Wattenscheid. Buftis sind in Corona-Zeiten wichtiger denn je. Oft bilden sie den einzigen Kontakt zu Senioren in Wattenscheid, etwa beim „Essen auf Rädern“
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Wattenscheid sucht ab sofort Bewerber für den Bundesfreiwilligendienst 2020/21 in den sozialen Aufgabenbereichen – gerade jetzt in Corona-Zeiten.
Ob Yoga, Gedächtnistraining oder Seniorengymnastik: Aktuell leiden gerade ältere Menschen unter dem Verzicht auf lieb gewonnene Freizeitaktivitäten. „Wir mussten schweren Herzens in den letzten Wochen alles absagen“, berichtet DRK-Präsident Thorsten Junker. Aber den Service „Essen auf Rädern“, den Behindertenfahrdienst und die mobilen sozialen Hilfen des Verbandes konnte das Virus nicht ausbremsen.
Sozialer Kontakt als Nebeneffekt
Das Ausliefern der Mahlzeiten übernimmt auch Müslüm Arslan, der den Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) im DRK-Ortsverein absolviert. Der junge Mann mag die Mittagstouren zu den Senioren, die den „Bringdienst“ nutzen. Dabei geht es längst nicht nur ums Essen, ein schöner Nebeneffekt ist der soziale Kontakt – selbst wenn dieser nur kurz ist. „Man merkt schon, dass einige ältere Leute das Bedürfnis haben, sich mitzuteilen – manche mehr, manche weniger“, erzählt der Bufdi. Mit manchem Kunden klöne er beim Ausliefern der Speisen stets über Gott und die Welt – natürlich mit mindestens eineinhalb Metern Abstand.
Alle Bundesfreiwilligen beim Roten Kreuz tragen zudem Stoffmaske und im Bedarfsfall auch Handschuhe. Die „Essen auf Rädern“-Kunden, von denen das DRK knapp 40 aus Wattenscheid und Umgebung in seiner Kartei führt, können aus einem Katalog mit mehr als 200 Gerichten auswählen. Zu den „Rennern“ zählen Freiwilligendienstler Müslüm Arslan zufolge Klassiker wie Königsberger Klopse und freitags auch schon einmal Scholle. „Es gibt auch vegetarische Gerichte“, berichtet Katja Dertmann, Koordinatorin der sozialen Dienste des DRKs in Wattenscheid.
Ansteckungsgefahr minimieren
Gerade in der Corona-Krise biete sich ein Lieferservice wie „Essen auf Rädern“ an, weil Menschen aus Risikogruppen wegen der Ansteckungsgefahr lieber auf Einkaufstouren verzichten sollten. „Und für viele Senioren ist der Besuch vom Bufdi das Highlight des Tages“, so die Rotkreuzlerin. Kollege Markus Eisenhuth ergänzt: „Der feste Termin trägt in manchem Haushalt zur Strukturierung des Tagesablaufs bei – allein schon, weil man aufstehen und sich ankleiden muss. Das erfahren auch unsere Fahrer im Behindertenfahrdienst immer wieder. Die Menschen sind einfach froh, am gesellschaftlichen Leben ein klein wenig teilnehmen zu können und sei es nur die Fahrt mit unserem Transporter zu einem geplanten Arzttermin.“
Vor dem Start zur Mittagstour werden die bestellten Gerichte im DRK-Zentrum erhitzt und gegart, anschließend legen Müslüm Arslan und seine Kollegen die Plastikschalen mit Fisch oder Fleisch, Gemüse & Co. in Thermoboxen und verstauen diese dann im Lieferfahrzeug. An der Haus- oder Wohnungstür überreicht auch Mühacid Albayram die Portionen. „Einigen Kunden fülle ich das Essen auch auf einen Teller, der dafür dann immer schon bereitgestellt ist. Bei anderen Senioren bleibt es bei der kontaktlosen Übergabe des Essens an der Haustür“, erzählt der junge Mann.
Der vermehrte Umgang mit älteren Menschen habe ihn bereits geprägt – im positiven Sinn. „Ich bin ruhiger und geduldiger geworden“, stellt Mühacid Albayram fest.
Knapp 20 Bundesfreiwilligendienstleistende engagieren sich im DRK-Kreisverband Wattenscheid in den unterschiedlichen Betätigungsfeldern – vom Behindertenfahrdienst, Essen auf Rädern bis zu den Mobilen sozialen Diensten – erbringen sie wichtige Dienste für die Gesellschaft. Mit ihrer Bereitschaft, sich auch in der Corona-Krise für das Gemeinwohl zu engagieren, leisten sie den ehrenamtlichen und hauptamtlichen DRK-Kräften vor Ort wertvolle Unterstützung, betont Thorsten Junker, Präsident des örtlichen DRK-Kreisverbandes.