Wattenscheid. Das kommende Kulturhauptstadtjahr wird in Stadt und Region viele interessante Projekte entstehen lassen. Eines davon ist der Wattenscheider Jakobsweg, der im März 2010 eingeweiht wird. Er wird Wattenscheid an das europäische Netz von Pilgerwegen anbinden.

Das Jahr der Kulturhauptstadt 2010 wird in dieser Stadt und Region viele interessante Projekte entstehen lassen. Zu einem Höhepunkt der kulturellen Veranstaltungen wird es im März 2010 kommen, wenn der Wattenscheider Jakobsweg eingeweiht wird. Er wird Wattenscheid an das europäische Netz von Pilgerwegen nach Santiago de Compostela anbinden.

Für den Europagedanken hat dieses Ereignis eine besondere Bedeutung; denn nach einer Deklaration des Europarats von 1987 haben die Jakobswege, auf denen seit dem Mittelalter Menschen aus allen Ländern Europas nach Nordwestspanien pilgerten, zur Entstehung Europas beigetragen. „Europa,” so heißt es, „entstand auf den Pilgerwegen.”

Zu den wichtigsten Indizien, mit denen sich nachweisen lässt, dass Wattenscheid im Mittelalter tatsächlich am Jakobsweg lag, gehört die St. Bartholomäus-Kapelle am Wattenscheider Hellweg und eine Holzfigur des Heiligen Jakobus, die früher in der Kapelle stand und heute im Pfarrhaus der Gemeinde St. Maria Magdalena in Höntrop aufbewahrt wird. Diese Holzfigur ist 70 cm hoch und stammt wahrscheinlich aus der Kalkarer Holzschnitzschule des 15. Jahrhunderts. Sie zeigt den Heiligen Jakobus als Pilger.

Die Pilgerkleidung hatte eine symbolische Bedeutung

Den Kopf des Heiligen bedeckt ein sich nach oben verbreiternder Hut, an dessen Vorderseite als Pilgerzeichen eine Muschel, die Jakobsmuschel, befestigt ist. Rechts und links quillt lockiges Haar hervor und bedeckt beide Ohren. Unter dem geöffneten Mantel, der bis zu den Waden reicht, lugt rechts eine Tasche hervor; um den Hals und vor der Brust hängt eine mit dicken Kugeln besetzte Rosenkranzkette. In der rechten Hand hält der Heilige einen Pilgerstab, der über den Kopf hinausragt. Die linke Hand umfasst ein Buch, die Heilige Schrift. Das Untergewand lässt die Beine ab dem Knie frei. Beide Füße stecken in einfachen, knöchelhohen Schuhen.

Für den Menschen im Mittelalter hatten die einzelnen Teile der Pilgerkleidung eine symbolische Bedeutung. Der Pilgerstab galt als „dritter Fuß”, der die Dreifaltigkeit Gottes versinnbildlichen sollte. Eine Pilgertasche - so sagte man - habe immer „offen” zu sein und sollte zur Freigebigkeit ermahnen. Die Jakobsmuschel, die der Pilger von seiner Reise mit nach Hause brachte, ähnele - so steht es in einem mittelalterlichen Pilgerführer - einer Hand, die sich öffne, um gute Werke zu verrichten.