Wattenscheid-Leithe/Ückendorf. Die Emschergenossenschaft strebt 120 Jahre nach ihrer Gründung weitere Meilensteine an. Abwasserkanäle in Wattenscheid verschwinden unter der Erde

Oberirdisch ist langsam wieder „Land“ zu sehen am Wattenscheider Bach an der Stadtgrenze. Die gigantischen Rohre, durch die die Emschergenossenschaft das Abwasser vom Frischwasser trennt, sind schon in der Tiefe verbaut worden. Das Regenwasser soll hier künftig an der Oberfläche weitergeführt werden.

Auffällig waren zuletzt die Rodungen entlang des Bachs in seiner Betonrinne östlich der Ückendorfer Straße. Die Emschergenossenschaft hat anschließend östlich der Rheinelbe-Halde in Gelsenkirchen bis zur Marienstraße auf Wattenscheider Gebiet einen rund 2,5 Kilometer langen Abwasserkanal verlegt. Er dient der Befreiung des Frischwassers vom Schmutz und der anschließenden naturnahen Umgestaltung des Bachs und der Ufer.

Nicht mehr lange eingezwängt wird der Wattenscheider Bach an der Marienstraße bleiben.
Nicht mehr lange eingezwängt wird der Wattenscheider Bach an der Marienstraße bleiben. © WAZ | Uli Kolmann

Zusätzlich entstand östlich der Halde Rheinelbe ein Regenrückhaltebecken mit einem Fassungsvolumen von ca. 58.000 Kubikmetern. Das Regenrückhaltebecken ist Teil des Hochwasserschutzes und der gewässerverträglichen Einleitung aus dem dazugehörigen Abwasserkanal. Die Bauarbeiten sollen noch bis Oktober 2021 dauern. Die Emschergenossenschaft investiert zirka 51 Millionen Euro in die Maßnahme. Die ökologische Verbesserung der Bach-Uferbereiche beginnt im Anschluss im Jahr 2022 und dauert bis 2024.

Auf Bochumer Stadtgebiet ist der zum größten Teil unterirdisch verlaufende Teil des Wattenscheider Baches seit 2014 auf einer Länge von zirka zwei Kilometern umgebaut worden und nun abwasserfrei. Die Emschergenossenschaft hat hier bereits 12,5 Millionen Euro investiert.

Aufgrund des Kohleabbaus konnten Ende des 19. Jahrhunderts keine unterirdischen Abwasserkanäle gebaut werden, da sie durch Bergsenkungen beschädigt worden wären. Also wurde das Schmutzwasser in die Emscher und ihre Nebenarme eingeleitet. Das Flusssystem war dadurch bald überfordert und setzte immer wieder ganze Stadtteile unter Wasser.

Typhus und Cholera breiteten sich durch Fäkalien im Wasser schnell aus. Die Emschergenossenschaft baute ab 1899 das Emscher-System zu einem Netz offener Abwasserläufe mit Betonschalen und Pumpwerken um. 1992 begann der Emscher-Umbau.