Wattenscheid-Günnigfeld/Westenfeld. Seit Jahren gammeln mehrere Schrottimmobilien in Wattenscheid vor sich hin, ohne dass die Stadt etwas geändert hat. Bürger reagieren verärgert.
Udo Appelhoff aus Günnigfeld ärgert sich über „die verkommene, vermüllte Bauruine an der Günnigfelder Straße 126, seit Jahren der Stadt bekannt“. Er habe das Bochumer Ordnungsamt mehrfach kontaktiert, „leider bisher ohne Erfolg“. Kürzlich musste er nach einem Spaziergang auf der Erzbahntrasse feststellen, „dass sich mehrere Kinder auf dem Grundstück aufhielten. Was muss eigentlich an Unfällen geschehen, damit die Verwaltung endlich einmal aktiv wird? Die Feuerwehr war ja bereits vor Ort“.
Bürger: Stadt Bochum soll endlich konsequent eingreifen
Er fordert, dass die Stadt endlich konsequent handeln und aktiv werden soll. Was er nicht hören will, sei das „übliche Behörden-Bla-Bla – wir mussten uns in der Vergangenheit von der Stadt zur Genüge anhören, dass der Eigentümer aufgefordert wurde und wird etc. Es wird Zeit, dass etwas zum Schutze der Bevölkerung passiert“.
Teils hoher Handlungsbedarf
Es gibt rund 20 Problem-Immobilien in Wattenscheid, listete das städtische Verdachtsimmobilien-Kataster auf. Darunter sechs mit „hohem Handlungsbedarf“.
Die Gebäude sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt, von der Günnigfelder Straße über die Innenstadt bis zur Westenfelder Straße.
Schrotthäuser in Günnigfeld und Westenfeld
Mächtig genervt über den jahrelangen Stillstand beim Schrotthaus Westenfelder Straße 114 (früher war hier u.a. die Traditionsgaststätte „Zum Weizenjungen“) ist auch Hartmut Röthig, der am Wattenscheider Hellweg wohnt. „Wann geht es dieser Bauruine an der Ecke Fritz-Reuter-Straße eigentlich an den Kragen? Hier war der Abriss schon mehrmals angekündigt, zuletzt für Mai 2019. Alles nur heiße Luft?!“
Stadt will handeln
Die Stadt erklärt auf Nachfrage der Redaktion: „Das Gebäude Westenfelder Straße 114 ist im sogenannten Verdachtsimmobilien-Kataster der Stadt Bochum mit einem hohen Handlungsbedarf erfasst“, so Stadtsprecherin Nina Menken. Durch die Bauordnungsbehörde „wurden bereits vor einiger Zeit fachbereichsübergreifend abgestimmte Maßnahmen eingeleitet“. Das Gebäude sei vor kurzem verkauft worden. „Der neue Eigentümer betreibt zurzeit aktuelle Planungen für das Objekt und wird dabei durch die Bauordnungsbehörde beratend unterstützt“.
Hoher Handlungsbedarf
Und zum Haus Günnigfelder Straße 126 erklärt sie: „Auch das Gebäude ist der Verwaltung bekannt und im Verdachtsimmobilien-Kataster der Stadt Bochum mit einem hohen Handlungsbedarf erfasst. Es wird im Zusammenhang mit dem Nachbargebäude Günnigfelder Straße 128 behandelt. Beide Gebäude sind in Wohnungseigentum aufgeteilt, es gibt also mehrere Eigentümer.“ Im vergangenen Jahr habe das Bauordnungsamt ein ordnungsbehördliches Verfahren aufgrund von herabfallenden Dachziegeln, Putzteilen etc. auf dem angrenzenden Gehweg eingeleitet. „Durch eine Sondermaßnahme wurde die Gefahr für die öffentliche Sicherheit beseitigt. Lose Bauteile konnten von der Feuerwehr geborgen werden. Zusätzliche Sicherungsmaßnahmen an den Gebäuden waren nicht notwendig.“
Sicherheit und Stadtbild
Bei Schrottimmobilien geht es nicht nur um Fragen der Sicherheit, sondern auch um das Stadtbild, zu dessen Verschönerung diese Problemhäuser nicht beitragen, sondern vielmehr ganze Wohnquartiere verschandeln können. WAT-Bezirksbürgermeister Manfred Molszich hat dazu schon mehrfach bei der Bochumer Stadtverwaltung nachgefragt.
Das Bauordnungsamt kann auch für jeden Problembereich auf einem solchen Grundstück Ordnungsverfügungen mit Zwangsgeld erlassen, um zu versuchen, dass der Eigentümer reagiert. Das Land NRW hat den Kommunen bei der Vorgehensweise mittlerweile eine Reihe von Maßnahmen eröffnet, die ein konsequenteres Vorgehen ermöglichen – Zwangsversteigerung oder Enteignung sind dabei letzte Schritte in einer ganzen Kette von Maßnahmen.
Cityhaus seit Jahren eingerüstet
Ein Problemhaus liegt auch an der Hagenstraße 2 in der Innenstadt am Alten Markt – seit Jahren eingerüstet, aber nichts ist passiert. Es gab vor einiger Zeit hoffnungsvolle Aussagen der Verwaltung dazu. „Durch die komplexe Problemlage gestaltet sich die weitere Bearbeitung sehr zeitaufwendig. Vorbereitend für die weiteren Gespräche mit dem in Polen lebenden Eigentümer wurde der umfassende Informationsaustausch zwischen den beteiligten Stellen – Stadtteilmanagement Soziale Stadt Wattenscheid, Stadtplanungsamt/Untere Denkmalbehörde, Amt für Geoinformation, Liegenschaften und Kataster sowie Bauordnungsamt – weiter vertieft“, hieß es von der Stadt.
Insbesondere seien „die vom Eigentümer gewünschten Umbaumaßnahmen (Einrichtung einer Wohnnutzung in dem im Erdgeschoss vorhandenen ehemaligen Ladenlokal bzw. Gastronomiebereich) bezüglich ihrer Zulässigkeit unter Berücksichtigung von bauordnungs- und denkmalschutzrechtlichen Aspekten vorab überprüft“ worden. Weiterhin stehe „die fachkundige Unterstützung des Eigentümers im Hinblick auf eine notwendige Sanierung im Vordergrund“, so die Verwaltung.
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