Bochum-Wattenscheid. Patrick Joswig holte u.a. Ralf Richter, Joe Bausch, Wolfgang „Wölfi“ Wendland und Kailas Mahadevan vor die Kamera. Kurzfilm soll 2021 erscheinen.
Türkisfarbener Kapuzenpulli und Hut: Schauspieler Patrick Joswig (45) scharrt seine „Multi-Kulti-Bürgerwehr“ in Wattenscheid um sich. Um für Ordnung zu sorgen. Eigentlich. Für’n Besuch „beim Döner“ muss auch Zeit sein. Die „übliche Bestellung“ passt dem Besitzer (gespielt von Ralf Richter) nicht wirklich. Nett gesagt. Für die vielen Zuschauer – jung wie alt – gibt’s am Montag dafür kostenlose Einblicke „hinter die Kulissen“. Joswig, aufgewachsen in Wattenscheid, fährt bei seinem Kurzfilm-Dreh in der Innenstadt große Kaliber auf.
„Joe aus dem Tatort“
Ralf Richter (u.a. Das Boot, Bang Boom Bang, Was nicht passt, wird passend gemacht) schreibt fix ein Autogramm und hält eine ganz junge Beobachterin bei Laune. „Das ist doch der Joe aus dem Tatort“, freut sich kurz drauf eine ältere Passantin, als Arzt und Schauspieler Joe Bausch (spielt seit 1997 Gerichtsmediziner „Dr. Joseph Roth“ im Kölner Tatort) nach einer Szene aus dem Dönerladen gegenüber dem August-Bebel-Platz kommt.
Stefan Keim als Insolvenzverwalter
Da hat Wolfgang „Wölfi“ Wendland, Sänger der Wattenscheider Kult-Punks „Die Kassierer“ schon Drehschluss. Mit ihm hatte Joswig am August-Bebel-Platz sitzend die Idee „zu einer diversen Nachbarschaftshilfe“ (Joswig) ersponnen. Kailas Mahadevan (u.a. Check Check, Lommbock) trägt hingegen noch immer seinen „Multi-Kulti-Bürgerwehr“-Hoody und betritt auch beim nächsten Take, unbeirrt von Richters Schimpftiraden, den Imbiss. Genau wie Schauspielerin und Musikerin Nadia Ihjeij, Ibrahim Soumah und Sahar Raie, die die etwas andere Bürgertruppe komplettieren. Journalist und Kabarettist Stefan Keim (WDR) funkt noch als Insolvenzverwalter dazwischen.
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Satirischer „Heimatfilm“
Das Wort „Satire“ leuchtet hell über Wattenscheid auf, wenn man den Dreh von Patrick Joswigs „Multi-Kulti-Bürgerwehr“ verfolgt. „Ich würd’s ja Heimatfilm nennen“, sagt Joswig mit einem breiten Grinsen. Als Regisseur, Autor und Darsteller in Personalunion sollte es der 45-Jährige beurteilen können. Während der Dreh durch die Corona-Pandemie unter besonderen Bedingungen stattfand, Joswig sein Hygienekonzept ständig anpasste und überarbeitete, um Vorschriften und Sicherheit gewährleisten zu können, kam das Star-Ensemble offenbar relativ schnell zusammen. Wege kreuzten sich bei diversen Produktionen, die gemeinsame Ruhrpott-Vergangenheit schadet auch nicht.
Tommy Finke am Ton
Auch Bastian Schlange (Recherchezentrum „Correctiv“), der gemeinsam mit Patrick Joswig im Sinne des Gonzo-Journalismus die „Wattenscheider Schule“ gründete, hat einen Cameo-Auftritt.
Tommy Finke, Bochumer Singer-Songwriter, wird die Tongestaltung bei dem Film übernehmen.
Ralf Richter sorgt für Aufsehen
„Ich bin ganz gerne hier, ja. Gibt‘s ja nicht so häufig“, sagt Ralf Richter nach seinen Szenen, die für ordentlich Aufsehen am „Bebel“ sorgten. Der gebürtige Bochumer und heutige Kölner Schauspieler ist Kult pur – nicht nur, aber speziell im Ruhrgebiet durch seine Grabowski-Rollen in Peter Thorwarths „Unna-Trilogie“.Joe Bausch (u.a. Rommel) kennt Joswig aus der Tatort-Reihe: „Wir haben Kölner zusammengedreht. Patrick hat mich angerufen und gefragt, ob ich dabei bin. Ich verfolge ihn und seine Aktivitäten, er macht ja viel“, erzählt der markante TV-Star.
Von Casablanca bis WAT
Bei „Check Check“, der Comedyserie von Klaas Heufer-Umlauf, lernten sich Joswig und Kailas Mahadevan kennen. Der Hamburger Schauspieler ist aktuell in der zweiten „Check Check“-Staffel zu sehen, hat außerdem einen ARD-Film mit Oliver Mommsen und Nadeshda Brennicke abgedreht. „Primär ist immer die Rolle interessant“, sagt Mahadevan. „Bei einem großen Team sind die Abläufe natürlich einfacher, bei einem kleinen ist es etwas mehr Chaos. Dafür haben alle Bock drauf. Letztes Jahr um diese Zeit hab‘ ich in Casablanca gedreht, dieses Jahr in Wattenscheid. Ist ähnlich chaotisch“, lacht Kailas Mahadevan, dem Patrick Joswig „eine große Zukunft“ prognostiziert. Der Initiator selbst zeigt sich am Nachmittag – Drehbeginn war frühmorgens – zufrieden: „Man merkt, dass alle Spaß haben.“ Jetzt startet direkt die Post-Produktion – Schnitt, Ton, Musik, Artwork. Anfang 2021 soll der Film erscheinen, genaue Infos folgen.