Wattenscheid. USB-Mitarbeiter Frank Erler (48) beseitigt illegal entsorgten Abfall an Feldern, Wiesen und Parkplätzen. Er beklagt zunehmende Gleichgültigkeit.
Nahezu jeder hat sich schon einmal über wilde Müllkippen geärgert. An Straßenrändern, an Feldern und an Wiesen sammelt sich zunehmend illegal entsorgter Müll. Jeden Tag werden einige Tonnen davon beseitigt. Zwei Mitarbeiter stellt der USB Bochum (Umwelt-Service Bochum) dafür dauerhaft ab. Einer von ihnen ist Frank Erler (48). Auf eine Tasse Kaffee traf er sich mit WAZ-Mitarbeiter Norbert Philipp, um über seinen Berufs-Alltag zu sprechen.
Herr Erler, stammen Sie aus Bochum?
Frank Erler: Ja, ich bin ein echter Bochumer Junge. Ich wurde hier geboren und bin auch in Bochum zur Schule gegangen. Zudem schlägt mein Herz natürlich für den VfL.
Haben Sie gleich nach Ihrer Schulzeit beim USB „angeheuert“?
Zwar arbeitete mein Vater beim USB, ich habe mich aber erst einmal für eine Lehre als Einzelhandelskaufmann bei Karstadt im Ruhrpark entschieden. Danach bin ich in den Messebau gegangen, bis die Firma in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Anschließend bin ich dann doch, genau wie mein Vater, beim USB gelandet. Diesen Schritt habe ich nie bereut, ich arbeite sehr gerne dort.
Wann war das?
Seit 1997 bin ich dort beschäftigt. Im Laufe der Zeit war ich in unterschiedlichen Unternehmensbereichen beschäftigt. Auch Restmüll laufen, wie wir sagen. Das war mir auf Dauer zu eintönig. Immer wieder die gleichen Abläufe. Mit der Zeit gibst du den Mülltonnen schon Namen. Meine derzeitige Tätigkeit dagegen ist sehr abwechslungsreich, ich habe Spaß daran. Seit sieben Jahren beseitige ich die wilden Müllkippen in der Stadt. Im Schutz der Dunkelheit entstehen leider täglich neue Müllberge.
Fokus auf Persönliches, Menschliches richten
In der Serie „Auf eine Tasse Kaffee/Tee mit...“ spricht die WAZ mit Bürgern aus verschiedenen Berufs-, Hobby- oder Lebensbereichen und zeigt auf, was sie bewegt.
Diese Interview-Reihe bietet bewusst nicht nur Daten, Zahlen und Fakten über eine Person, sondern richtet den Fokus auf das Persönliche, das Menschliche.
Wie erfahren Sie davon?
Die Meldungen erreichen uns unter anderem von Bürgern, die sich beim Umweltamt der Stadt melden. Von dort erhalten wir den Entsorgungsauftrag, die genaue Lage und in etwa den Umfang der wilden Kippe. Wir fahren dann schnellstmöglich den Standort an und entsorgen den Müll sachgerecht. Manchmal wird aber derart viel abgekippt, dass selbst wir kapitulieren. Dann rücken wir in einem Sondereinsatz mit schwerem Gerät an. Mehrmals in der Woche ist unser Kranwagen im Einsatz.
Wie ist es möglich, illegal tonnenweise Müll abzuladen?
Das geschieht sehr bewusst. Neulich mussten wir am Kabeisemannsweg Müll wegräumen, der offenbar mit großen Lkw-Kippern dort abgeladen wurde. Das sind geplante Nacht und Nebel-Aktionen, darüber rege ich mich sehr auf.
Kennen Sie mittlerweile die neuralgischen Punkte in Wattenscheid?
Ja, klar. Die Parkplätze an der Fritz-Reuter-Straße, die Weststraße oder auch die Bochumer Straße. Hier ist es vor allem Sperrmüll, der einfach auf den Bürgersteig gestellt wird.
Gibt es saisonale „Hochzeiten“?
Ja. So bald die Gartenzeit im Jahr beginnt. Dann werden die Gartenabfälle entsorgt. Oder die Wechselzeit bei der Autobereifung. Die alten Reifen werden dann einfach in die Botanik geworfen.
Haben Sie schon einmal einen Täter dingfest gemacht?
Leider ist es mir noch nie gelungen, jemanden zu erwischen. Viel ausrichten könnte ich ja nicht. Die Polizei kann ich rufen, das Kennzeichen notieren. Festhalten darf ich niemanden, auch fotografieren nicht. Die Rechte haben wir nicht.
Großstädte wie Wien, Hamburg oder Berlin haben Mülldetektive im Einsatz. Wäre das nach Ihrer Meinung ein Ansatz, um den illegalen Müllbergen Herr zu werden?
Auf jeden Fall. Ich bin dafür, so etwas auch in Bochum zu testen. Ich glaube schon, dass das Sinn macht. Das müsste allerdings in aller Breite öffentlich gemacht werden, damit eine Abschreckung erzielt wird. In den letzten Jahren hat die Vermüllung gefühlt zugenommen. Leider übernimmt ein kleiner Teil der Gesellschaft keine Verantwortung beim Thema Abfall.
Achten Sie auch in Ihrer Freizeit auf den Müll am Wegesrand?
Ja, schon. Meine Frau sagt dann immer: Frank, da liegt Arbeit für Dich! Im Urlaub allerdings schalte ich vollständig ab. Leider machen wir erst im nächsten Jahr wieder Urlaub. In Spanien. Da finde ich alles, was ich zur Entspannung brauche. Ich muss nur warm liegen und das drei Wochen lang.