Wattenscheid. Ex-Popolski-Musiker betreut die DSDS-Siegerin als Gesangslehrer. Casting-Shows sieht der Wattenscheider skeptisch und setzt auf Individualität.

Mit „Der Popolski Show“ feierte er Erfolge auf den Bühnen und im Fernsehen. Als Gesangslehrer der Musik- und Kunstschule Duisburg unterrichtet der Wattenscheider Daniel Basso (50) seit einem Dreivierteljahr u.a. die neue „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) Siegerin Marie Wegener. Mit WAZ-Mitarbeiter Timo Gilke spricht Basso über Casting-Shows, den Musik-Nachwuchs und eigene (Bühnen-)Erfahrungen.

Sorge um Menschen

Ihre Schülerin Marie Wegener (16) aus Duisburg hat die 15. Staffel von DSDS gewonnen. Hat sie Sie vor ihrer Teilnahme nach Ihrer Meinung gefragt?

Daniel Basso: Ja, und ich hab ihr zunächst davon abgeraten, weil ich mir Sorgen um Menschen mache, die sich der DSDS-Mühle aussetzen. Zum Glück hat sie mitgemacht. Ich bin erleichtert, ihr letztlich doch nicht den falschen Rat gegeben zu haben.

Projekte, Studio und das Duo „Looper Lounge“

Neben seiner Tätigkeit als Gesangslehrer in Duisburg, die der Wattenscheider Daniel Basso seit über 20 Jahren ausübt, verfolgt er weiterhin eigene Projekte, vor allem „Looper Lounge“: „Es ist ein vielseitiges Duo mit dem Gitarristen Mirko Van Stiphaut. Zusammen mit ihm und Achim Hagemann habe ich damals die „Popolski Show“ gegründet.“ Durch sogenannte „Loops“ – live eingespielte Passagen, die automatisch wiederholt werden – erzeugt das Duo „Looper Lounge“ Bandsounds oder orchestrale Arrangements.

Im Sommer plant Basso, eigene Demos im Studio aufzunehmen: „Vielleicht kommt auch die eine oder andere Schülerin dazu, auch für Marie hätte ich passende Lieder.“

Musikindustrie

Warum machen Sie sich Sorgen um die Teilnehmer solcher Shows?

Die meisten sind leider Verlierer und verlieren dabei vielleicht mehr als nur einen Wettbewerb, sondern eventuell auch ihr eigenes Selbstwertgefühl. Wettbewerb und Singen passen für mich eigentlich nicht gut zusammen. Häufig wird der Interpret nur mit dem Original verglichen. Der eigene Stil findet nur selten Beachtung, man greift gerne auf Bekanntes zurück. Das ist auch ein Spiegel der Musikindustrie.

Warum hat sich Ihre Meinung dann doch geändert?

Lustigerweise hat mich u.a. mein 13-jähriger Sohn davon überzeugt, dass es für Marie gut sein könnte. Durch ihre Teilnahme bei „The Voice Kids“ war sie mental top vorbereitet, hatte vorher schon viele Auftritte und so die professionellen Voraussetzungen. Und ihre Mutter unterstützt sie sehr.

© Huhn

Songs einstudiert

Haben Sie sich gemeinsam auf DSDS vorbereitet?

Ja, wir haben ein paar Songs einstudiert. In den letzten Wochen war mein Einfluss fachlich aber nur noch selten möglich, da Marie für die Vorbereitungen der Shows überwiegend in Köln war und schon allein aus Zeitgründen nicht mehr zu Gesangsstunden kommen konnte.

Haben Sie jetzt noch Kontakt?

Wir schreiben uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten, aber ich halte mich sehr zurück. Wenn sie Hilfe braucht, kann sich Marie immer melden – wie alle meine Schüler.

Ist es ein Vorteil, dass Sie selbst Erfahrungen auf Bühnen und im TV gesammelt haben?

Unbedingt! Jede Erfahrung in diesem Bereich ist eine Hilfe. Es schadet nicht, Schüler auf verschiedene Dinge aufmerksam zu machen und sie mental vor allem auf Stresssituationen vorzubereiten. Auf der Bühne darf Stress nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.

Haben Sie einen Rat für den Nachwuchs, der den Durchbruch schaffen möchte?

So abgedroschen es auch klingt: Jeder muss sich selbst finden. Ich versuche, dabei nur zu helfen. Besonders wichtig ist auch, dass man die richtigen Songs in optimalen Tonarten findet und dann schaut, wie eigenständig die Interpretationen werden können.

Wann greifen Sie konkret ein?

Haben sich Sänger gefunden, muss ich als Gesangslehrer das jeweilige Talent erkennen und sie auf die richtige Spur bringen. Je eigenständiger man selbst wird, umso einzigartiger wird der Sänger als Künstler. Prince oder David Bowie erkennt man sofort, man muss nicht mehr vergleichen.