Wattenscheid-Westenfeld. Manuel Oliveri schickt von Wattenscheid aus 5000 Schutzmasken nach Sizilien. Diesmal konnte er nicht bei der großen Oster-Prozession dabei sein.
„Ich weiß, wo ich herkomme. Wir waren sieben Kinder, hatten kaputte Schuhe und nichts zu essen“, sagt er knapp und deutlich. Deshalb ist es für Manuel Oliveri selbstverständlich, in seinem Heimatdorf Burgio auf Sizilien von Wattenscheid aus in der Corona-Krise Unterstützung zu leisten. 5000 Schutzmasken hat er schon auf die Reise ans Südende des italienischen Stiefels geschickt. Denn selbst dorthin zu reisen wie all die Jahre, das war diesmal wegen der Pandemie nicht möglich.
1966 kam er nach Wattenscheid, „einen Tag vor Heiligabend“, erzählt er schmunzelnd, und er hat den Kontakt mit Sizilien seitdem nie verloren, fühlt sich aber rundheraus als Europäer. Vier Tage lang besucht er sonst die Familie und Freunde in dem 2500-Seelen-Dorf, über Ostern zur traditionellen, großen Prozession. „Da fehlt Geld in der Bevölkerung, für die Kirchen“, weiß Oliveri, und ist deshalb auch schon lange in dem örtlichen Komitee für die Organisation der Osterprozession aktiv.
Aber diesmal nicht. Die Nachrichten aus Sizilien haben ihn tief getroffen, machten ihn unendlich traurig. „Die Leute sind regelrecht eingesperrt, meine Tanten, Onkel und Cousinen können ihre Familien sogar im Haus direkt nebenan überhaupt nicht mehr besuchen“, musste er erfahren, „und die Beschränkungen gelten da schon bestimmt ein, zwei Wochen länger, als in Deutschland“. Vor allem Schutzmasken gab es viel zu wenige, bekam er mit. Und rief schnell entschlossen Francesco Matinella an, den Bürgermeister in Burgio, „ich konnte nicht einfach so hier sitzen und nichts tun.“
Der Stoff kommt direkt aus einer Fabrik in Italien
Diese Hilfe war eine regelrechte Pflicht für ihn, „denn die kennen mich da ja alle, ich bin da immer so wenig weggewesen wie hier in Wattenscheid“. Er erfuhr von der Angst der Menschen in Italien, die die Pandemie viel stärker trifft als vielleicht die in Deutschland, „die sehen ja täglich die Bilder von den vielen toten Corona-Opfern, das ist da noch viel näher“.
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Zusätzlich zu den 5000 Masken sorgte er für Baumwollstoff, der direkt aus einer italienischen Fabrik nach Burgio unterwegs ist, „zum Einkaufspreis, auch die Fracht übernimmt die Firma da, das müsste jetzt in den nächsten Tagen da ankommen“. Dem sizilianischen Bürgermeister hat er gesagt, er soll die Masken an Menschen verteilen, die viel unterwegs sein müssen und an arme Leute.
Nächster Besuch sobald wie möglich
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Aus der Stoff-Lieferung sollen geringfügig Beschäftigte, „450-Euro-Jobber“ dann Masken nähen, „das reicht für noch mal 7000 in der Region. Die kann man waschen und häufiger verwenden.“ Manuel weiß aus Erfahrung, dass die jungen Leute auf Sizilien mit der Krise ganz schlecht zurechtkommen, „so etwas sind die in Italien überhaupt nicht gewöhnt. Die kümmern sich nicht darum, was sie alles wegschmeißen, wenn sie zu viel haben weil sie meinen, das kann ich ja alles einfach neu kaufen.“
Die Mentalität der heutigen Zeit bringe die Menschen eher auseinander, schätzt Oliveri ein. Vielleicht gerade deshalb war der Besuch in Burgio die vier Tage über Ostern immer selbstverständlich für ihn. Denn bei der Prozession werde jedes Mal dann doch wieder deutlich, wie viele Menschen die Traditionen pflegen und an ihnen festhalten, sie mit Leben füllen und die Gemeinschaft vorleben.
Handschuhe und Masken für die Feuerwehrleute
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Mit seinem Sohn hat er dann die Masken in Wattenscheid an einem Tag verpackt, dazu ein Extra-Paket mit 500 Paar Handschuhen „für die Familie“, noch einmal 400 Masken für die „Forestale“, die Feuerwehrleute, die Waldbrände bekämpfen und für die er einen besonderen Respekt empfindet. Der 63-jährige Geschäftsführer hofft, bald wieder nach Sizilien reisen zu können. „Ich habe Buchungen für Juni, Juli und August klar gemacht. Sobald es geht, fliege ich wieder runter“.
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