Wattenscheid. Minister Stephan Holthoff-Pförtner und Botschafter Reinhard Silberberg diskutieren mit Pestalozzi-Zehntklässlern das große Thema „Europa“.

Europa in den Blickpunkt genommen haben 120 Zehntklässler der Pestalozzi-Realschule. Gestern konnten sie ihre Fragen hochkarätigen Experten stellen. Der NRW-Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales, Stephan Holthoff-Pförtner, und Botschafter und Ständiger Vertreter Deutschlands in der Europäischen Union, Reinhard Silberberg, besuchten die Schüler, um mit ihnen über das große Thema „Europa“ ins Gespräch zu kommen. Beide brachten ihre Sichtweisen, Fakten und Argumente für die Jugend sehr verständlich rüber. Bereits im Unterricht hatten die Schulabgänger in spe die EU und alles, was mit der Union zusammenhängt, bearbeitet. Umso besser waren sie auf die Gesprächsrunde mit dem Minister und dem Botschafter vorbereitet.

Botschafter Reinhard Silberberg, der ständige Vertreter Deutschlands in Europa, und Stephan Holthoff-Pförtner, NRW-Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales besuchen die Realschüler.
Botschafter Reinhard Silberberg, der ständige Vertreter Deutschlands in Europa, und Stephan Holthoff-Pförtner, NRW-Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales besuchen die Realschüler. © Svenja Hanusch

Europa ist Zukunft

Minister Holthoff-Pförtner gab gleich in der Vorstellungsrunde bekannt: „Ich bin in der Fan-Kurve von Europa ganz vorne.“ Und: „Wie wir hier und heute leben können, ist nicht selbstverständlich.“ Damit erinnerte er an die vielen Jahre, in denen es in Europa nicht nur Grenzen, sondern Todesstreifen gegeben hat. „Heute haben wir weitgehend Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und in vielen, wenn auch nicht in allen EU-Ländern, Pressefreiheit.“ Botschafter Silberberg: „Europa ist die Zukunft.“

Minister Holthoff-Pförtner ist Fan von Europa.
Minister Holthoff-Pförtner ist Fan von Europa. © Svenja Hanusch

Themen-Palette

Die Schüler, viele von ihnen mit Migrationshintergrund, hinterfragten die gesamte Palette europäischer Themen: Gemeinsamkeiten wie Unterschiede, Werte, wirtschaftliche Lagen, Populismus und Separatismus, den Ausstieg Großbritanniens aus der EU, die Aufnahme weiterer Staaten in die EU. Auch die Individualitätswahrung einzelner Mitgliedsstaaten, Globalisierung sowie Handel und Wirtschaft und vor allem die Flüchtlingskrise kamen zur Sprache.

Schulleiterin Silvia Zens begrüßt die Gäste.
Schulleiterin Silvia Zens begrüßt die Gäste. © Svenja Hanusch

Allein gelassen

Ob der Zuwandererstrom Europa verändert habe, wollten die Zehntklässler wissen. Silberberg: „Ja, zumal Italien sehr viele Flüchtlinge aufgenommen und sich damit allein gelassen gefühlt hat, und Ungarn die Grenzen dicht gemacht hat.“ Dabei müsse bedacht werden, dass viele Menschen vor dem Krieg aus ihrem Land geflohen seien, andere aber aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa kommen wollen. „Da stellt sich in der EU die Frage, wie halten wir beide auseinander?“

Derzeit würden in Brüssel Verhandlungen geführt, auch mit dem Einsatz der Finanzschraube als Instrument, wenn Länder sich verweigern. „Das ist wie für Euch das Streichen des Taschengeldes, etwa wegen einer schlechten Note“, so Silberberg.

Minister lädt Schüler zu Berlin-Besuch ein

Minister Holthoff-Pförtner hat die Zehntklässler zu einem Besuch der NRW-Landesvertretung in Berlin eingeladen.

Schulleiterin Silvia Zens begrüßte die Gäste und dankte für die Bereitschat, den Schülern Rede und Antwort zu stehen. Die Moderation übernahmen die Schüler T obias Westerhoff und Johannes Becker.

„Knete-Keule“

Auch die EU-Beziehungen zu Russland, China und den USA waren Thema. Wobei sowohl Botschafter als auch Minister Holthoff-Pförtner deutlich machten, dass die Regierungen vieler Länder, ob Ungarn und Polen, die keine Flüchtlinge aufnehmen wollen, oder auch China und Russland oftmals nicht mit der Zivilbevölkerung über einen Kamm zu scheren seien. Holthoff-Pförtner: „Der Westen ist nicht gegen Russland. Wir haben nur etwas dagegen, wie gewählt wird. Die Bevölkerung in Ungarn und Polen sagt, ,lasst uns nicht allein’.“ Das Instrument „Knete-Keule“ sehe der Minister als „extrem schwierig“ an. Aber: „Man muss korrigieren, wenn Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Gefahr geraten.“