Wattenscheid. Wenn das geliebte Haustier stirbt, sorgt Tierbestatter Reinhard Schmidt für einen würdigen Abschied und eine bleibende Erinnerung.
Stirbt Mimi, leidet die Familie Höllenqualen. Muss Bello eingeschläfert werden, ist die Trauer grenzenlos. „Der Tod eines liebgewonnenen Haustieres ist ein schlimmer, schmerzvoller Verlust”, weiß Reinhard Schmidt. Als Tierbestatter sorgt er für einen würdigen Abschied und eine bleibende Erinnerung.
Über 23 Mio. Haustiere tapsen, rennen, flattern und hoppeln durch jede zweite deutsche Wohnung. Die Katzen (7,2 Mio.) haben sich an die Spitze geschnurrt. Es folgen Hunde (5 Mio.), Vögel (4,7 Mio.) und 5,8 Mio. Kleintiere wie Meerschweinchen, Hamster und Kaninchen.
Zahllose Tränen
„Ob Kind oder Erwachsener, ob Frau oder Mann: Für viele Tierliebhaber bricht eine Welt zusammen, wenn ihr Gefährte stirbt. Bei mir sind schon zahllose Tränen geflossen”, sagt Reinhard Schmidt. Im Ladenlokal an der Bochumer Straße 172 offeriert der 56-Jährige eine der außergewöhnlichsten Dienstleistungen im Stadtgebiet: die „Tierbestattung im Rosengarten”.
2004 hatte der gelernte Elektriker seinen Job verloren. Daheim an der Elisabethstraße weckte ein TV-Bericht über einen Tierbestatter in Bayern sein Interesse. „Sofort war die Idee da: Das mache ich auch!” Anfangs als Selbstständiger, inzwischen als Angestellter, kooperiert Schmidt mit dem „Kleintierkrematorium im Rosengarten” in Badbergen (Landkreis Osnabrück). Die Filiale an der Bochumer Straße ist mit zwei Vollzeitkräften und zwei Aushilfen für das Ruhrgebiet zuständig. Kunden- oder Umsatzzahlen gibt der Wattenscheider nicht preis. „Nur soviel: Es geht stetig aufwärts.”
Respektvoller Abschied
Im heimischen Garten dürfen nur tote Kleintiere vergraben werden. „Hunde und Katzen fallen nicht in diese Katagorie”, betont die Stadtverwaltung. Immer mehr Tierfreunde bringen es jedoch nicht übers Herz, ihren Liebling „der Restmüllverwertung zu überlassen”, wie es der Tierbestatter nennt. Sie wollen respektvoll Abschied nehmen – und entscheiden sich für eine Einäscherung im niedersächsischen Krematorium.
Bei der „Sammeleinäscherung” wird das Tier gemeinsam mit anderen Kadavern in Badbergen verbrannt, die Asche im dortigen Rosengarten verstreut. „Das ist zwar preisgünstiger. Die allermeisten Kunden wählen aber die Einzeleinäscherung”, berichtet Reinhard Schmidt. Dabei wird (oft im Beisein der „Hinterbliebenen”) jedes verstorbene Tier separat in die Brennkammer geschoben; die Halter bekommen die Asche zurück. Die Kosten für die Kremierung richten sich nach dem Gewicht der Tierkörper und reichen bis zu 270 Euro (45 bis 100 kg).
Urnen in Katzenform
Der Bestatter hält eine Vielzahl an Urnen bereit. „Nicht wenige Kunden möchten neutrale Behältnisse, die nicht sofort als Urnen erkennbar sind. Doch wir verkaufen durchaus auch Urnen in Katzenform”, so Schmidt. Neu im Sortiment: ein Gefäß, auf das ein Airbrush-Künstler ein Bild des verstorbenen Tieres nebst Geburts- und Todestag aufsprüht.
Wer der Einäscherung nicht beiwohnen will oder kann, erhält die Urne samt Asche per Boten frei Haus. Allein gestern Morgen standen an der Bochumer Straße sieben Behälter zur Auslieferung bereit. „Die Kunden warten sehnsüchtig darauf”, weiß Reinhard Schmidt und macht sich auf den Weg. Wenig später haben die Mimis, Bellos & Co. ihre letzte Ruhestätte auf Regalwänden oder Schränken gefunden.