Bochum-Eppendorf. Dieser private Fahrradmarathon ist angelehnt an den „Ötztaler Radmarathon“: 228 Kilometer legen die Radler aus Bochum an einem Tag zurück.
Mit sportlicher Stimmung, Kaffee und Vorfreude auf einen ganz besonderen Tag trotzen Fahrradfreunde Nieselregen und der frühen Uhrzeit am Samstag von 7.15 Uhr: 22 Radsportler treffen sich zu einer Fahrradtour der besonderen Art. Sie haben sich viel vorgenommen. Insgesamt 228 Kilometer legt die Gruppe an einem Tag mit ihren Rennrädern zurück – und das in acht bis zwölf Stunden, je nach Leistungsstärke.
Vorbild ist der Ötztaler Radmarathon
Angelehnt ist die Tour an den Ötztaler Radmarathon, der jedes Jahr in Österreich stattfindet. Doch wie so viele Veranstaltungen wurde auch der Radmarathon dieses Jahr aufgrund von Corona abgesagt. Etwa die Hälfte der Gruppe ist diesen schon häufig gefahren. Dazu gehört auch Stephan Hußmann, der das Event privat organisiert hat. Bereits fünf Mal war er in Österreich dabei und wollte auch in diesem Jahr an den Start gehen. Daraus wurde nichts, doch Not macht bekanntlich erfinderisch. Vor etwa zwei Monaten entschied Hußmann sich dazu, das beste aus der Situation zu machen und den Marathon mit befreundeten Radfahrern nachzustellen. Dafür plante er akribisch eine äquivalente Tour zur Österreicher Version, die die Gruppe nun fährt.
Nicht nur 228 Kilometer, sondern auch 5000 Höhenmeter gilt es zu bezwingen. „Alle haben das Potenzial, es zu schaffen“, sagt Hußmann und blickt zuversichtlich auf die Radfahrer, die sich in der Einfahrt seines Hauses versammelt haben. Beim „Ruhr-Ötzi“ geht es nicht um Leistung. Auch Frank Linde ist mit von der Partie. Der 48-Jährige radelt heute auf Abwegen: „Normalerweise fahre ich nur Mountainbike“, meint er. Die Tour wollte er sich jedoch nicht entgehen lassen, und so befindet auch er sich mit seinem zwölf Jahre altem Rennrad in Startposition. „Die anderen sehen etwas futuristischer aus“, sagt er mit Blick auf die Fahrräder seiner Mitfahrer und lacht.
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Sportliche Herausforderung
Er peilt keine bestimmte Zeit an, zu der er ins Ziel fährt. Den Ötztaler Marathon ist er noch nicht gefahren. Sein erklärtes Ziel ist es, „einfach durchzukommen“. Anders sieht das bei Werner Böhm aus. „So langsam können wir aber starten!“, ruft er leicht ungeduldig in die Gruppe. Schon zehnmal hat der 71-Jährige am Österreicher Marathon teilgenommen und hat dort Stephan Hußmann kennengelernt. „Eigentlich wollte ich nach zehnmal aufhören“, erzählt er „aber die Strecke reizt einen immer noch.“
Große Runde
Die Gruppe fährt über Bochum-Stiepel in Richtung Gevelsberg, weiter nach Altena und Plettenberg. Von dort aus geht es zurück über Radevormwald, vorbei an der Ennepetalsperre und zurück ins Ruhrgebiet nach Eppendorf.
Familie Hußmann sieht den Marathon nicht nur sportlich, sondern auch als Charity-Aktion. Die Teilnehmer können einen Betrag spenden. Die Summe aller Spenden möchten Stephan und Anke Hußmann einer Organisation oder Projekt zukommen lassen, welches sich für das Klima einsetzt.
Begleitet werden die Radfahrer von Anke Hußmann. Sie fährt mit dem Auto zu vereinbarten Verpflegungsstationen, die sich bei Kilometer 78 und 142 befinden. Auch wenn jemand frühzeitig abbrechen muss, ist sie zur Stelle. Im Fahrradjargon nennt man das Begleitfahrzeug „Besenwagen“. „Der kehrt alles auf“, sagt Anke Hußmann grinsend zur Erklärung.
Bedingungen fast wie beim Österreicher Original
Während alle endlich startklar sind, ertönt laut „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen aus dem Lautsprecher und beschallt die sonst noch verschlafene Nachbarschaft. „Das läuft auch immer zum Start beim Ötztaler“, ruft Stephan Hußmann euphorisch. Schließlich ist es soweit: Ein letztes Gruppenfoto, der Startschuss fällt und schon sind alle 22 Sportler verschwunden. Doch spätestens um 20 Uhr werden sie sich alle im Garten der Familie Hußmann wieder treffen, um sich nach dem anstrengenden Tag zu stärken.
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