wattenscheid. . Die aktuelle Höntroper Gänsereiter-Zeitung bietet Anekdoten und Infos – auch zum neuen Gänsereiten ohne echte Gans.
Mit 116 Seiten liegen sie drüber, aber die karnevalistische Numerologie beherrschen sie aus dem Eff-Eff: Die 99. Ausgabe der Höntroper Gänsereiter-Zeitung im 111. Jahr seit 1907 wird, wie gewohnt, am Donnerstag vor dem Biwak auf dem Alten Markt in einer Auflage von 3500 Exemplaren vorliegen, also nachmittags am 1. Februar.
Den 1. April hätten die „Querschläger“, acht Redaktionsmitglieder und etwa 40 ungenannte Zulieferer, mit manchem Geistesblitz sicherlich auch bereichern können, betrachtet man die Vorabfassung, die sie im Vereinsheim am Höntroper Gänsereiterweg dem Lektorat einer munteren Tafelrunde mit immerhin vier Damen beim traditionellen „Zeitunglesen“ präsentierten.
Humorige Seitenhiebe
Die Freigabe durch den Oberschulten, aktuell Markus Oskamp, gehört zur Tradition. Seit 1977 versteht die Mannschaft ihren Auftrag als „respektlos“, unterstreichen Julian Meischein und Guido Ortwein, „aber mit Unterstützung des Clubs“. Ein Jahr bietet ihnen schließlich auch viel Stoff für humorige Seitenhiebe, auch als gereimte Vierzeiler-Moritat, das „Geschehen in Höntrop, Wattenscheid und der Welt“ mit spitzer (Gänse-)Feder aufzubereiten.
Besonders eine große Neuerung schlägt sich zwangsläufig und mit Spannung erwartet in der neuen Ausgabe nieder. Thema ist natürlich die wohl „zweite Revolution nach 1806“, als der damalige Herzog von Westfalen das Reiten auf lebendige Gänse unter Strafe stellte.
Reiten ohne echte Gans
Für 2018 ist nun auch der Verzicht auf bereits vorher getötete Gänse verkündet. „Das Reiten am Rosenmontag wird damit anders aussehen als in den letzten 200 Jahren“, unterstreicht Redaktionschef Julian Meischein ernst, weist aber auch deutlich darauf hin, dass „der Club dies eigenständig entschieden hat“. Nun kann sich also der erste Kunstgans-König beim anschließenden Umzug feiern lassen.
Immerhin haben sich die Höntroper bei den befreundeten Gänsereitern in Essen-Freisenbruch überzeugen lassen, dass dort seit dem Verzicht auf echte Gänse die steigenden Zuschauerzahlen für eine wachsende Anziehungskraft sprächen. Und in Höntrop finden sich unter den 160 Mitgliedern viele junge Aktive, auch in Funktionen. Grund genug, optimistisch den Wahlspruch zu unterstreichen: „Mit frischem Wind, froh und heiter, führ’n wir alte Traditionen weiter.“ Als Ursprung des Ritts um die Königswürde im Südpark gilt, dass spanische Soldaten während des spanisch-niederländischen Erbfolgekrieges etwa um 1598 in der Umgebung Reiterspiele zur Unterhaltung abhielten.