Wattenscheid. . Vier junge Zugewanderte schreiben und filmen ihren ersten Krimi in der Alten Freiheit. Kostenloses Filmprojekt nimmt Sprachförderung in den Fokus.

„Und Action!“ Im Vollsprint stürmen die Protagonisten in die Bücherei. „Cut! Gut.“ Ismail Altun hat durch die Kamera alles im Blick und befindet: „Die Szene drehen wir gleich noch einmal.“ Die jungen Darsteller holen kurz Atem und bereiten sich lachend auf die nächste, auf die perfekte Aufnahme vor. So entsteht Szene für Szene ein Krimi, den vier junge Teilnehmer gemeinsam schreiben und drehen.

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„Krimiwerkstatt“

Es ist eine etwas andere Art des Zeitvertreibs in den Ferien. Das Lernstudio Wattenscheid veranstaltet in Kooperation mit dem Förderverein der Bücherei „LiesWAT!“ eine kostenlose „Krimiwerkstatt“ für zugewanderte Kinder und Jugendliche. Zusammen mit den Sprachlernbegleitern Ismail Altun und Suzan Tubay haben sich Magdalena (12, Polen), Anna (14, Indonesien), Asil (8, Irak) und Dante (11, Uruguay) überlegt, wovon ihr Krimi handeln soll, Rollen entwickelt, ein Drehbuch und Dialoge geschrieben und stehen nun vor der Kamera.

Motivation, etwas Neues zu lernen

Beeindruckend sei die Kommunikation unter den Vieren. Es werde viel Deutsch, ein bisschen Englisch gesprochen, ab und an übersetzen die ausgebildeten Lernbegleiter Tubay und Altun oder die Teilnehmer untereinander. Das ist der Ansatz des geförderten Projekts, informiert Silvia Kleinbeck-Dicke, Inhaberin des Lernstudios: „Das ‚Lernen nebenbei‘, abseits des schulischen Alltags, ist wichtig.“ Gerade in Bezug auf die neue Sprache, da kein Teilnehmer bereits länger als ein Jahr in Deutschland lebt. Und dennoch: „Asil spricht fast schon akzentfrei Deutsch. Alle zeigen die Motivation, etwas Neues zu lernen und wir erkennen schon in der zweiten Woche klare Fortschritte“, loben Tubay und Altun.

Die Krimiwerkstatt – hier in der Bücherei.
Die Krimiwerkstatt – hier in der Bücherei. © Svenja Hanusch

„Spielmomente“

Gefilmt wurde bereits im Lernstudio, auf Wattenscheids Straßen, in der Bücherei und auch ein Dreh im Park steht auf dem Programm. So gestalten sich die Tage abwechslungsreich, was die Teilnehmer freut: „Alles ist gut, es macht sehr viel Spaß“, lautet die einhellige Meinung der Nachwuchskünstler, die alle zum ersten Mal vor der Kamera stehen und sogleich in Zweiergruppen ihre Dialoge einüben. Auch Tubay ist zufrieden: „Die Kinder hatten eigene Ideen, die wir aufgenommen und entwickelt haben.“ Eingebaut wurden immer wieder „Spielmomente“, um die täglichen Treffen von 9 bis 16 Uhr weiter aufzulockern. Sogar für den Soundtrack sorgte man selbst, erzählt sie: „Dante am Klavier und Anna an der Geige haben Krimi-Melodien eingespielt.

Das war auf jeden Fall ein Highlight, das wir bei folgenden Projekten gerne aufgreifen möchten.“ Denn eine Fortsetzung des integrativen Filmprojekts mit dem Fokus auf Sprachförderung ist für die Herbstferien geplant, wie Silvia Kleinbeck-Dicke vom Lernstudio bestätigt. Dirk Plewka, Leiter der Bücherei: „Es ist bewundernswert, dass die Kinder sich in den Ferien engagieren.“