Wattenscheid. Bernd Albers ist dienstältester Messdiener im Bistum. Er hat vier Bischöfe und sieben Weihbischöfe erlebt. In St. Pius vor 65 Jahren geweiht.
Die Zeit misst sich auch an den Geschichten der Menschen, die sie bestimmen. Bei der liturgischen Weihe der St. Pius-Kirche am Stadtgarten nahm der damalige Paderborner Weihbischof Lorenz Jäger im Jahre 1956 auch insgesamt 60 Ministranten in den (Hilfs-)Dienst der Kirche auf. Heute, nach 65 Jahren, genau am 1. Juli, ist aus dem damals zehnjährigen Bernd Albers der dienstälteste Messdiener im Ruhrbistum geworden. Die Kirche St. Pius ist schon Jahre außer Dienst gesetzt und zu einem vielbeachteten Kolumbarium umgewandelt worden.
Der Wandel in der Gesellschaft und in der Kirche vor allem lässt Bernd Albers schon sorgenvoll die Stirn in Falten legen. Aber er unterstreicht aus Überzeugung: „Dieses Ehrenamt hat einen besonderen Glanz und wird von den Gemeindegliedern sehr positiv wahrgenommen“. Durch seine ständige Anwesenheit bei allen Vorgängen in und um die Kirche kann Ehefrau Gabriele nur kommentieren: „Irgendwie“, wenn es um den Einsatz des nimmermüden Gatten geht. Dabei, tatsächlich hat sie bei den eigenen drei Kindern die Firm-Vorbereitung übernommen, Bernd die zur Kommunion.
Pflege von Erinnerungen und Traditionen Wattenscheids
Darauf, dass ihre Kinder der Kirche treu geblieben sind, können sie stolz sein. Die verstorbene Tochter Delia auf ihre ganz eigene Art als Kunsthistorikerin, die sich in die Geschichte und Baudetails gerade der Propsteikirche St. Gertrud von Brabant auf der Kirchenburg mitten in Wattenscheid einarbeitete.
Das Sammeln, die Archivarbeit und das Wachhalten von Traditionen bestimmt heute auch noch das Schaffen von Bernd Albers.
Zur Gitarre in der Barbaragrotte
Kirchlich engagiert war er zuerst in St. Pius, noch bevor das Ruhrbistum 1958 gegründet wurde, später in St. Nikolaus und dann die folgende Zeit bis heute in St. Gertrud. Sogar im Petersdom in Rom konnte schon den Dienst verrichten. Daneben pflegte er die Arbeit in der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung, im Komitee St. Gertrud und in verschiedenen Gemeinderäten.
In den vergangenen fünf Jahren kamen für den inzwischen 75-Jährigen vermehrt Einsätze als Hilfsküster in der Propstei hinzu, so wirkte er beim Aufbau der vorweihnachtlichen Krippenbauwerke mit und gestaltete die Vitrine am Eingang der Kirche zu verschiedenen Themen.
Aktiv als Beatles-Fan und in der Verkehrswacht
Messdiener in den Gemeinden willkommen
Nach den strengen Corona-Einschränkungen, die auch die Gottesdienste in allen Kirchen betrafen, könnte es schwierig werden, wieder ausreichend Messdiener zu finden, meint Bernd Albers. „Die Jugendlichen, die Interesse daran haben, können auf jeden Fall auf Unterstützung und Anleitung der altgedienten Ministranten rechnen“, verspricht er.Informationen im Pfarrbüro von St. Gertrud, Auf der Kirchenburg 2, Tel. 02327 / 88 183 und auf:propstei-wattenscheid.de.
Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist die Verkehrswacht, in der er die pädagogische Erziehung und Aufklärung in Kindergarten, Schule und für Senioren übernimmt. „Das Wichtigste ist für mich die Begegnung mit Menschen“, sagt der pensionierte Lehrer.
Sein 60. Jubiläum vor fünf Jahren ist Bernd Albers noch gut in Erinnung, denn es war bei der jährlichen Chrisam-Messe, der Weihe der sakralen Öle, mit über 500 Messdienern des ganzen Bistums in Essen. „Ich durfte damals das Kreuz tragen und während des Gottesdienstes am Altar stehen“, schwärmt er.
Kein Wunder, dass Bischof Franz-Josef Overbeck, wohlwissend um die Antwort, launig in die Runde fragte, ob denn einer der Ministranten länger als 60 Jahre im Dienst sei.
Keiner, außer dem dienstältesten da am Altar.