Wattenscheid. Wegen der Pandemie wird das Konzept von „Sieben Tage, sieben Orte, sieben Lesungen“ für die erste Literaturwoche in Wattenscheid stark gestrafft.
Drei Abende blieben von sieben geplanten, aber die machten neugierig auf „mehr“. Die erste Wattenscheider Literaturwoche wurde unter dem Druck der Pandemie stark zusammengestrichen, gibt aber berechtigte Hoffnungen auf eine verlängerte Fortsetzung, womöglich im nächsten Jahr. Die drei verbliebenen Lesungen waren gut besucht und kamen sehr gut an, konnte City-Managerin Marion Drewski festhalten.
Sie zeichnete verantwortlich für das Konzept, an sieben Abenden und sieben verschiedenen Orten sieben Lesungen anzubieten. „Es war spannend und abwechslungsreich, die Lesungen an eher ungewöhnlichen Stelle durchzuführen, oder Reiseerlebnisse passend im RSO-Reisebüro am Bebelplatz zu hören oder die Geschichten mit tiefschwarzem Humor und dazu Krimis in der Buchhandlung van Kempen an der Saarlandstraße“, schildert sie.
Autorenforum stark besetzt
Um so bedauerlicher war für alle Interessierten, dass das Echo für den Abend in der Friedenskirche unter Corona-Vorzeichen zu gering war, die Anreise für den Autor Andreas Wagner sich aus Köln nicht lohnte. Gleich bei der ersten Literaturwoche wäre auch die neue Initiative WAT-Werk mit Bier- und Fußballgeschichten von Hannes Oberlindober im Haus Wiesmann treffend dabei gewesen. Der Termin musste ebenso wie der geplante Abschluss mit Mike Steinhausen gestrichen werden.
Dagegen fasst Astrid Kern vom Förderverein der Wattenscheider Bücherei das bereits siebte Autorenforum Lies WAT, das in die Literaturwoche eingebettet war, zusammen mit: „Das hat uns so kurz vor Beginn der zweiten Lockdown-Phase richtig gut getan.“ Besonders beeindrucken konnte sie Ibrahim Soumah. Sein Appell, mutig die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und bei allem das Positive sehen, traf die momentane Stimmung. Auch die junge Mey Dost nahm mit in ihre Gedankenwelt, wo Schmerz und Verlust ausgelebt werden mussten, und doch als Bereicherung angenommen wurden.
Abwechslung mit Humoresken
Ben Weber ließ seinen Protagonisten, den Fotografen eines Sensationsblattes, mitten in einem wenig erbaulichen Auftrags an den Ufern der Ruhr zu Ruhe und Besinnung kommen. Michaela Müller ging der historischen Notwendigkeit von Stress nach und führte zu dem Schluss, diesem mit Entspannungstechniken entgegenzutreten.
Diesen Abend rundeten lustige Gedichte nach Art von Heinz Erhardt von Olly Oleszak ab, der mit humorigen Alltagsbeobachtungen, menschliche Regungen und Verfehlungen die Teilnehmer herzhaft lachen ließ.
Freiheit, die niemand merkte
Betroffenheit, Trauer, Zorn, all das fasste Gabriele Franke in der Bezirksmusikschule in kurze, lyrische Passagen wie „Seelentaucher“ mit starken Bildern und einem durchgehenden Engagement. Die aktuelle Lage beschrieb sie treffend: „Es heißt, die Freiheit zu vermissen, die wir bisher gar nicht bemerkt haben.“
Für die vielgescholtene „Generation Smartphone“ hatte sie die kritische Mahnung „Zuhören ist der Moment, der Menschen macht.“ Unnachsichtig war ihr Urteil über ausländische Machthaber, „die die Demokratie umpflügen, bis die Worte in der Erde verfaulen“, während „ihr regiert, parlamentiert und richtet“. Mutige Zeilen mit viel Gefühl, die viel Applaus verdienten.