Leithe. Genossenschaftliches Wohnprojekt wird die Grundschule in Leithe neu beleben. Bezirksvertretung stimmt dem Grundstücksverkauf zu.
Genossenschaftliches Wohnen wird die leerstehende Grundschule in Leithe an der Bertramstraße mit neuem Leben füllen. Der „Bunte Block“ hat jetzt im nichtöffentlichen Teil der Bezirksvertretung grünes Licht erhalten, um das alternative Wohnprojekt dort zu verwirklichen.Einstimmig sprach sich das Gremium dafür aus, dass die Stadt ihr Grundstück verkauft. Bezirksbürgermeister Manfred Molszich (SPD): „Dass das alte Schulgebäude auf diese Weise erhalten bleibt, kann man nur begrüßen. Dieser Wunsch kam aus dem Ortsteil heraus.“
Architekten im Team
Acht Wohnungen sind geplant in Größen zwischen 60 und 115 Quadratmeter. „Drei sind derzeit noch frei“, sagt Patrick Schreiber vom „Bunten Block“. Bislang gehören bereits 20 Personen – überwiegend junge Familien – dem Kreis an, der gerade in der Gründungsphase einer Genossenschaft ist. Einzige Bedingung für Neuzugänger ist, dass alle Eigenleistungen miteinbringen sollten. „Wir haben zum Beispiel drei Architekten in unserem Team, so dass wir uns die Planungskosten sparen können.“ Auch bei der baulichen Umsetzung werden Mitstreiter benötigt, die mit anpacken können. Das, so Schreiber, mache das Projekt deutlich günstiger.
Gemeinsam kochen und arbeiten
Das Konzept sieht zudem eine Gemeinschaftsküche vor und einen sogenannten Co-Working-Space. Das sind kleine Büros, die Mitglieder der Genossenschaft für ihre Arbeit gemeinsam nutzen können.
Ein Teil der Gründungsmitglieder vom „Bunten Block“ haben übrigens den Verein Lunatic Circus aus der Taufe gehoben. Der veranstaltet erfolgreich das „Lazy-Dub-Festival“ in Bochum. Und warum Bunter Block? „Wir hatten uns für unser Projekt vor geraumer Zeit einen grauen Häuserblock angesehen. Da lang der Name auf der Hand“, sagt Schreiber.
Die Stiftung Trias in Hattingen wird die Kaufsumme für das über 4000 Quadratmeter große Grundstück aufnehmen und gibt es dann als Erbbaurecht an die Gruppe weiter. Die gemeinnützige Stiftung für Boden, Ökologie und Wohnen unterstützt alternative Projekte. David Matthée ist für die Projektentwicklung zuständig: „Wir wollen den Kaufvertrag mit der Stadt noch in diesem Jahr unterzeichnen; die Zeitschiene ist eng gerechnet, weil die Gründung einer Genossenschaft länger dauert. Über die Modalitäten und den Preis müssen wir mit der Stadt noch verhandeln.“ Trias hat ein Stiftungsvermögen in Höhe von zehn Millionen Euro. Damit es nicht zusammenschmilzt, gilt das Prinzip der Zustiftung: Jeder, dessen Projekt unterstützt wird, verpflichtet sich, Mittel einzuwerben, um Trias in die Lage zu versetzen, weiteren alternativen Wohnformen auf die Beine zu helfen.
Schulhof entsiegeln
Was die Stiftung am „Bunten Block“ gereizt hat: „Bei der Umnutzung der Grundschule geht es nicht ums Eigentum, sondern um die Gemeinschaft sowie einen ausgeprägten ökologischen Gedanken. Die Gruppe will etwa den gesamten Schulhof entsiegeln und begrünen“, erklärt David Matthée.
Der Erhalt des Gebäudes gehörte zu den Bedingungen der Stadt, als sie im Frühjahr ein öffentliches Interessenbekundungsverfahren zum Erwerb durchführte. Aufgerufen waren ausschließlich alternative Wohnprojekte, die ihre Konzepte einreichten. Die Wahl fiel auf den „Bunten Block“. Manfred Molszich gratulierte Patrick Schreiber in der Sitzung: „Kommen Sie gut in Leithe an.“
2020 hoffen die Genossenschaftler schon einziehen zu können. Alle Klassenzimmer bleiben erhalten. Für die größeren Wohnungen wird einem Klassenraum jeweils ein Stück der großen Flure zugeschlagen, die größte bekommt noch das Lehrerzimmer dazu.
Der „Bunte Block“ will die Nachbarschaft einbeziehen. Im Gespräch sind zum Beispiel ein Biergarten oder ein Café. Schreiber: „Wir haben bereits mit der örtlichen Kirchengemeinde und dem Bündnis für Leithe Kontakt aufgenommen. Von denen kam der Vorschlag, ein gemeinsames Fest zu organisieren.“
>>> Geschichte der Schule im Dorfmittelpunkt
Eine lange Geschichte schreibt die ehemalige Grundschule an der Bertramstraße. Sie galt als „die“ Schule im Dorfmittelpunkt – über Generationen hinweg. 2012 beschloss der Stadt Bochum, Grundschulen zusammenzulegen, somit stand die an der Bertramstraße zur Disposition und wurde schließlich vor fünf Jahren geschlossen. Großer Protest in der Leither Bürger- und vor allem Elternschaft folgte. Die Eltern zogen 2014 vor das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen – und verloren die Klage. Die Schule blieb geschlossen. Die Schule sei auch stillgelegt worden, weil dort ein starker Schimmelbefall festgestellt worden sei, hieß es damals. Hinzu kam, dass aufgrund aktueller Brandschutzbestimmungen eine Reaktivierung für den Lehrbetrieb zu teuer geworden wäre. Schon damals gab es Spekulationen und Gerüchte, das Gebäude umzunutzen, etwa als alternatives Wohnprojekt.