der Türkei: Duisburg“ eröffnete mit einem hocherfreuten Dank an das Publikum, dass trotz des Wetters ausharrte und sich von ihr in die Unwägbarkeiten deutscher Grammatik und türkischer Umgangsformen mitnehmen ließ.
Das Festival auf der Freilichtbühne
Ruhr International setzt sich fort am Samstag, 3. Juli. Zu Beginn um 15 Uhr steht das Netzwerktreffen Interkultur Ruhr. Um 19.30 Uhr kommt dann Serge Ananou und präsentiert das Programm „Zwischen Tradition und Moderne“.Der Eintritt ist kostenlos. 500 Personen können teilnehmen. Ein Negativtest oder Impfnachweis wird nicht benötigt, da die Rückverfolgbarkeit über die personalisierten, kostenlosen Tickets gewährleistet ist. Es gilt Maskenpflicht.
Die New Yorkerin Tamika Campbell wirbelte scheinbar ohne Luft zu holen über die kleine Bühne und steigerte die Anwendung des „f...“-Wortes in neue Dimensionen.
Erst mit dem Beginn der Dämmerung schlug Danko Rabrenović zum Abschluss des ersten Abends leisere Tön an und griff trotz der hohen Luftfeuchtigkeit zur Gitarre. Der „Balkanese“, der seinen Akzent ebenso pflegt wie die „acht Fälle, die ein Yugo“ beherrscht, versöhnte das durchgeweichte Publikum.