Wattenscheid. In der Lohnhalle auf dem Gelände der Zeche Holland stehen die Besucher geduldig für das Labyrinth des Grauens an. Das Hygienekonzept funktioniert.

Horden von Horrorgestalten haben sich eingefunden, langsam steigt der Vollmond wie bestellt über die Dächer der Alten Freiheit . Doch die Zombies, Schlächter, Geister, Hexen und Zauberer stehen artig und in großen Abständen geduldig Schlange vor der Alten Lohnhalle im Technologie- und Gründerzentrum der Zeche Holland : Halloween lockt, und die Uhr tickt zum Lockdown.

Dabei haben Mathieu Knepper vom Management der Lohnhalle und Pascal Charpentier das Angebot für diesen Abend noch einmal deutlich heruntergeschraubt. Getränke gibt es nur in Flaschen, dazu einen Imbiss-Stand vor dem Eingang, damit praktisch keine gastronomischen Angebote, keine Party, kein Event im gängigen Sinn. Wild kostümierte „Erschrecker“ patroullieren den ganzen Abend entlang der Besucherschlange und weisen auf Abstände, Sperrbereiche und Maskenpflicht hin. Der durchdringende Klang der Kettensäge ist allerdings mehr Kulisse als Mahnung.

Marcel patrouilliert als Erschrecker die Schlange entlang vor dem Einlass ins Labyrinth in der Alten Lohnhalle in Wattenscheid.
Marcel patrouilliert als Erschrecker die Schlange entlang vor dem Einlass ins Labyrinth in der Alten Lohnhalle in Wattenscheid. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Erschrecker“ lauern im Labyrinthhinter Ecken und Vorhängen

Vier Tage haben die Teams gebraucht, um die Alte Lohnhalle in das Labyrinth des Grauens zu verwandeln, 25 „Erschrecker“ warten hinter Ecken, Wänden, Vorhängen oder vermeintlich harmlos im Schaukelstuhl auf die nach und nach vorsichtig nachrückenden Gruselfans.

Unterwegs sind überwiegend Familien mit Kindern, und tatsächlich müssen einige der jüngeren Besucher den Rundgang abbrechen und flüchten aufgescheucht. https://3c.web.de/mail/client/mailbody/tmai16422d1554d1689a/true#_top

Pascal Charpentier hat schon den Kleingartenverein Sonneneck in Leithe mit großem Erfolg in ein Horror-Labyrinth verwandelt und ist diesmal mit viel Glück und per Facebook noch an Mathieu Knepper und die Lohnhalle g ekommen, als nirgendwo in der Nähe ein Plätzchen für Halloween zu finden war. Denn die war anders als vor der Pandemie an diesem Wochenende erneut nicht belegt.

In der Warteschlange hält sich die Stimmung

„Uns sind praktisch alle Aufträge weggebrochen“, beschreibt Knepper, wenn es auch im September dann schon ein bisschen besser aussah. „Ich weiß wirklich nicht, wer in unserer Branche nach Corona noch übrig bleiben wird.“

Kein Weihnachtsmarkt

Weil die Alte Lohnhalle im Technologie- und Gründerzentrum Wattenscheid wegen der Corona-Pandemie nicht für Weihnachtsfeiern gefragt und gebucht wird, hatte Mathieu Knepper kurz überlegt, ob ein kleinerer Advents- oder Weihnachtsmarkt auf dem Gelände möglich wäre.

Weil aber die aktuellen Beschränkungen auf jeden Fall bis zum 1. Dezember aufrecht gehalten werden, hat er verzichtet. Der Aufwand stünde in keinem Verhältnis zum Ergebnis, wenn im Dezember erneut ein Lockdown angeordnet würde.

Die Spenden aus der Sammeldose beim Halloween-Labyrinth sind diesmal für die Kinderschutzvilla in Wattenscheid bestimmt.

„Wir haben die Wege für heute Abend getrennt, damit sich die Besucher nicht begegnen müssen, im Foyer können sie nur noch ein Erinnerungsfoto machen lassen, und Gruppen vor mehr als fünf Leuten lassen wir nicht rein, ganz rigoros. Die müssen sich dann eben noch mal aufteilen.“

Stephen King lässt grüßen: Horror-Clowns und Sensenmänner sorgen vor der Alten Lohnhalle in Wattenscheid zu Halloween für Ordnung.
Stephen King lässt grüßen: Horror-Clowns und Sensenmänner sorgen vor der Alten Lohnhalle in Wattenscheid zu Halloween für Ordnung. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Wir sind uns ganz schnell einig geworden“, beschreiben Knepper und Charpentier. Auch waren sie sich darüber im Klaren, dass die Einnahmen, die angesichts der eingesetzten Ordner und Helfer auf keinen Fall kostendeckend sein würden.

Vier Tage Aufbau und 25 Helfer

Wenn auch das Konzept einen immensen Aufwand bedeutet, sind beide doch sichtlich zufrieden, mit dem Labyrinth des Grauens so ganz kurz vor dem Lockdown und nach nun schon sieben Monaten Kontaktbeschränkungen noch einen Abend mit Unterhaltung bieten zu können.

Pascal Charpentier hat nur ganz kurz einmal frische Luft vor der hinteren Hallentür geschnappt und die Kappe des Horror-Harlekins abgestreift, um sich den Schweiß abzuwischen.

Dann macht er aber auch schon wieder kehrt und taucht ins Labyrinth ein: „Das lass’ ich mir nicht entgehen.“