Mitte. . Kunsthistorikerin Delia Albers macht sich für die Wasserspiel-Anlage auf dem August-Bebel-Platz stark. Station der Kunst im öffentlichen Raum.

Vehement setzt sich die Wattenscheider Kunsthistorikerin Delia Albers dafür ein, den Brunnen auf dem August-Bebel-Platz in seiner jetzigen Form zu erhalten. „Ein Erhalt der Anlage mit Sanierung und Restaurierung und anschließender Pflege trägt mehr zu einer Attraktivierung und Identitätsstärkung in Wattenscheid bei als eine Entfernung und eine Erneuerung.“

Damit reagiert sie auf den Vorschlag des Wattenscheider Künstlers Norbert Döppenschmitt, das vorhandene Wasserspiel im Brunnen im Zuge der Umgestaltung des August-Bebel-Platzes zu entfernen und dort einen „Riesel-Brunnen“ aufzubauen.

Schon mehrfach Führungen angeboten

Schon mehrfach hat Delia Albers in Wattenscheid Führungen zum Thema „Kunst im öffentlichen Raum“ durchgeführt und dabei auch den Brunnen am August-Bebel-Platz eingehend erläutert. Ihr Fazit: „Die Teilnehmer waren durch die Erklärungen jedes Mal positiv überrascht, was der Brunnen eigentlich alles zeigt und was man sehen kann, das im Alltag schnell übersehen wird.“

Oftmals offenbare der Brunnen, an der zentralen Wattenscheider Bushaltestelle gelegen, seine Intention erst auf den zweiten Blick, beim intensiven und eingehenden Sehen und Betrachten. „Das Wasserspiel hält die Menschen zum Innehalten an, es ist ständig in Bewegung und beruhigt zugleich. Aufmerksame Betrachter erfahren die Wege und Formen des Wassers. Es herrscht ständige Bewegung: sprudelnd, spritzend, laut klatschend und ruhig fließend. Dieser Effekt entsteht, wenn das Wasser über die unterschiedlich hohen Tellerelemente in die Becken fließt.“

Innenstadt attraktiver gestalten

Der Brunnen – 1967 erbaut – sei auch ein Zeitzeugnis, „er bildet eines von mehreren markanten Kunstwerken im Zuge der Kunst in der öffentlichen Raumgestaltung der Städte ab den 1960er Jahren“. Generell begrüßt sie Maßnahmen, die Wattenscheider Innenstadt attraktiver zu gestalten, „aber Altes einfach zu entfernen, ist dabei eher der kontraproduktive Weg. Diesen Brunnen sollte man erhalten und in moderne, neue Strukturen integrieren“.

Delia Albers hat sich im Stadtarchiv intensiv mit der Entstehung dieser Brunnenanlage befasst. Der Entwurf stammt von Peter Szaif (1923-1970), einem Bildhauer, der in Niedersachsen zahlreiche Objekte im öffentlichen Raum, vor allem Brunnen und Plastiken, geschaffen hat.

Aufwertung nur mit dem gesamten Platz finanzierbar

Die Kosten zur Sanierung des Brunnens am August-Bebel-Platz bezifferte die Verwaltung vor gut einem Jahr auf etwa 35 000 Euro. Der Brunnen trage wesentlich zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität bei.

Eine komplette Sanierung aus Städtebaufördermitteln sei nicht möglich. Der gesamte Platz soll durch Städtebaufördermittel umgestaltet werden. Je nach Rahmenplanung könne auch der Brunnen aufgewertet werden.

Mittelpunkt der Stadt

Mitte der 1960er Jahre hatte es erste Pläne im Kulturausschuss gegeben, einen Brunnen auf dem August-Bebel-Platz zu errichten. Der Platz sei „der repräsentative Mittelpunkt der Stadt. Er bedarf eines künstlerischen Schmuckes, der in Form einer Brunnenanlage mit Wasserspielen am besten erreicht wird. Die geplante Anlage liegt im Schnittpunkt der Fußgänger-Einkaufsstraße und der Omnibus- und Straßenbahnhaltestellen in Verbindung mit einer mit Blumen zu bepflanzenden Grünfläche“, hieß es 1965 in der Verwaltungsvorlage.

Wettbewerb mit vier Teilnehmern

Vier Teilnehmer hatte die Stadt für den Wettbewerb zur Schaffung der Brunnenanlage benannt, allesamt Bildhauer: Werner Habig aus Wattenscheid, Hubert Nitsch aus Gelsenkirchen, Peter Szaif aus Wolfsburg und Ernst Hermanns aus Münster.