Wattenscheid. . Vielfältige Beratung bei der Awo im Centrum Cultur für erwachsene Migranten. Nach der Sicherung der neuen Lebensgrundlage folgt erst der Aufbau.

Das Symbol für ihre Arbeit schlechthin zaubert Asiye Yıldırım und Mustafa Çalıkoğlu ein Schmunzeln ins Gesicht: „Die Tüte Papier“, das ist es, was die meisten Zuwanderer über 27 Jahren dabei haben, wenn sie im Centrum Cultur der Arbeiterwohlfahrt am August-Bebel-Platz 2a Rat und Hilfe suchen.

Allein im vergangenen Jahr waren dies 583 Personen, 346 Männer, 237 Frauen, im Bochumer Rathaus noch einmal 160. Mit diesen insgesamt 743 Menschen wurden 953 Beratungstermine durchgeführt und anschließend 307 von ihnen in Sprachkurse vermittelt. Und dieses Angebot stemmen in Wattenscheid eben diese zwei mit jeweils einer halben Stelle.

Stellenwert der Mund-zu-Mund-Propaganda

Asiye Yıldırım vom Fachdienst für Integration und Migration im Gespräch mit einem syrischen Migranten im Centrum Cultur der Awo.
Asiye Yıldırım vom Fachdienst für Integration und Migration im Gespräch mit einem syrischen Migranten im Centrum Cultur der Awo.

Die Mund-zu-Mund-Propaganda bekommt dabei einen immensen Stellenwert. Denn über Besuche der verschiedenen Angebote werden Kontakte unter den Migranten weitergegeben, Gruppen im Hause gebildet oder wahrgenommen, und vor allem bildet die Sprache auch die oft entscheidende Brücke zur Integration im fremden Deutschland, erfahren die Berater immer wieder.

Und über die Sprache entsteht auch erst ein Ansatz, das Sozialsystem zu erfassen und über die garantierten Leistungen eine neue Lebensgrundlage zu bilden.

Einfacher ohne religiöse Bindung

Die Schwelle liegt gerade für Flüchtlinge aus islamischen Herkunftsländern niedriger, zeigt sich hier, weil die Awo nicht religions-oder kirchlich gebunden arbeitet. „Aber wir machen hier auch keine Rechtsberatung“, muss Çalıkoğlu immer wieder klarstellen. Und auf die Erstberatung – nur zu den Sprechzeiten – werden oft noch eigene Termine zum Ausfüllen der verschiedenen Fragebögen ausgemacht. Denn mit Instanzen wie etwa Jugendamt, Arge oder Sozialverwaltung seien Migranten häufig überfordert.

Städte sollen weniger Flüchtlinge bekommen

Menschen mit unklarem Status sollen vorerst länger in Landesunterkünften bleiben, verkündete das I ntegrationsministerium in Düsseldorf am Dienstag.

Die Kommunen sollen so entlastet werden und sich auf die Integration von Flüchtlingen mit Bleiberecht konzentrieren können.

„Und anders als Ämter haben wir einen sozialpädagogischen Ansatz“, erläutert Yıldırım, Fachberaterin für erwachsene Migranten (MBE). Damit könnten dann auch eigene Aktivitäten der zunächst Hilfesuchenden angestoßen werden, manchmal sogar der Weg in die berufliche Selbständigkeit nach üblicherweise einem bis drei Jahren Beratung, Begleitung und Unterstützung.

Fragen rund um Pflegegeld und Renten

Einen beträchtlichen Teil der Beratungszeiten nehmen inzwischen auch die Altmigranten in Anspruch, um Fragen rund um Schwerbehinderung, Pflegegeld oder Rente zu klären.

Sprechstunden im Centrum Cultur sind dienstags von 9 bis 12 Uhr, donnerstags von 10 bis 12 Uhr und nach Terminabsprache, im Rathaus, Willy-Brandt-Platz 8, 2. Etage, Raum 32, Zugang über den Eingang Bürgerbüro, montags von 14 bis 16 Uhr.