Wattenscheid. Stadtgestalter scheiterten im Bezirk mit ihrer Anregung, eine Trasse der Rheinischen Bahn in Wattenscheid für eine ÖPNV-Anbindung frei zu halten.
Nach Ansicht der Wählergruppe „Stadtgestalter“ in Wattenscheid werde Günnigfeld abgehängt, weil die Mehrheit der Bezirksvertretung die Rheinische Bahn in Wattenscheid für immer stilllegen wolle.
Durch die Erstellung kleiner Neubaugebiete würden zehn Kilometer Bahntrasse langfristig als ÖPNV-Trasse unbrauchbar. Dirk Dziabel, Pressesprecher der Stadtgestalter Wattenscheid: „Die Bezirksvertretung verbaut den Bürgern Günnigfelds und Südfeldmarks durch mangelnde Weitsicht die Chance einer besseren und sich nur einmalig bietenden Anbindung des Wattenscheider Nordens an das ÖPNV-Netz nach Essen und Bochum.“
Da der Bahnhof Wattenscheid künftig nur noch alle 30 Minuten bedient werde (es fahre dann nur noch der RRX dort), würden das Wattenscheider Zentrum, Günnigfeld/Südfeldmark und Leithe noch deutlich schlechter an den ÖPNV angebunden sein. Die Regiotram durch den Wattenscheider Norden hätte dieses Defizit für Leithe, Mitte, Südfeldmark und Günnigfeld nicht nur ausgeglichen, sondern den Nahverkehr konkurrenzfähig zum Auto gemacht. Viele Bürger hätten den dann einfachen Umstieg vom Auto hin zu einer Direktverbindung nach Essen und/oder Bochum nutzen können.
Nicht nur eine schnelle Alltagsverbindung im ÖPNV bleibe den nordwestlichen Ortsteilen Wattenscheids nun verwehrt, sondern auch eine attraktive Anbindung des Lohrheidestadions, welches für hohe Summen ausgebaut werden soll. Dirk Dziabel: „Wird das Stadion nun nur mit Shuttlebussen an den in Zukunft provinziell getakteten Wattenscheider Bahnhof angebunden, so hat das deutliche Auswirkungen auf die Attraktivität dieser Veranstaltungsstätte. Die Regiotram hätte nicht einmal 50 Meter entfernt vom Stadiongelände einen Halt einlegen können.“
Auch eine Direktanbindung des Westparks, wo größere Veranstaltungen stattfinden können, werde nicht direkt von Essen aus angeschlossen, obwohl die Trasse direkt an der Nordkante des Parks verlaufe und somit die Fußwege weiter reduzieren und die innerstädtischen Straßenbahnen entlasten würde.
Der Kern der Anregung der Stadtgestalter war es, in den aktuellen Bebauungsrahmenplänen, die sich in Erarbeitung befinden, Platz für eine Trasse in der Bebauung vorzusehen. Sprecher Dziabel meint: „Die Bezirksvertretung verspielt eine Riesenchance, mit vergleichsweise einfachen Mitteln einen großen Baustein in der Wattenscheider Verkehrswende zu legen und wirft den Stadtbezirk damit in den Bestrebungen, gute Alternativen zum Auto zu schaffen, deutlich zurück.“
Während aktuell nach und nach in diversen Städten und Kreisen landesweit erkannt wird, dass eine Reaktivierung von Bahnstrecken den ÖPNV attraktiver macht, beerdigt die Bezirksvertretung Wattenscheid im Jahr 2020 eine zentrale Strecke im Ruhrgebiet endgültig, während die Parallelverbindung an der Hauptstrecke Köln-Dortmund aktuell schon zu 140 Prozent ausgelastet ist.
Die Verwaltung sehe ebenfalls die Defizite vor Ort und halte eine Bahnstrecke für sinnvoll, weil der ÖPNV in Trassennähe verbessert werden müsse. „Dies kann allerdings nun nur noch mit Bussen erfolgen, welche im genannten Gebiet aber so viele Umwege fahren müssten, dass der Geschwindigkeitsvorteil der Regiotram vollkommen auf der Strecke bleibt und keine wirklich überzeugende Lösung zu erwarten sein wird. Wer also nach Bochum oder Essen möchte, muss das weiterhin mit dem Auto tun oder umständliches und mehrfaches Umsteigen in Kauf nehmen, einen Tagesausflug planen, wie man es sonst nur auf dem Lande oder in entlegenen Regionen kennt.“