Wattenscheid. Das Zoomobil des Tierparks Bochum besucht Tagespflege an der Schulstraße. Handstücke und Tiere zum Anfassen wecken Erinnerungen und informieren.

Berührungsängste? Kaum. Interesse überwog klar in der Awo-Tagespflege für Senioren in Leithe. Dort war das Zoomobil des Tierparks Bochum zu Besuch – mit Exponaten und lebenden Begleitern.

Wer Lust hatte, durfte Königspython „Marilyn“ sanft streicheln.
Wer Lust hatte, durfte Königspython „Marilyn“ sanft streicheln. © Joachim Haenisch

Tobias Menig geht mit einem Stück Fell die Runde ab. 19 Senioren tasten, fühlen und raten, um welches Tier es sich wohl gehandelt haben könnte. Immer wieder redet der Mitarbeiter des Tierparks die Teilnehmer mit ihren Namen an, stellt Fragen: „Haben Sie denn schon einmal eine Kuh in echt gestreichelt?“

Haptische Wahrnehmung ist wichtig

Das weckt Erinnerungen, etwa an das bäuerliche Leben. Menigs Kollegin Petra Theiß reicht im Anschluss das passende Foto des Tieres herum. Auch Fuchs und Schlangenhaut (vom Zoll beschlagnahmt) machen die Runde. Das haptische Wahrnehmen ist zentraler Bestandteil. „Eine Schildkröte habe ich auch einmal gehabt,“ erinnert sich eine Seniorin, als sie einen Panzer in den Händen hält.

Echten Pelz braucht es nicht

Die Exponate verknüpfen Menig und Theiß mit Informationen, am besten auch visuell und durch das stetige Einbinden der Senioren: Plüschsalat und Stoffgurke zeigen, was auf dem Speiseplan einer Landschildkröte steht. Menig: „Sie ernähren sich vegetarisch. Ihre Verwandten, die Meeresschildkröten, haben es hingegen auf Quallen abgesehen.“ Problematisch: „Plastiktüten und -abfälle ähneln der Beute und sind eine große Gefahr für die Schildkröten.“

Diese Schlangenhaut wurde vom Zoll beschlagnahmt.
Diese Schlangenhaut wurde vom Zoll beschlagnahmt. © Joachim Haenisch

Assoziationen zwischen Schlangenhaut und Schuhen oder Fuchsfell und Pelz werden von den Tierpark-Mitarbeitern vorsichtig aufgelöst. Wer bewusst lebe, der trage zum Glück keinen Pelz mehr. Traurig seien Schuhe oder Geldbeutel als Schlangenhaut, denn dafür müsse das Reptil schließlich getötet werden.

Die beiden sind routiniert und treffen den richtigen, ruhigen Ton: „Wir schauen uns die Gruppen vorher an und entscheiden dann über die genaue Herangehensweise“, so Menig.

Menschen Kontakt zu Tieren ermöglichen

Petra ten Dam, Leiterin der Tagespflege an der Schulstraße 16, freut sich: „Es ist spannend, Menschen hier die Möglichkeit zum Kontakt zu ermöglichen. Nicht jeder Senior kann noch selbst in den Tierpark gehen.“ Daher stellte die Awo-Einrichtung den Kontakt zum neuen Zoomobil des Tierparks her.

Auch interessant: Während sich Schlangen in freier Wildbahn etwa „alle sechs Monate häuten, passiert dies bei unseren Reptilien ungefähr einmal pro Monat“, informiert Petra Theiß. Im Tierpark werde hochwertiges Futter produziert, was zu einem schnelleren Wachstum beitrage.

Buchungen des Zoomobils unter Tel. 0234/950 29 23. Weitere Informationen zu Preisen und Paketen auf der Homepage des Tierparks.

Neugierde besiegt Urängste

Als „Marilyn“ ihren großen Auftritt hat, wird so manche Urangst doch wieder geweckt. Eine Seniorin verlässt lieber mal kurz den Raum, als Petra Theiß behutsam die Königspython-Dame aus einem Beutel und einer speziellen Transportbox herausnimmt und ihrem Kollegen Menig übergibt. Bei fast allen siegt jedoch die Neugierde, als sich Marilyn züngelnd vorstellt. „Sanft streicheln und nicht nach dem Kopf greifen“, erklärt Menig den richtigen Umgang mit dem Reptil. Auf Marilyn folgen zwei Stabschrecken, die mit ihren dürren, braunen Körpern und langen Beinen einem Ast ähneln und sich so vor ihren natürlich Feinden tarnen.