Wattenscheid-Mitte. . Fest der Gemeinde St. Gertrud findet zum 70. Mal statt. Der Umzug war einer der ersten in Westfalen. Großer Andrang sorgte 1958 für eine Absage.
Ein ursprünglich rheinischer Brauch sitzt längst auch in Westfalen fest im Sattel. Und die katholische Wattenscheider Gemeinde St. Gertrud reitet voran. Zum nunmehr 70. Mal feiern die Mitglieder und viele Gäste am Sonntag, 11. November, das Martinsfest. Auf der Freilichtbühne Wattenscheid wird zum großen Feuer geladen und das Martinsspiel aufgeführt. Anschließend ziehen alle Besucher gemeinsam mit St. Martin – hoch zu Ross – durch die Innenstadt zur Propsteikirche St. Gertrud.
Bernd Albers (73) ist seit 1960 der Propsteikirche verbunden, hat sich nun der Historie gewidmet und das von Heimatkundler Friedhelm Nunier (2017 verstorben) herausgegebene Heft zum St. Martinsumzug studiert: „Seit 1948 findet der Umzug hier statt. Seinerzeit war er wohl einer der ersten überhaupt im westfälischen Raum.“
1958 wollen 12.000 Menschen am Umzug teilnehmen
Und suchte seinesgleichen, wie Albers berichtet: „1958 fiel der Umzug aus ,verkehrstechnischen Gründen’ aus. Es wurden über 12.000 Menschen aus allen Nachbarstädten erwartet, man war sozusagen schlicht überfordert.“ Damit war der hiesige Umzug wohl auch „der größte im Ruhrgebiet“, wie es in Nuniers Festschrift heißt.
Mittlerweile kommt eine weitere Auszeichnung hinzu: „Dass die Tradition als ,immaterielles Kulturgut’ anerkannt wurde, ist eine große Sache“, freut sich Albers. Begonnen hat es 1948 noch kleiner. Albers: „Die Leute sind mit selbstgebastelten Fackeln um die Propsteikirche gezogen. Nach dem Krieg wurde so wieder Licht ins Dunkle gebracht, was für die Kinder ein fantastisches Erlebnis war.“
Erlös für gute Zwecke
Mit Körben wurde im Sinne des traditionellen Teilens gesammelt: „Kleidung, Lebensmittel, Spielzeug.“ Auch in diesem Jahr geht der Reinerlös größtenteils an karitative Zwecke. Freuen dürfen sich eine Suppenküche in Essen und die Caritas Wattenscheid. Ein kleiner Teil gehe außerdem an die Messdiener, die auch in diesem Jahr mit dafür sorgen, dass die Veranstaltung ein Erfolg wird – auch Dank des Martinsspiels. Die Freiwillige Feuerwehr Wattenscheid-Mitte wird wie schon in vielen Jahren zuvor das bis zu vier Meter hohe Feuer aufbauen und betreuen, das Kinder- und Jugendensemble St. Gertrud (Leitung Gudrun Stumpf) das Pogramm musikalisch mitgestalten.
Auszug aus der Propsteikirche
Einlass in die Freilichtbühne ist ab 16.15 Uhr, das Fest beginnt um 17 Uhr (Eintritt: Erwachsene 1 Euro, Kinder 50 Cent). Nach Liedern, Martinsspiel und -feuer erfolgt gegen 18 Uhr der Auszug zur Propsteikirche, den die Blaskapelle Günnigfeld begleitet. Auf der Kirchenburg gibt es Musik und Getränke. Die Festschrift von Nunier ist für einen Euro erhältlich, die Erlöse werden gespendet.
Der alternative Name „Lichterfest“ stört Bernd Albers nicht: „Die Botschaft ist die ,Mitmenschlichkeit’. Dass es keine rein katholische Veranstaltung mehr ist, erleichtert die Integration.“
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Ganz Wattenscheid ist unterwegs. Heute ziehen die Kita St. Maria Magdalena und die Kath. junge Gemeinde (KjG) WAT los. Das Fest beginnt um 17 Uhr mit einer Andacht in der Kirche am Wattenscheider Hellweg, es folgt ein Laternenumzug mit St. Martin zu Pferde und Musik zum Jugendheim an der Vincenzstraße, wo das Fest am Feuer ausklingt. Ebenfalls heute um 17 Uhr feiert der katholische Kindergarten St. Theresia Eppendorf. Das Fest gestalten die Gemeindemitglieder und Pfadfinder. Am Samstag (10) geht es im Kindergarten und Familienzentrum St. Barbara (Hollandstraße 24) weiter.
Nach einem Tag der offenen Tür (ab 11 Uhr) gibt es um 17.15 Uhr einen Umzug mit Pferd und Kapelle zum Lohrheidestadion. Der Pfadfinderstamm Maximilian Kolbe organisiert am Sonntag (11.) ab 17 Uhr einen Zug vom Gemeindeheim St. Marien zur Höntroper Waldbühne. Auch dort wird ein Martinsspiel gezeigt. Montag (12.) zieht das Familienzentrum SPEM nach.