Wattenscheid. . Heimat- und Bürgerverein plant Großprojekt zur Aufwertung der Strecke durch Höntrop und Eppendorf. Neue Stationen und separate Routen angedacht.
Die Loren stehen still, der schwarze Staub hat sich gelegt, Grubenlampen sind erloschen. 2018 ist in Deutschland endgültig Schicht im Schacht, die letzte Zeche wird stillgelegt. Damit die Historie um Kohle und Kumpel nicht in Vergessenheit gerät, greifbar und begehbar bleibt, hat der Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid (HBV) ein Großprojekt auf den steinigen Pfad gebracht: Der „Bergbauwanderweg“ in Höntrop und Eppendorf soll restauriert, erweitert, und neu aufgeteilt werden.
„Es läuft langsam an“, bewertet Ehrhard Salewski (83, HBV) den Stand. Zumindest das Fördergerüst steht: „Wir erhalten rund 25 000 Euro durch die erfolgreiche Teilnahme am ,Zukunftsprojekt’ der Stadtwerke Bochum 2017. Das Geld kommt in zwei Tranchen, die erste Hälfte soll in Kürze überwiesen werden, die zweite 2019“, kann Salewski berichten. Vorgenommen haben er und seine Historikerkollegen sich einiges. Daher könne sich die „Umsetzung möglicherweise über die nächsten drei bis fünf Jahre ziehen“.
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Wegerecht klären
Geklärt werden muss zunächst die Frage nach Eigentumsverhältnissen im Bereich der Hektor- und Talstraße. Dort verlief der historische Weg, der 1992 vom HBV eingeweiht wurde, ursprünglich. Um das heutige Wegerecht in Erfahrung zu bringen und wieder eine lückenlose Führung des Bergbauwanderweges gewährleisten zu können, wurde bereits eine Anfrage an die Bezirksvertretung Wattenscheid gestellt. Salewski hofft, auch einen Ansprechpartner in der Bochumer Verwaltung zu finden, um zeitnah mit der Umsetzung der angestrebten Maßnahmen beginnen zu können.
Strecke aufteilen
Eine weitgreifende Neuerung wurde bereits intensiv im HBV diskutiert, ist allerdings noch nicht beschlossen: Die Route soll aufgeteilt werden in zwei eigenständige Wege – einer durch Höntrop (ehemals Maria Anna und Steinbank), einer durch Eppendorf (Engelsburger Rücken/Eppendorfer Siepen).
Startpunkt soll verlegt werden
Salewski nennt Vorteile: „Beide Rundwege wären in eineinhalb bis zwei Stunden zu laufen, man hätte genügend Zeit, sich der Geschichte beider Teile zu widmen.
Dazu ist angedacht, den Treff- und Startpunkt vom Parkplatz der Realschule Höntrop hin zur Kreuzung Tal-/Garten-/Höntroper/Eppendorfer Straße zu verlegen, wo sich direkt eine Bushaltestelle befindet.“
Zustand ist eine Schande
Außer Frage steht, dass die vorhandenen Infotafeln an den verschiedenen Stationen erneuert werden müssen: „Dass diese so verkommen sind, ist eine Schande. Vor allem der Vandalismus im unteren Bereich des Eppendorfer Siepens ist unbegreiflich“, findet Salewski deutliche Worte. Viele Tafeln sind nicht mehr lesbar, andere fehlen ganz. Gleiches gilt für Wegweiser. Allein die Kosten für die neue Beschilderung schätzt das HBV-Mitglied grob auf 12 000 bis 15 000 Euro.
Weitere Schächte markieren
Die neuen Pläne sehen 20 bis 25 Schilder vor, aktuell sind es 14 Stationen. „Der Storksbankstollen ist seinerzeit durch viele Flöze getrieben worden. Dort liegen entsprechend noch Schächte, die markiert werden können, um wieder ein sichtbarer Teil der vielseitigen Geschichte zu werden.“
Bauliche Maßnahmen sind notwendig
Mit der Klärung der Eigentumsverhältnisse und des Wegerechts, der angedachten separaten Routenführung, der Erneuerung vorhandener Tafeln sowie der Installation neuer Stationen liegen drei große Baustellen vor den ehrenamtlich aktiven Mitgliedern des Heimat- und Bürgervereins, die bereits einen Arbeitskreis gegründet haben. Ein vierter Bereich kommt noch hinzu, ergänzt Ehrhard Salewski: „Bauliche Maßnahmen müssen durchgeführt und finanziert werden. Darunter fällt unter anderem der Plan, einen Vorplatz am Stollen Storksbank zu errichten und den Zugang wieder zu ermöglichen, ihn im besten Fall ein Stück begehbar zu machen.“ Ortsbesichtigungen mit Betrieben hätten bereits stattgefunden, so Salewski. Eine genaue Kalkulation des zeitlichen Aufwandes und der Kosten sei aktuell noch schwierig.
Dass Salewski und der HBV viel Zeit in ihr „Zukunftsprojekt“, für dessen Umsetzung man erneut auf die Unterstützung von „Bergbau-Fachleuten“ und weiteren Förderern setzen möchte, investieren, kommt nicht von ungefähr. Der Wattenscheider klärt auf: „Ich bin dem Bergbau sehr verbunden. Schon als 17-Jähriger habe ich auf dem Kohlenplatz eines Stollenbetriebes im Lottental gearbeitet.“ . Auch in der Folge beschäftigte sich der ehemalige Diplom-Ingenieur beruflich intensiv mit der Thematik („untertägige Elektrotechnik“).
Bis zur Realisierung der aufwendigen Pläne stehen nun fraglos noch intensive Schichten an.