Wattenscheid. Mit dem Emscher-Umbau trennt ein neues Kanalsystem das Abwasser vom Wattenscheider Bach. Ein Regenrückhalt wird an der Halde Rheinelbe ausgehoben.

Die Schilder „Achtung, Baustelle“ auf der Marienstraße werden noch einige Zeit stehen bleiben, auch wenn weit und breit kein Bagger, keine Grube zu sehen ist. Die Rodungen entlang der Beton-Schale, in die der Wattenscheider Bach seit langer Zeit als „Köttelbecke“ gezwängt ist, hat die Emschergenossenschaft zur Vorbereitung weiterer Bodenuntersuchungen schon Anfang des Jahres vorgenommen. Denn auch hier musste sichergestellt sein, dass keine Kampfmittel die für die Zukunft geplanten Eingriffe in den Untergrund übersehen wurden.

„Bis Ende des Jahres 2020, eventuell Anfang 2021“, schätzt Anne-Kathrin Lappe, Sprecherin der Emschergenossenschaft/

Neu als Radweg

Die Baustraße der Emschergenossenschaft wird in diesem Bereich zum Radschnellweg umfunktioniert.

„Viele unserer Betriebswege entlang der Gewässer haben wir bereits geöffnet und zu Radwegen umgebaut. Im Zuge des Emscher-Umbaus sind 130 Kilometer an neuen Radwegen entstanden. Daher freuen wir uns, dass wir nun auch den Radschnellweg RS1 mitbauen“, unterstreicht Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband.

Auf Bochumer Stadtgebiet ist der zum größten Teil unterirdisch verlaufende Oberlauf des Wattenscheider Baches seit 2014 auf einer Länge von zirka zwei Kilometern schon umgebaut und abwasserfrei geführt worden. Die Emschergenossenschaft hat hier nach eigenen Angaben bereits 12,5 Millionen Euro investiert.

Lippeverband, „brauchen wir an der Stelle auch noch, die Schilder werden so lange stehen bleiben.“ Denn nicht alles fällt gleich ins Auge, was im Zuge des „Generationenprojekts Emscherumbau“ praktisch alle Abwasserkanäle und Fließgewässer im Revier nördlich der Ruhr bis nach Dinslaken betrifft. So auch hier auf dem relativ kleinen Abschnitt des Wattenscheider Bachs zwischen Obertor, Marienstraße und bis zum Hinterland der Hüller Straße, wo die Betonrinne den Bach weiter nach Gelsenkirchen führt.

An der Marienstraße zeigt sich der Wattenscheider Bach auf einem kurzen Teilstück an der Oberfläche. Foto: Gero Helm / FFS ARCHIV.
An der Marienstraße zeigt sich der Wattenscheider Bach auf einem kurzen Teilstück an der Oberfläche. Foto: Gero Helm / FFS ARCHIV. © Gero Helm / FUNKE Foto Services | Gero Helm

„Auf Bochumer Seite werden wir mit den Vorarbeiten und der Anlage von Baustraßen noch einige Zeit benötigen,“ schätzt Lappe, „hier sollen dann ab Anfang 2020 die eigentlichen umfangreichen Maßnahmen zur weiteren Entflechtung von Abwasser und sauberem Oberflächenwasser beginnen.“

Knotenpunkte an den Schachtbauwerken

Zurzeit sind an der Ückendorfer Straße die überdimensionalen Röhren zu sehen, die die Schachtbauwerke aufnehmen werden. Diese bilden die Knotenpunkte zur unterirdischen Führung der Abwasserkanäle.

2,5 Kilometer lang über die Grenze

Die Emschergenossenschaft hat in westlicher Richtung gesehen etwa ab der Rheinelbe-Halde auf Gelsenkirchener Stadtgebiet bis zur Marienstraße auf Wattenscheider Gebiet einen rund 2,5 Kilometer langen Abwasserkanal angelegt. Er wird den verschmutzten Teil des Wassers ableiten und so eine anschließende naturnahe Umgestaltung des Wattenscheider Bachs überhaupt erst ermöglichen. Zusätzlich wird östlich der Halde Rheinelbe ein Regenrückhaltebecken mit einem Fassungsvolumen von gut 58.000 Kubikmetern errichtet. Dazu müssen zuvor etwa 180.000 Kubikmeter ausgehoben werden.

Schutz vor möglichem Hochwasser

Das Becken bekommt Bedeutung mit Blick auf den Hochwasserschutz. „Die Bauarbeiten werden etwa bis Oktober 2021 dauern. Die Emschergenossenschaft investiert zirka 51 Millionen Euro in die Maßnahme. Die ökologische Verbesserung beginnt im Anschluss im Jahr 2022 und dauert bis 2024“, fasst Lappe zusammen.