Wattenscheid. Woanders ist Homeoffice angesagt, doch die heimischen Landwirte müssen raus. Und sie haben auch in Corona-Zeiten alle Hände voll zu tun.

Die Nachfrage ist groß. Vor Westerhoffs Bauernladen in Westenfeld z.B. stehen die Kunden Schlange. „Wir haben sehr viel zu tun, die Nachfrage ist enorm“, sagt Bettina Westerhoff, die jeden Tag stundenlang im Laden aktiv ist. Der Direktverkauf boomt. Vor und hinter der Theke ist viel los, es herrscht Ansturm. Die Kunden stehen zeitweise – wegen der Abstandsregeln und weil nur maximal zwei Besucher in den Verkaufsraum dürfen – bis hin zur Westenfelder Straße: „Stammkunden, aber auch viele Neukunden.“

Kunden stehen Schlange vor dem Westerhoff-Hofladen in  Westenfeld. Geöffnet Mo-Fr 9-13/14-18 Uhr, Sa 10-13 Uhr, So 10-12 Uhr (mittwochs nur am Vormittag)
Kunden stehen Schlange vor dem Westerhoff-Hofladen in Westenfeld. Geöffnet Mo-Fr 9-13/14-18 Uhr, Sa 10-13 Uhr, So 10-12 Uhr (mittwochs nur am Vormittag) © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Also Hochbetrieb, doch Bettina Westerhoff freut sich. „Man muss trotz alldem die Ruhe bewahren, es hilft ja alles nichts in dieser insgesamt schweren Situation.“ Weiterhin seien derzeit Ost und Gemüse noch gut zu haben, „es gibt keinen Engpass“, sagt sie. „Und offenbar möchten ganz viele Kunden direkt bei uns Landwirten einkaufen“, betont sie auch mit Blick auf die Supermärkte.

Produkte aus der Region

„Unsere Produkte stammen aus der Region.“ Auch das derzeit so begehrte Mehl sei vorhanden, sie kauft es direkt von einer Mühle im Sauerland ein. Und auch Spargel, derzeit wegen der mangelnden Erntehelfer aus Osteuropa in der Diskussion, sei genug vorhanden. Sie bezieht den Spargel aus dem Raum Raesfeld. „Es ist alles da.“

Kunden stehen Schlange

Natürlich machen sich die heimischen Landwirte derzeit auch Gedanken, wie die hiesige Ernte einzufahren ist wegen des coronabedingten Engpasses an ausländischen Helfern. Die Erdbeer- und Himbeer-Ernte steht schließlich an. Da ist zunächst einmal Patrick Appelbaum aus Sevinghausen an der Reihe, denn er erntet die leckeren Früchte aus Folientunneln und ist deshalb der Freilandernte einige Wochen voraus. Zwischen dem 20. und 25. April, so schätzt er, ist es soweit. Normal wäre Ende Mai. Auch wenn viele ausländische Erntehelfer – vor allem aus Rumänien und Polen, teils aus Moldawien – ausfallen sollten; „doch es gibt wohl eine Lösung.“ Und es gebe viele Anfragen von Menschen in Kurzarbeit und von Studenten, die wegen des Einkommensverlustes dringend das zusätzliche Geld benötigen, betonen er und auch Bettina Westerhoff zu dem Thema.

Frühe Erdbeeren aus Folientunneln

Und es heißt auch, dass nicht alle Leute geeignet seien. „Motivation und Einstellung sind wichtig für die harte Feldarbeit, sonst nützt es nichts. Wir haben zum Beispiel mit Sozialgeldbeziehern nicht immer die besten Erfahrungen gemacht“, sagt Patrick Appelbaum.