Wattenscheid-Höntrop. Mit der Endredaktion der Zeitung steuern die Höntroper Gänsereiter den Karneval an. 111 Seiten blicken auf Höntrop, Wattenscheid und die Welt.

„Es ist doch erstaunlich, dass jeden Tag genau so viel passiert, wie in eine Zeitung passt“, ein geflügeltes Wort, das dem genialen Karl Valentin zugesprochen wird. Flotte 111 Seiten hat die Redaktion der Höntroper Gänsereiter wieder gefüllt, die gut ein Jahr seit dem letzten Königsreiten, aber mit dem traditionellen Anspruch einen Rückblick für „Höntrop, Wattenscheid und die Welt“ abzudecken hat.

Wie so oft, musste sich die Zeitungskommission der Blaukittel dann sogar in der hohen Kunst des Weglassens beweisen, denn das eingereichte Material, vor allem an Bildern aus allen möglichen Anlässen um die Club, war deutlich reichlicher als gewohnt.

Auf einen reichen Fundus an Bildern und Nachrichten greifen die Höntroper Gänsereiter in ihrer neuen Zeitung zurück.
Auf einen reichen Fundus an Bildern und Nachrichten greifen die Höntroper Gänsereiter in ihrer neuen Zeitung zurück. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Über der aktuellen Ausgabe steht das Leitwort der Majestäten Maximilian I. und Christina I., der „Warmherzigen“: „Bei uns pflegen auch junge Köpfe alte Traditionen.“ Das Paar reiht sich damit in die immer noch wachsende Ahnengalerie der Bilder an der Wand des vereinseigenen Gänsereiterheims ein.

Ahnengalerie lohnt genaues Hinsehen

Das allein ist immer einen ausgiebigen Blick wert, reicht es doch zurück zu schon leicht sepia-farbenen Abzügen von Majestäten bis zu Theodor I. Ruhrmann, auf die Platte gebannt immerhin anno 1892. Wahrscheinlich geschah das sogar noch auf einem Glasnegativ und ausgeleuchtet von Magnesiumpulver-Blitzlicht.

Ein „Ausreißer“ bei den Bildern

Eine Besonderheit fällt tatsächlich erst auf, wenn man die Bilder in Ruhe vergleicht. Denn nicht nur sind erst ab dem Jahrgang 1009/10 August I. Lampe und seine Christine I. Becüwe das erste Königspaar im Bild, denn bis dahin wurden nur die männlichen Regenten einzeln gezeigt. Bei allen weiteren Bildern sieht man die ausgewählte Königin der triumphierenden Gänsereiter zur rechten Hand, also links im Bild. Aber das mit einer einzigen Ausnahme: Mittig über dem Tresen hängt das Bild von Fritz Wegmann und Else Kerksiek aus der Session 1934/35 und der Königin ausnahmsweise auf der anderen Seite.

Die Gänsereiter haben viel zu zeigen und zu erzählen, und schweifen tatsächlich weit über den Höntroper Gemarkungsrand hinaus. So beleuchten aus dem Vorstand Lennart Stoepel die Karnevalsbräuche in Griechenland, Julian Meischein schildert seine Eindrücke aus Bangladesh.

Reiter aus Spanien

Gäste aus Spanien sollen beim Gänsereiten auf der Anlage am Südpark am Rosenmontag, 24. Februar, wieder mit dabei sein und mit ihren prächtig geschmückten Pferden einen rot-gelben Kontrapunkt setzen.

Im befreundeten El Carpio de Tajo im spanischen Kastilien/La Mancha nahe bei Toledo findet jeweils am 25. Juli, dem spanischen Nationalfeiertag und Tag des Heiligen Jakobus („Santiago“), ein Gänsereiten in Erinnerung an die Rückeroberung des zuvor von den Arabern besetzten Ortes im zwölften Jahrhundert statt.

Der Apostel Jakobus, „der Ältere“, Bruder des Evangelisten Johannes, ist alleiniger Schutzpatron Spaniens, der Festtag wird seit dem achten Jahrhundert begangen.

Karriere war fast vorgezeichnet

Der siegreiche Maximilian gönnt sich als „Schellhoff vom Schellhof“ eine eigene Seite, und seine Laufbahn bis zum Gänsereiterkönig war vorgezeichnet, schildert er kurz und schmunzelnd: „Als Kleinkind mit auf dem Wagen an der Kanone, ab 18 aufs Pferd.“ Auch bei seiner auserwählten Christina ist die Gänsereiterei Familiensache. Ihre Mutter Petra I. „die Zauberhafte“ regierte bereits 2005 mit einem gewissen Markus I. mit martialischem Schnauzbart - dem heutigen Oberschulten Markus Oskamp.

Ausdrücklicher Dank ging am Abend des „Zeitungslesens“ an die Freunde vom Ländlichen Reit- und Fahrverein Wattenscheid. Denn die Gänsereiter, Höntroper wie Sevinghauser, mussten beim letzten Mal wegen des Wetters in die Reithalle am Südpark ausweichen.

Gruß nach Sevinghausen

Das bot die Gelegenheit, einen herzlichen Gruß an die Sevinghauser Gänsereiter zu schicken. Einhellig war der Glückwunsch an den benachbarten Traditionsverein, der in der Gaststätte „Kümmel Kopp“ wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren kann und nach der schmerzlichen Aufgabe der Halle in Sevinghausen nun sein Königsreiten an der Bezirkssportanlage Auf dem Esch austrägt. Wenn das Wetter diesmal besser mitspielt als im vergangenen Jahr, was allerdings den Blaukitteln Rekordzeiten für die Ermittlung ihrer neuen Könige beschert hat.