Bochum-Wattenscheid. Die Kitas in Bochum haben in der Coronakrise besondere Vorkehrungen getroffen. Erzieherinnen, Eltern und Kinder hoffen auf baldige Öffnung.

Wie bundesweit gibt es auch im evangelischen Familienzentrum Harkortstraße in Wattenscheid zurzeit nur eine Notfallbetreuung. Statt 107 Kinder wurden kurz nach der Schließung am 16. März selten mehr als eine Handvoll betreut. Aktuell besuchen 20 Kinder wieder die Kindertagesstätte. Schon bald, am 14. Mai, können die Kitas ihr Angebot wieder ausweiten.

NRW-Familienminister Joachim Stamp sagte jetzt in Düsseldorf, Zugang bekämen zunächst Vorschulkinder mit einem besonderen Förderbedarf. Ab dem 28. Mai können laut Stamp dann wieder alle Vorschulkinder in die Kita. Der nächste Schritt folgt dann im Juni.

Kontakt halten

„Wir versuchen den Kontakt zu allen anderen Kindern, die noch nicht wieder in den Kindergarten zurückkehren können, in vielfältiger Weise zu halten“, erklärt die Leiterin des Familienzentrums, Doris Weiß (62); „auch für uns ist die Situation sehr fremd, noch nie waren die Einrichtungen flächendeckend geschlossen. Wir vermissen die Kinder sehr“.

Auch andere Einrichtungen halten Kontakt

Allein sind die Mitarbeiterinnen des Familienzentrums an der Harkortstraße mit ihrem Engagement nicht. Überall in der Stadt versuchen Erzieherinnen, mit den Kindern in Kontakt zu bleiben. Sie geben damit den Kindern und Eltern etwas mehr Halt in dieser schwierigen Zeit. Auch können so vielleicht erneute Eingewöhnungsphasen einiger Kinder verhindert werden.

In der Coronakrise steckt nach Meinung mancher Pädagogen auch eine Chance.

Neue Wege werden ausprobiert, und die in Zukunft immer wichtiger werdende digitale Bildung in Kitas kann davon profitieren.

Umgekehrt ist das auch der Fall. Am schon von weitem bunt leuchtenden Zaun vor der Einrichtung können Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen Nachrichten und Bilder hinterlassen. Reichhaltig sind die Reaktionen. Briefe, viele Regenbogen, Bilder, aber auch Blumen oder Steine. Draußen vor der Tür hält gerade der vierjährige Noah sein Mitbringsel in Händen. Noah hat seine Steine selbst bemalt, um sie seinen Erzieherinnen aus der Bienengruppe zu schenken. Er vermisst sie und die anderen Kinder.

Videokontakt mit Kindern

„Am Anfang“, so Mutter Plamena Bos, „hat Noah noch geweint, weil er in den Kindergarten gehen sollte. Heute weint er, weil die Einrichtung für ihn geschlossen ist.“ Neu ist eine digitale Kontaktidee mit den Vorschulkindern. Unter Federführung der Erzieherin Julia Sopha (28) versuchen sich die Pädagoginnen als Moderatorinnen einer Videokonferenz. Einmal in der Woche und direkt aus der Kita.

Julia Sopha bereitet die Kinder online vor.
Julia Sopha bereitet die Kinder online vor. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Zwölf Kinder umfasst die Videogruppe „Pfiffikus“. Heute haben sich sechs Kinder zum Thema Verkehrserziehung eingewählt. Julia Sopha fragt in die Runde, wer schon seinen späteren Schulweg kennt. Semih läuft nach seinen Angaben schon allein zur Schule.“ Dreimal über die Straße und dann bin ich schon da“, verrät er uns. „Dann kommt ihr an eine Ampel. Wann dürft ihr gehen?“ Laut vernehmbar wird sechsmal „grün“ gerufen. „Richtig, bei grün!“,antwortet die Erzieherin. Lina aber kann noch mehr berichten. „Bei einer grünen Ampel muss ich aber trotzdem noch einmal schauen, ob wirklich niemand kommt“.

Thema Verkehrserziehung

Gute 15 Minuten dauert die Konferenz, das Verhalten am Zebrastreifen wird noch thematisiert, dann ist es Zeit, Schluss zu machen. Manche Tagungsteilnehmer rutschen schon auf ihrem Stuhl hin und her. Schnell gibt Julia Sopha den Kindern noch eine Aufgabe mit auf den Weg. Sie will den jungen Verkehrsteilnehmern einen „Fußgängerführerschein“ ausstellen: „Geht bitte zusammen mit euren Eltern den Schulweg ab und übt das richtige Verhalten an Ampeln und Zebrastreifen. Macht Fotos und Videos von eurem Schulweg. Wer besteht darf sich in der Kita den Führerschein abholen.“

Themenmappen angesagt

„Außerdem machen die Erzieherinnen eine Runde durch den Stadtteil und bringen Themenmappen zu den Familien“, berichtet Doris Weiß. „Ein paar persönliche Zeilen, Ausmalbilder oder Bastelanleitungen. Anfangs für die Vorschulkinder, jetzt bald auch für die jüngeren. Inhaltlich orientieren sich die Erzieherinnen beispielsweise am geplanten pädagogischen Besuchsprogramm bei Feuerwehr oder beim Förster. „Die Besuche fallen ja ins Wasser und mit dieser Aktion sorgen wir ein wenig für Ersatz.“