Heide/Höntrop. . Kirchen veranstalten ökumenische Bibelnächte. In St. Joseph und St. Maria Magdalena wurde der Übergang zu Allerheiligen besinnlich gestaltet.

Einen Übergang der ganz eigenen Art bot der Abend des Reformationstages zu Allerheiligen in der katholischen Kirche St. Joseph. Schon die Windlichter am Portal machten deutlich, dass hier statt gruselig-buntem „Helloween“ ein besinnliches „Holyween“ wartete.

Gemeinsam eröffneten für die katholische und die evangelische Gemeinde die Pastoren Klaus Reiermann und Frank Dressler die inzwischen 9. ökumenische Nacht als „fester Brauch“ mit einem Kreis um den Taufstein im Zentrum des Gotteshauses.

Die Besucher hätten durch ihr Kommen allein gezeigt: „Wir wollen dabei sein“. Schauspielerin und Stimmtrainerin Maria Wolf galt ihr Dank, „uns dabei ein Stückchen zu begleiten.“

150 Psalmen in der „kleinen Bibel“

Der Abend war dabei ebenso besinnlich wie locker gestaltet. Zwischen die Lesungen hatte das Vorbereitungsteam kreative Elemente eingearbeitet. Eine ausgewählte Handvoll an Versen aus der Fülle von 150 Psalmen kam so zum Vortrag. Pausen mit Einladung zur Betrachtung der Details im Kirchenschiff oder zum Stöbern am Büchertisch, und schließlich auch ein Imbiss waren eingefügt.

In der fast 3000 Jahre alten Vorlage der „kleinen Bibel“, dem Psalter, konnten die aufmerksamen Gäste viele wohl unbekannte Aspekte entdecken. Pastor Reiermann schickte vorweg, dass sicher viele Zitate aus der Gottesdienstliturgie bekannt seien. Wenigen aber bewusst sei dürfte, dass beispielsweise auch Jesus Christus auf die alttestamentarischen Verse zurückgegriffen habe. Dies bilde auch einen Übergang vom Alten zum Neuen Testament.

Mit moderner Instrumentierung konnten an diesem Abend die historischen Vorlagen neu präsentiert werden, stellten ein „poetisches Glaubensbekenntnis“ dar. Basis war die Einheitsübersetzung der Bibel aus der Fassung von 2016. Dabei zeigte sich, dass das bekannte Jesus-Zitat aus der Kreuzigungsszene, „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“, bereits im Psalter als altes Gebet auftaucht und als Hoffnungszeichen interpretiert wird.

Basis für bekanntes Liedgut

Selbst Lieder, die zum Allgemeingut gehören, haben demnach ihren Ursprung in den Psalmen, etwa: „Macht hoch, die Tür“, und sind inzwischen wohl bekannter als die ursprüngliche Quelle. Frank Dressler erklärte, viele dieser Details habe auch er als Pastor zum ersten Mal gehört, „und ich werde sie nicht vergessen.“

Passend zur besinnlichen Gestaltung der Kirche mit zahlreichen Kerzen fasste Maria Wolf ihre Lesung betont schlicht, dabei eindringlich und akzentuiert und wirkungsvoll.

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Digitale Lichtkunst

Ähnlich eindringlich zeigte sich auch die ökumenische Bibelnacht in St. Maria Magdalena in Höntrop unter dem Titel „Ecce Homo - Sieh, ein Mensch!“. Künstler Thomas Zehnter hatte dazu die ohnehin beeindruckende Kirche mit digitalen Lichtquellen gestaltet. Der große Kreis der zahlreichen Besucher um das zentrale Taufbecken setzte den Schlusspunkt. Wobei die nach und nach entzündeten Kerzen die Gelegenheit zu Gesprächen über die vielen Fragen bot, die ein solcher Abend zur Digitalisierung eben in der Kirche bot.