Wattenscheid-Westenfeld. Im „Charivari“ präsentiert der Wattenscheider Kabarettist sein neues Programm: „VfB: Verrückte führen Blinde“. Er zielt auf Politik und Kommerz.
Auch bei seinem 16. Programm zog Kabarettist Jürgen Dieckmann weit vom Leder. „VfB: Deutschland und der Rest der Welt“ sagt nur Eingeweihten viel und meint fast alles. „Verrückte führen Blinde“ für „VfB“ ist sein bekanntes Fazit für die Lage in der Welt, diesmal Titel für einen ganzen, langen Abend im „Charivari“, der Traditionskneipe im Gastro 09 an der Berliner Straße.
Dieckmann, zum Start seines dreigeteilten Rundumschlages ganz in Schwarz gekleidet, polterte denn auch gleich los und winkte einmal mehr mit dem Grundgesetz. Er ist glaubwürdig und authentisch, wenn er kommentiert: „Ich hätte sofort einen Bus gechartert und die 80 Menschen hierher geholt“, statt sich weltweit tatenlos über das Bild des toten Flüchtlingskindes am Mittelmeerstrand aufzuregen. Noch mehr regt ihn auf, „dass der Verteidigungshaushalt für 2020 50 Milliarden Euro vorsieht, und eine reine Verteidigungsarmee die deutsche Freiheit statt am Hindukusch nun auch an der syrisch-türkischen Grenze verteidigen soll“.
Tipps für die Spitze der SPD
Was ihn wiederum auf die Verfassung klopfen lässt. Und er stellt klar: „Ich bin ja kein Klugscheißer, ich weiß es nur einfach besser.“ Wie anders der eingefleischte Sozialdemokrat manches sieht, gibt er der SPD bei ihrer Spitzenkandidatenkür genauso mit wie der abgedankten Frontfrau Nahles: „Andrea, wenn Du Fragen zu Hartz IV hast, denk’ dran, wir sind da nicht allein.“
Die SPD ist neben den millionenschweren Kickern aus aller Welt ein bevorzugter Grund für sein Kopfschütteln, für seinen Ärger, dem er sich traditionell zum Novemberanfang Luft macht. Dieckmann, der gar nicht gemütlich auftritt, auch wenn er sich selbst als „der dicke Onkel“ ankündigt, erinnert an das Leitwort von Willy Brandt von vor runden 50 Jahren, und mahnt: „Lasst uns mehr Demokratie wagen!“ Aber immer wieder kommt er zurück auf die Kurzform VfB, „Verrückte führen Blinde“.
Public Viewing 2022 auf dem Weihnachtsmarkt
Immerhin bekommt er auch noch einen lokalen Dreh, dass die Wattenscheider Traditionsfarben nach dem Niedergang der SG nun nicht mehr schwarz und weiß, sondern schwarz und schwarz sein müssten. Und originell ist sein Seitenhieb, dass nach der Leichtathletik-WM in Katar mit Wüsten-Temperaturen vor Schein-Kulissen eine originelle Fußball-WM für 2022 anstehe. Denn wenn die, wiederum im Wüstenstaat, auf den Winter verlegt wird, könne man sich hier auf „Public Viewing auf dem Weihnachtsmarkt bei Glühwein freuen“.