Wattenscheid. . „Tag der Trinkhallen“ in der Hellwegstadt steht für einen Moment Geschichte und Geschichten stehen für Momente: Korthäuschen und Nikos Büdchen.

Das ist wie aus dem Ruhrgebiets-Bilderbuch: Achim Korthaus ist Stahlwerker. Er erinnert sich mit glitzernden Augen an die Zeit, als am Kiosk noch das Glas mit den Salzgurken neben dem mit den Rollmöpsen stand. Das hat er in Wiemelhausen erlebt. Nun macht er mit beim revierweiten Tag der Trinkhallen. In und mit dem Korthäuschen an der Parkstraße. Es trägt seinen Namen.

Der Staffelstab wandert weiter

Vielleicht bleibt der Name, aber er gibt zum Monatsende den Staffelstab nach nun vier Jahren weiter. Damit gibt er auch die Versorgung der Stammkunden mit Kaffee oder frisch aufgebackene, dann belegte Brötchen weiter. Fünf Jahre bis zur Rente muss er noch herunterzählen, und „allein von der Trinkhalle könnte man nicht leben“. Und auch die Arbeit ab morgens 5 Uhr, wenn die Ersten zur Arbeit gehen, nicht leisten. Das geht nicht mehr ohne seine schwer erkrankte Frau.

Auf den Kiosk an der Ückendorfer Straße, Nikos Büdchen, bauen dagegen Heike und eben Niko Werdehausen, ganz neu und ganz anders auf. Darum steht alles, was hier heute in der Trinkhalle und auf dem rustikal anmutenden Hof passiert, auch im Zeichen der Beratungsstelle „Fiducia“ und der Praxis für Beratung, Coaching und Entspannung. Die baut die 52-jährige Heilerziehungspflegerin hier parallel auf. „Fiducia“, Lateinisch für Vertrauen, muss das Paar dafür reichlich aufbringen und gleichzeitig vermitteln.

Parkplätze sorgen für Ärger

Eine Beratungsstelle bei sexueller und gegen sexuelle Gewalt für Menschen mit Behinderungen, „die es so wohl hier kaum gibt“ wird es sein. Eine Idee, die schon ein paar Jahre in Heike Werdehausen reift, und mit dem Wechsel des hauptberuflichen Arbeitsplatzes von Düsseldorf und von der Arbeit mit Erwachsenen nun zu der mit Kindern verbunden ist. Und mit den Möglichkeiten, die die Trinkhalle mit den eigens eingerichteten Parkplätzen auf dem zugemieteten Hof bietet. Für die Nutzung eben dieses Hofes, auf dem zum Feiertag gegrillt wird, haben sie einen eigenen Kampf auszufechten. Mit den „gefühlt 100“ Autofahrern, die die Einfahrt „nur mal eben“ zustellen. Sie achten nicht auf das Extra-Schild am Tor.

Veranstalter feiert neuen Besucherrekord

Rund 250 Künstler aus Musik, Kleinkunst, Fußball, Filmbude und gemischte Tüte sorgten am Samstag von 14 bis 22 Uhr für ein Programm, das den Feiertag der Budenkultur zum Erlebnis machte.

20 000 Besucher feierten den Tag der Trinkhallen, schätzt die Ruhr-Tourismus GmbH.

An der Ecke steht übrigens im Stuck an der Fassade der Sinnspruch: „Mein Haus, meine Welt.“

An der Bude trifft man sie. Alle.