. Klaus-Peter Hülder ist seit vier Jahrzehnten ununterbrochen für die Unabhängige Wählergemeinschaft in der Wattenscheider Bezirksvertretung aktiv.

Viele verschiedene Gesichter hat die Wattenscheider Bezirksvertretung. Und je nach Fraktionsbesetzung und Kommunalwahlergebnis auch viele wechselnde. Ein Gesicht gehört – als einziges – seit 40 Jahren zur und in die Bezirksvertretung der Alten Freiheit: Klaus-Peter Hülder (75) vertritt die UWG am 22. Juni genau seit vier Jahrzehnten im politischen Gremium des Stadtbezirks. Und hat in dieser Zeit viel erlebt, Schönes und weniger Erfreuliches.

Ehre, Auszeichnung und Mandate

Im Jahr 2008 wurde Klaus-Peter Hülder mit dem Gertrudis-preis geehrt, Wattenscheids höchster Auszeichnung.

Hülder gehört dem Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid an. Von 2000 bis 2011 war er dessen Vorsitzender. Für seine Verdienste wurde ihm 1997 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

In der Bezirksvertretung hat Hülder bis heute den Fraktionsvorsitz der UWG inne. Von 1999 bis 2013 saß er im Rat – ebenfalls als Fraktionschef der Wählergemeinschaft. Heute ist er Ehrenvorsitzender der UWG.

Klarheit und Offenheit

Mitbegründet hat er die Unabhängige Wählergemeinschaft schon im Jahr 1969. Den Grundsätzen, etwas anders machen und neu gestalten zu wollen, „ist die UWG bis heute treu geblieben,“ sagt er. „Wir wollen nach wie vor keine Politik unter Ausschluss der Öffentlichkeit sein, wollen keine interne Pöstchenvergabe und wir stehen für Klarheit, Wahrheit und Offenheit.“ Das waren einst die Grundsätze der UWG, die heute noch gelten. Hülder hat SPD-Mehrheiten gesehen, genauso wie die der CDU. „Nicht immer kann man einer Meinung sein,“ sagt er. „Das ist auch nicht gewollt. Doch müssen wir, wenn es um wichtige Dinge in und für Wattenscheid geht, doch mit einer Stimme sprechen.“ Und das schafft die Bezirksvertretung seit vielen Jahren.

Lange politische Laufbahn

Der stets gemeinsam verabschiedete Haushalt ist das beste Beispiel dafür. Vorher wird gerungen, besprochen. Geht es aber um die Abstimmung über die Finanzen, wird Einigkeit erreicht – zum Wohle Wattenscheids, wie Hülder sagt. Dieses Beispiel hat in Bochum übrigens Schule gemacht.

40 Etatreden

Dass Hülder für die UWG auch rund 40 Etatreden gehalten hat, fügt sich wie ein Mosaik. Der Industriekaufmann, der einst das Brot für sich, seine Frau und seine Tochter bei Krupp-Stahl verdiente, weist eine lange politische Laufbahn auf. In den 60er Jahren gehörte er als junger Spund schon der CDU an, hatte für die Junge Union etwa den Kreisvorsitz inne. Dann gründete er die UWG mit und konnte mit der Wählergemeinschaft schon zwei Monate später, im November 1969, in den Rat der Stadt Wattenscheid einziehen. 47 Mandate waren damals zu vergeben, elf holte die UWG auf Anhieb.

Hülder war damals mit 26 Jahren der jüngste Mandatsträger im Wattenscheider Stadtrat. 200 Mitglieder zählte die Wählergemeinschaft derzeit – heute sind es rund 50.

Schmerzhafte Erinnerungen an die Eingemeindung

Dann kam die Eingemeindung, schmerzhaft für viele Wattenscheider, besonders aber für Klaus-Peter Hülder. Durch die Klausel der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte die UWG am Einzug in den für Wattenscheid neuen Bochumer Stadtrat. 1975 holte die UWG 4,1 Prozent auf Stadtebene – zu wenig also – aber ganze 13,2 Prozent für den Bezirk. Durch einen Entscheid des Bundesverfassungsgerichts im Februar 1978 hatte die UWG plötzlich Anspruch auf zwei Mandate in der Bezirksvertretung. Durch Ratsbeschluss am 22. Juni 1978 wurden die Bezirksvertretungen neu gebildet, so war es vom Gesetz „zur Bildung der Bezirksvertretungen in den kreisfreien Städten“ vorgesehen. Die Fünf-Prozent-Hürde für den Rat fiel erst im Jahr 1999.

Wahlschlappe nur schwer verdaut

Die Wahlschlappe bei der letzten Kommunalwahl im Mai 2014 hat die UWG nur schwer verdaut. Von normalerweise immer rund 6000 Wählerstimmen fiel die Wähleregemeinschaft auf 4000. Hülder: „Viele Parteien haben Stimmverluste hinnehmen müssen. Ich glaube, der Wähler hat Oppositionsparteien gesucht.“

Die nächste Kommunalwahl steht in zwei Jahren an. Und da ist Hülder zuversichtlich. „Ich habe das Gefühl, dass wir zusammen mit den Freien Bürgern wieder auf einem guten Weg sind.“ Und? Tritt Hülder noch einmal an? „Ich will zunächst einmal weitermachen“, sagt er. Was macht der politische Jubilar morgen, am Tag von 40 Jahren Bezirksvertretung? „Och“, meint er, „das ist doch ein Freitag.“