Wattenscheid. . Stadt zentralisiert Kfz-Zulassungsverfahren beim Straßenverkehrsamt. Neue Kennzeichen gibt es nur noch in Bochum. Geschäften fehlen Einnahmen.
Im November 2012 feierten sie die langersehnte Rückkehr. Aus kultigen Sammlerstücken und „Ehrenplaketten“ an gehegten Oldtimern wurden wieder aktuelle Zeichen der Verbundenheit: Die WAT-Kennzeichen waren zurück im Straßenverkehr. 13 326 Fahrzeuge (Stand: Januar) fahren mittlerweile wieder unter Wattenscheider Flagge. Um WAT zu bekommen, müssen Bürger seit Anfang 2018 jedoch wieder nach Bochum.
Was seit 2000 direkt im Bürgerbüro im Wattenscheider Rathaus – und den weiteren Bezirksverwaltungsstellen in ganz Bochum – erledigt werden konnte, erfordert wieder den längeren Weg zum Straßenverkehrsamt in Hofstede (Bulksmühle 17). Ursache waren „Optimierungsmöglichkeiten“ der vormals dezentralen Struktur.
Das ist im Bürgerbüro noch möglich
Anschriften- und Namensänderungen, sofern das Fahrzeug bereits in Bochum gemeldet ist, sind weiterhin im Bürgerbüro im Rathaus (Friedrich-Ebert-Straße 7) möglich. Ebenso die Beantragung von Feinstaubplaketten und Bewohnerparkausweisen.
Beides mache etwa die Hälfte aller Kfz-Angelegenheiten aus, so die Verwaltung.
250 000 Euro Mehrkosten jährlich eingespart
Die Verwaltung hatte 2017 mitgeteilt, dass eine Umstellung der Software für Kfz-Zulassungsverfahren hohe Lizenzgebühren erfordere. 250 000 Euro Mehrkosten pro Jahr wären allein an Gebühren angefallen, hätte man den Service in allen Bürgerbüros aufrechterhalten. Weiterhin wurde argumentiert, dass im Jahr 2016 knapp neun von zehn Kfz-Angelegenheiten bereits beim Straßenverkehrsamt vorgenommen wurden. Das Aus für die Zulassungsverfahren „vor Ort“ war beschlossen.
Umsätze brechen in Wattenscheid weg
Den Einsparungen der Verwaltung stehen zeitaufwendige und auch kostspieligere Anfahrten der Bürger entgegen. Und Umsatzeinbußen bei den hiesigen Schildermachern.
„Die Maschine steht zwar noch hier, aber auch still“, sagt etwa Günter Hollat. In seinem Gravuren-Geschäft am August-Bebel-Platz zählten Autokennzeichen, vor allem nach der WAT-Rückkehr, zu einer guten Einnahmequelle. „Rund 700 Schilder haben wir 2017 noch gemacht. In diesem Jahr geht es gegen Null, es ist komplett weggebrochen“, beschreibt der 59-jährige Inhaber die heutige Lage. Nicht nur deshalb denkt Hollat über die Zukunft seines Ladens im Allgemeinen nach.
„Andere mussten schließen“
Bereits abgeholt wurde die Maschine einige Meter weiter an der Friedrich-Ebert-Straße. Zwar werden „Autoschilder“ außen noch beworben, die Sparte wurde aber zwangsläufig aufgegeben, sagt Murat Can: „Es ist eine Katastrophe, dass man hier keine neuen Kennzeichen mehr bekommt. Bei mir ist es zum Glück nicht das Hauptgeschäft gewesen, andere mussten aber schließen.“
Deutliche Worte vom Inhaber von M&C, der nun Handyreparaturen und den Paketservice ausweiten müsse, um die Ausfälle zu kompensieren. „Am meisten geärgert hat mich, dass es keine richtige Bekanntmachung gab. Anfang Januar haben wir uns gewundert, als zunächst nur drei Leute kamen, dann gar keiner mehr, um sich ein Kennzeichen machen zu lassen.“
Ein Stück weiter in Richtung Hüller Straße werden „Autoschilder“ in Schwarz auf gelbem Grund angeboten. Der Zusatz „Sofort + Preiswert“ setzt sich in Rot ab. Die heruntergelassenen Rollladen des kleinen Geschäftes gegenüber vom Rathaus zeigen hingegen seit längerem nur noch Grau und Braun – geschlossen.