Günnigfeld. . Für Frank Langkau brechen die letzten Dienst-Tage als Bezirksbeamter der Polizei an. Dann soll mehr Zeit für die Familie und die Musik bleiben.
Die ersten Ausrüstungsgegenstände hat Frank Langkau seinem Nachfolger Wolfgang Skibbe schon säuberlich im Karton übergeben, mit Gebrauchsspuren selbstredend. Ein paar Tage hat er noch, dann bricht für den Bezirksbeamten auf der Wache West an der Friedrich-Ebert-Straße der „Unruhestand“ an.
Das Lächeln ist noch etwas unentschlossen, wenn er fast gleichzeitig zurückblickt und auf die Zukunft sieht. „19 Jahre hab ich immer über Karneval gearbeitet, jedes Mal,“ meint er. Auch jetzt wird er in der fünften Jahreszeit zu tun haben, dann aber nicht in der blauen Polizeiuniform, sondern der blau-weißen als Vorsitzender der KG Blau-Weiß Günnigfeld. Schon beim diesjährigen Biwak war er in Doppelrolle präsent, erst zur Zugbegleitung mit Schirmmütze, dann im Wichernhaus mit
Karnevalistenkappe.
Job hat sich gewandelt
So oder so bleibt er „seinem Dorf“ erhalten, wo er sich immer wohlgefühlt hat. Seine Beschreibung ist knapp: „Eher konservativ, starke Gemeinden. Und man kannte sich da einfach gut.“
Kollege Wolfgang Skibbe wird Langkaus Bezirk Günnigfeld als Dorfsheriff („sagen alle so“) nahtlos übernehmen. Der Job hat sich über die Jahre schwer gewandelt, „heute sind wir eher Sozialbeamte, weniger für Strafverfolgung und Verhinderung da“, spricht Langkau für die sieben Kollegen, mit denen er die Wattenscheider Dienstbezirke bestreift. „In den nächsten zwei Jahren gehen fünf davon in den Ruhestand“, zählt er, die Stellen werden nachbesetzt, mehr werden es nicht.
1000fache Verkehrserziehung
24 Jahre verbrachte er auf der Wache in Linden, Ende ‘99 bewarb er sich auf eine freie Stelle im Bezirksdienst, kam in das neue Betätigungsfeld im Wattenscheider Norden, „mit Modehaus Sauer, Elektro Berger, Getränke van Baal, NPD-Landeszentrale.“
Den ersten Einsatz hatte er in der Millennium-Nacht in Höntrop zum Jahreswechsel 99/2000. Auch sein Computer ist natürlich nicht explodiert.
In den 19 Jahren in Günnigfeld hat er „gut 1000 Kindern den Straßenverkehr erklärt, auf der Wache den Polizeikasper gespielt“, listet der 60-Jährige auf. Schmunzelnd schiebt er die Anekdote nach, wie im Zuge einer Rauschgiftfahndung seine Orts- und Menschenkenntnis bereichert wurde: „Die 68-jährige Dame hielt den Altersrekord, die fleißig aus dem Küchenfenster ihren Stoff verkauft hat.“
Anekdoten aus der Anfangszeit in Uniform
Frank Langkaus erste Dienststelle war die Hauptwache in Bochum-Mitte. „Bei den ersten Einsätzen im Rotlichtviertel bekam ich ständig rote Ohren, und die wurden 1976 oft gefahren.“
Die Ausrüstung: „Zwei Telefone auf der Wache, kein Funk zum Streifenwagen, die Handgeräte reichten bis vor die Tür, als Fußstreife mussten wir noch die Signalpfeife mitführen.“
Polizeiseelsorger gab es früher noch nicht
Nur grausig ist ihm dagegen ein Verkehrsunfall auf der Autobahn in Erinnerung, „zwei Väter, drei Kinder“, weiß er noch, nur eins der Kinder überlebte. „Und wir mussten die Angehörigen informieren, wussten nicht mal, wo es hingehörte. Wir waren alle völlig durch den Wind. Polizeiseelsorger gab’s da noch nicht.“
Langkau will sich jetzt mehr seinem Enkel widmen, „dem Sohn bei seinem Häuschen helfen“, öfter das tun, was zu kurz gekommen ist. Und dabei sicher auch weiter andere Saiten anschlagen, als Bassist in der Band „RockIt“.