Wattenscheid. . Das Wattenscheider Louis-Baare-Berufskolleg veranstaltet einen Europa-Projekttag. Politiker stellen sich Fragen und Forderungen der Schüler.
Migration, die umstrittene Urheberrechtsreform, bezahlbarer Wohnraum, Brexit, Rechtsruck und Politikverdrossenheit: Rund 700 Schüler des Louis-Baare-Berufskolleg (LBB) gingen am Donnerstag richtungsweisende Themen beim „Europatag“ an. Vor der EU-Wahl (26. Mai) nutzten sie ihre Chance, mit Politikern, Wissenschaftlern und Unternehmensvertretern ins Gespräch zu kommen und ihre Fragen und Forderungen, teils kritisch, anzubringen.
Politik muss moderner werden
Berufsschüler Florian Rüger (20, Automobilkaufmann) wählte klare Worte: „Politik wurde zu lange von alten für alte Menschen gemacht, deshalb herrscht auch eine gewisse Verdrossenheit. Aktuell ist man auf einem besseren Weg, es muss aber noch viel gemacht werden.“ Bundestagsabgeordneter Olaf in der Beek (FDP) suchte keine Ausflüchte: „Wir müssen Politik und Parteien wieder moderner machen, von innen heraus. Sie und wir müssen es auch einfordern. Den gesamten Prozess, dieses ,Weiter so’, das die Kanzlerin mal ausgerufen hat, müssen wir dringend unterbrechen.“ Viel mehr müsse man sich fragen, wie man in Zukunft leben wolle, ob neue Mobilitätskonzepte nicht längst notwendig seien oder wie man das Probleme der Energieversorgung – global – angehe.
Schüler fordern zeitgemäße Politik
Die Schüler machten deutlich, dass vorausschauendes Handeln nötig ist, da es um ihre Zukunft geht: ob auf kommunaler, deutscher oder europäischer Ebene. Das zeigte auch das Gespräch zwischen Oliver Basu Mallick, Kandidat der SPD Bochum für das Europäische Parlament, und einer Klasse. Es ging um soziale Absicherung, die Brexit-Wirren und – zentrale Themen – Umweltschutz und Flüchtlingspolitik. Aus erster Hand berichtete Dennis Radtke (CDU) den Schülern und beantwortete als dritter der separaten Diskussionsrunden in Form eines „Speed-Datings“ ihre Fragen. Seit 2017 gehört der in Wattenscheid geborene Politiker dem Europäischen Parlament an.
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Schulleiterin Susanne Muthig-Beilmann hob das Engagement des Orga-Teams (15 Lehrer) und die Kooperation mit Hildegardis- und Hellweg-Schule sowie Neues Gymnasium Bochum hervor – wie das LBB allesamt „Europa-Schulen“. Noch wichtiger: „Die Schwerpunkte des Projekttages wurden durch unsere Schüler zusammengetragen. Es wurde deutlich, dass sie Europa verteidigen möchten“.
Bedeutung der EU im Alltag nicht klar
Eine Einschätzung, die Melanie Tajnsek-Gehne, Abteilungsleitung Internationale Klassen, teilt: „Fast alle Schüler sagen, Europa sei wichtig für die Zukunft, sie wählen Europa. Allerdings haben die Wenigsten konkrete Vorstellungen, welche Bedeutung die EU im Alltag hat.“ Die Schlussfolgerung: Vor der Wahl möchten sich die Schüler genauer über Parteien und Programme informieren, Wissenslücken, etwa mit dem „Wahl-O-Mat“ (ab 3. Mai möglich), schließen.