Westenfeld. Mit dem ersten Nachbarschaftsfest und einer Stelle für Mitgliederwesen macht die Baugenossenschaft einen Schritt zu einer Quartiersentwicklung.

Die Nachbarn sitzen gemütlich an Biertischgarnituren und plaudern, die Kinder toben mit Wasserpistolen oder Bobby-Cars. Und plötzlich sorgt ein Brautpaar vor einem der Hauseingänge auch noch für eine ganz eigene Atmosphäre: das Germanenviertel von seiner friedlichen, fast idyllischen Seite. Die Kehrseite macht das schlechte Image der dicht bebauten Siedlung rund um den Frankenweg aus. Wie zu wenige Parkplätze, Unrat in teilweise lieblos angelegten oder ungepflegten Grünstreifen. Das soll anders werden, wenn auch sicher sehr langsam.

Dicht bebaut zeigt sich das Viertel, das Collin (6) und Jerome (7), per Bobby-Car erobern.i
Dicht bebaut zeigt sich das Viertel, das Collin (6) und Jerome (7), per Bobby-Car erobern.i © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Den Anfang macht das Nachbarschaftsfest, zu dem die Baugenossenschaft Bochum eG in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Gesundheit (hsg) eingeladen hat. Zum „Frankenweg 36/Innenhof“, mit Blick auf die 163 Wohneinheiten der Genossenschaft, von gut 1000, die es hier insgesamt gibt. Aber es gibt jetzt auch Annette Mast, die die Quartiere der Genossenschaft im ganzen Stadtgebiet betreut. Sachgebiet: „Mitgliederwesen“.

Verschiedene Eigentümer

Das lässt sich nicht ganz trennen, wenn Menschen so dicht beieinander wohnen, wie hier in der überwiegend viergeschossigen Siedlung. Es gibt Eigentümergemeinschaften, Teileigentum, verschiedene Vermieter, „schon ‘mal eine schwierige Gemenge-Lage, allein: Was ist öffentlich, gehört der Stadt, was nicht?“, hat die Sozialarbeiterin schnell als Problem für alle Absprachen festgemacht.

Niederschwellige Angebote

300 Flyer und Poster hat die Genossenschaft in der Siedlung verteilt, noch einmal 160 Fragebögen mit dem Ziel, was verändert werden soll. „20 sind zurückgekommen“, räumt Mast ein, ist aber fest entschlossen, hier „dicke Bretter zu bohren.“ Schon jetzt ist sie für viele Menschen in der Siedlung Ansprechpartnerin, „Mädchen für alles“, etwa bei Anträgen aller Art. Mit dem Anbieter „greenwheels“, der auch beim Nachbarschaftsfest dabei ist, kann ein spezielles Car-Sharing vereinbart werden. „Gemeinschaftsraum“ ist eines der Stichworte, die hier heute gesammelt und notiert werden. Vielleicht eine Möglichkeit, über DRK, den Nabu (Naturschutzbund Deutschland) oder den Paritätischen Wohlfahrtsverband Angebote zu machen. Und ganz sicher ein Ziel, um die Nachbarn zueinander zu bringen, ein Netzwerk zu schaffen. „Das geht aber nur über engagierte Menschen, und es geht nicht nur um unsere Mitglieder.“

Abschlepper räumt auf

Annette Mast ist froh, dass es kürzlich „grünes Licht“ gegeben hat, um mit einem Abschlepper einige Falschparker aus den Ecken zu ziehen. „Unser finanzielles Risiko“, räumt sie ein. Vor dem Begegnungsnachmittag wurden auch die Grünanlagen und Plätze direkt in der Nähe überholt.

Der Raserei einiger Zeitgenossen auf den schlecht beleuchteten Straßen beizukommen, ist schwierig, oder auch den zugestellen Rettungswegen. Und auch, enge Kontakte zu Stadtverwaltung und Politik zu knüpfen, um das ganze Quartier voranzubringen. Der Weg zeichnet sich ab, vom einzelnen Mieter sozusagen über die Wohnung, das Haus und irgendwann das Quartier. Zumindest kann Annette Mast schon zusagen, dass einige Modernisierungen anlaufen, außen wie innen.