Wattenscheid. Sechs Jahre lang war Manfred Molszich (SPD) Bezirksbürgermeister in Wattenscheid. Seine Amtszeit endet Ende Oktober. Er zieht jetzt Bilanz.

Aus freien Stücken hört er auf, der 70-Jährige wollte bei der vergangenen Kommunalwahl im September nicht mehr antreten. Das hatte er schon ein Jahr zuvor verkündet. Um Rück- und Ausblick geht es in dem Interview.

Wattenscheid hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Gegensteuern war und ist angesagt, ist dies bisher gelungen?
Molszich:
Das Förderprogramm „Soziale Stadt Wattenscheid-Mitte“ hat bisher viel erreicht und soll auch in Zukunft einiges bewegen. Dazu gehört u.a. die Sanierung des Holland-Förderturms und dessen Umfeldes, das Hausfassaden- und Hofprogramm mit mittlerweile fast 100 Teilnehmern, die Attraktivierung von öffentlichen Grünanlagen wie Ehrenmalpark und Stadtgarten. Gegensteuern ist wichtig, und das Programm wird Wattenscheid weiter nach vorne bringen. Allerdings ist es dabei auch wichtig, dass die Bürger mitmachen und mitziehen.

Nicht alle angestrebten Ziele wurden erreicht, es gibt z.B. noch immer viele Schrottimmobilien.
Das ist ein schwieriges Themen seit vielen Jahren. Wir haben viel versucht. Oftmals fehlt der Kommune aber die gesetzliche Handhabe, um gegen diese Eigentümer konsequent vorgehen zu können.

Stillstand gibt es auch woanders: Wie geht es mit dem Südpark-Schwimmbad weiter, seit Jahren zum Verdruss von Bürgern, Vereinen und Schulen geschlossen?
Wichtig ist der Grundsatzbeschluss, dass der Standort gesichert ist. Derzeit erfolgt der Abriss des Hallenbades. Welche Variante dann beim Neu- und Umbau realisiert wird, bleibt abzuwarten. Derzeit läuft es ja wohl auf die erweiterte Variante drei hinaus, also Hallenbad-Neubau plus Erweiterungsoption. Bei der gesamten Schwimmbad-Thematik gilt es stets zu berücksichtigen, dass es immer auch eine gesamtstädtische Angelegenheit ist und Mehrheiten gefunden werden müssen. Die Entscheidungsprozesse sind auch mir manchmal zu lang.

Der Gänsereiterclub Höntrop baute für Manfred Molszich zum Rosenmontagszug am 24.2.2020 einen Motivwagen – seinen Abschied als Bürgermeister im Blick – „ich bin dann mal weg“.
Der Gänsereiterclub Höntrop baute für Manfred Molszich zum Rosenmontagszug am 24.2.2020 einen Motivwagen – seinen Abschied als Bürgermeister im Blick – „ich bin dann mal weg“. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Wie steht es um andere wichtige Themen wie Ansiedlung der NRW-Polizeireiterstaffel und Südpark-Waldbühne?
Ich begrüße, dass die Landesreiterstaffel der Polizei einen neuen Standort an der Zollstraße in Höntrop gefunden hat. Wichtig ist auch, dass es einen einheitlichen Beschluss zum Erhalt der Waldbühne gibt – unstrittig ist aber auch, dass es hier dringenden Sanierungsbedarf gibt, um den sicheren Betrieb zu ermöglichen.

Große Neubaugebiete mit dem geplanten „Neuen Bahnhofsquartier Wattenscheid“ sorgen derzeit für Zündstoff.
Es geht darum, bezahlbaren und guten Wohnraum zu schaffen. Die Gebiete in Westenfeld waren dafür schon vor langer Zeit vorgesehen, das hätte allen bekannt sein müssen. Jetzt, wo die Realisierung ansteht, gibt es natürlich Proteste der Anwohner. Aber man muss auch sehen, dass der Bedarf an modernen Wohnungen da ist und dies auch irgendwo umgesetzt werden muss. Wir müssen den interessierten Bürgern dazu Optionen bieten. Und dafür gibt es in Bochum das Baulandkonzept. Politik muss generell und auch hierbei auf demokratischer Basis Entscheidungen treffen, die natürlich nicht immer auf ungeteilte Meinungen treffen.

Im Alter von 15 Jahren die Lehre begonnen

Manfred Molszich wohnt in Höntrop und ist gelernter Werkzeugmacher.

Er hat mit 15 Jahren seine Lehre bei der Firma Blum am Watermanns Weg begonnen. Bis zum 65. Lebensjahr hat er bei mehreren Firmen vor allem in der Montanbranche gearbeitet, zuletzt bis 2015 beim Bochumer Verein. Manfred Molszich ist förderndes Mitglied im Gänsereiterclub Höntrop.

Fehlende Kitaplätze und Raumnot an Grundschulen waren und sind auch in Wattenscheid ein brisantes Thema. Warum lassen rasche Lösungen auf sich warten?
Wir haben Lösungen für mehrere Grundschulen wie Gertrudisschule, Kirchschule Höntrop, Glückaufschule Bochumer Straße und Grundschule Günnnigfeld entwickelt, deren Umsetzung Zeit braucht. Bei der Schaffung von zusätzlichen Kitaplätzen ist nicht alles optimal gelaufen, mangelnde Absprachen, Ausschreibungsvorgaben und Konkurrenzdenken haben leider viel Zeit gekostet.

Wie geht es politisch und privat weiter?
Ich bin seit dem 1. Mai 1969 SPD-Mitglied, war seit 1984 in der Bezirksvertretung aktiv und seit 1994 bis zum Bürgermeisteramt Fraktionsvorsitzender. Mein politisches Engagement endet jetzt, ich werde mich künftig auf private, familiäre Ziele konzentrieren. Was nicht ausschließt, dass ich mich ehrenamtlich noch betätigen möchte, nur nicht mehr in der Politik. Ich habe eine gute Erinnerung an meine Zeit als Bezirksbürgermeister, hatte intensive Kontakte zu vielen Bürgern, Vereinen und Einrichtungen. Wichtig sind mir immer konstruktive Gespräche, um weiterzukommen. Ich wünsche der neuen Bezirksvertretung Erfolg und Glück für die Umsetzung der Politik in und für Wattenscheid.