Wattenscheid. Heute entstehen beidseits der Brücke Radwege. Vor über 100 Jahren wurde über Unfälle zwischen Eisenbahnen und Pferdefuhrwerken geklagt.

Viele sind der Meinung, dass die Brücke Engelsburg für die Straßenbahn gebaut wurde. „Aber das stimmt nicht so ganz“, schränkt Jürgen Reinhardt von der Interessengemeinschaft Eppendorfer Geschichte ein.

Die Straßenbahn wurde erst 1913 gebaut und nahm im Juli des selben Jahres ihren Dienst auf. Die Brücke wurde aber schon 1908 gebaut und im Frühjahr 1909 eröffnet. Das geschah, weil der Verkehr der Eisenbahn immer mehr zunahm und auch die Unfallhäufigkeit beim Überqueren der Gleise sprunghaft anstieg.

Die Zeche prägte die Gegend, zeigt die Karte von 1903.
Die Zeche prägte die Gegend, zeigt die Karte von 1903. © WAZ | IG Eppendorfer Geschichte

Denn der Verlauf der Engelsburger Straße führte zunächst an der Stelle der heutigen Gaststätte „Keglerstube“ von Paul Kleine geradeaus über die Gleise. Dort war ein beschrankter Bahnübergang, der auch mit einem Schrankenwärter besetzt war.

Königliche Direktion entschied

Da aber dieser Übergang mit Pferdefuhrwerken stark frequentiert war, die nur langsam die Gleise überqueren konnten, passierten immer wieder Unfälle an dieser Stelle. Daher entschloss sich die königliche Eisenbahndirektion in Essen, an dieser Stelle eine Brücke zu bauen, um die Unfallgefahr zu bannen.

Doppel-Kurve entstand

Der Bau der Brücke war mit einer Umlegung der Engelsburger-Straße verbunden. „Diese Umlegung ist der Schwenk, den der Bus heute noch fährt“, klärt Jürgen Reinhard auf.

Bis in die frühere Böschung hinein arbeiten sich die Bautrupps auf der Engelsburger Straße vor.
Bis in die frühere Böschung hinein arbeiten sich die Bautrupps auf der Engelsburger Straße vor. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Aktuell bestimmen Bauarbeiten das Bild an der Engelsburger Straße. Gerade hat sich die Verkehrsführung geändert. Bis zum voraussichtlichen Ende der Arbeiten Ende November 2019 kann der Verkehr nur einspurig geführt werden. Eine Umleitung in Richtung Essener Straße ist über Schützen- und Kohlenstraße ausgeschildert. Auch die Buslinien werden umgeleitet.

Straßenprofil ändert sich völlig

Anwohner haben während der Einbahnstraßenregelung nach Arbeitsende die Möglichkeit, ihre Grundstücke anzufahren, so erklärte das Tiefbauamt vor Beginn der Maßnahme. Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste sollen jederzeit die gesperrten Bereiche befahren können.

Zechenhaus-Siedlung

Die Beamtenhäuser in der Siedlung wurden 1910-1914 vom Bochumer Verein für Beamte der Zeche Engelsburg errichtet. Die Zeche hatte 1889 der Bochumer Verein erworben und großzügig ausgebaut.

Bei den Häusern sind Fassaden und Dächer auffällig. Sie sind ein Beispiel für in der Architektur zum Ausdruck gebrachte hierarchische Sozialstruktur. Außerdem dokumentieren sie die geschichtliche Entwicklung in Goldhamme.

Die Straße wird auf einer Länge von 560 Metern neu gestaltet. Künftig gibt es dann beidseitig markierte Radwege sowie eine Mittelinsel in Höhe des Sportplatzes, damit Fußgänger und Radfahrer sie gefahrloser überqueren können. Außerdem werden 165 Meter Kanal erneuert. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf 1,7 Millionen Euro.