Wattenscheid. . Im Rahmen der interkulturellen Woche lädt die Awo zu Frühstück mit Musik ein. Es kommt zu ersten Begegnungen zwischen Flüchtlingen und Deutschen.

Salha Ismail (31) flüchtete aus Syrien und lebt seit eineinhalb Jahren in Wattenscheid. Bei der VHS in Bochum belegt sie bereits den Integrationskurs der dritten Stufe. Dennoch hat sie noch Hemmungen, Deutsch zu sprechen: „Die Grammatik ist so schwer“, sagt sie und lächelt verlegen. Dabei ist die junge Frau sehr kontaktfreudig: „Ich würde sehr gerne Deutsche kennenlernen, weiß aber nicht, wie.“ Heute hat sie die Gelegenheit dazu. Im Rahmen der interkulturellen Woche hat die Awo zum internationalen Frühstück eingeladen, und Gäste kommen zuhauf.

Viele, sehr viele Migranten sind dabei, und anfangs bleiben sie noch unter sich. Zwei der Tische belegen aber auch deutsche Frauen, und nach und nach mischen sich die Sitzgruppen. „Ich bin das erste Mal hier. Eine Bekannte hat mich mitgenommen, weil ich gar nichts von der Veranstaltung wusste“, sagt Annemarte Lottemann, die in Höntrop bereits Kontakt zu syrischen Familien pflegt. „Es gefällt mir gut hier, man sieht nur freundliche Gesichter.“

Zwei Filmvorführungen zum Ausklang

Die Interkulturelle Woche in Wattenscheid geht heute (27.), 10.30 Uhr bei der Awo weiter mit einer Filmvorführung für Teilnehmer der Deutschkurse: „Welcome to Norway“.

„HAYMATLOZ“ heißt der Film, der sich um die F lucht von Deutschen während des Nationalsozialismus in die Türkei dreht zum Abschluss am Freitag (28.), Beginn ist um 10 Uhr.

Probleme der vierten Generation

Ein Teil der Besucher engagiert sich ehrenamtlich in der Awo-Beratungsstelle am August-Bebel-Platz. Sie alle haben zusammen mit den Musikern der Gruppe „Son Mundial“ seit früh morgens die Speisen für den Vormittag zubereitet. Da gibt es Hummus, syrische Süßspeisen, Gemüse und gefülltes Fladenbrot. Motto: gemeinsam essen verbindet. Mustafa Calikoglu, Leiter der Awo Wattenscheid, findet: „Ich freue mich, dass so viele Frauen gekommen sind. Frauen nehmen unsere Einrichtung mehr in Anspruch.“

„Die Flüchtlinge werden zu wenig begleitet“

Khadija Delbac spricht mehrere Sprachen und nimmt sich der Probleme der Menschen an, ob bei Mieterhöhungen, falschen Berechnungen des Jobcenters oder Wohnungssuche. Sie sagt: „Selbst die vierte Generation von Migranten braucht Hilfe. Das ist ein Problem mangelnder Chancengleichheit.“ Die Sprachförderung müsse erheblich ausgebaut werden, um Erfolge zu erzielen. Mustafa Calikoglu ergänzt: „Das kommunale Integrationsbüro sollte sich mehr öffnen; die Flüchtlinge werden zu wenig begleitet.“

Erst kochen, dann spielen: Die Band
Erst kochen, dann spielen: Die Band © Gero Helm

Moscheen als Ressourcen

In Kitas und Schulen, da funktioniere das Zusammenleben zwischen den Nationalitäten schon ganz gut. Auch die Seniorenbüros, so findet er, sollten Anlaufstellen für alte Menschen aus anderen Ländern werden. „Die Moscheen als Ressourcen werden bislang gar nicht genutzt. Wenn gesagt wird, die Muslime bleiben zu sehr unter sich, dann wäre dort die Chance, über Sozialarbeit und Beratungsangebote die Leute abzuholen.“

Um das Miteinander zu fördern, bemüht sich die Awo nicht nur um Einzelfallberatung. „Wir versuchen, die Menschen in Gruppen zu integrieren“, sagt Khadija Delbac. Bei Salha Ismail ist es gelungen: Sie hat vor neun Monaten bei der Awo eine Gruppe für Frauen gegründet. „Heute sind wir alle Freundinnen“, freut sie sich.